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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Handelsvereinbarungen, ja sogar zu militärischer Kooperation und Konzessionen von strategischer Bedeutung.«
    »Ich sehe keine Gelegenheit.«
    »Wir sind nur fünf Stunden von ihrer Position entfernt.«
    Schukow runzelte die Stirn. »Sie haben es ausgerechnet?«
    »Geschätzt. Aber es ist eine gute Schätzung. Und wenn wir diesen unglücklichen Leuten helfen würden, die auf einem Eisberg gestrandet sind, wären wir Helden. Auf der ganzen Welt. Verstehen Sie? Und damit hätte sich auch Rußland heldenhaft benommen.«
    »Sie wollen sie retten?« fragte Schukow und blinzelte vor Überraschung.
    »Schließlich würden wir damit das Leben von acht geschätzten Wissenschaftlern aus einem halben Dutzend Ländern retten, einschließlich das des Neffen des ermordeten Präsidenten. Solch eine propagandistische Gelegenheit, seinen guten Willen zu zeigen, ergibt sich jedes Jahrzehnt nur einmal.«
    »Aber wir brauchen von Moskau die Erlaubnis.«
    »Natürlich.«
    »Um die schnelle Antwort zu bekommen, die Sie brauchen, müßten Sie Ihr Gesuch über die Satellitenverbindung senden. Und um den Satelliten zu benutzen, müßten wir auftauchen.«
    »Das weiß ich.«
    Die Laserantenne und die zusammenklappbare Empfangsschüssel waren auf der Finne des U-Boots angebracht, der großen, flossenähnlichen Erhebung auf dem Hauptdeck, auf der sich ebenfalls die kleine Brücke, Funk- und Radarmasten, Periskope und Schnorchel befanden. Sie mußten auftauchen, damit die Computer eine Reihe russischer Telekommunikationssatelliten erfassen konnten und die Laser richtig funktionierten. Doch auch, wenn diese Aufgabe der Geheimhaltung für ein Schiff wie die Pogodin ein Nachteil war, hob die unglaubliche Schnelligkeit der Laserübertragung die negativen Faktoren wieder auf. Von praktisch jedem Ort auf der Welt konnte man eine Nachricht nach Moskau schicken und sofort eine Bestätigung erhalten.
    Emil Schukows langes, düsteres Gesicht wurde plötzlich von Beklemmung überschattet, denn ihm war klar geworden, daß er sich entweder der einen oder der anderen Autorität widersetzen mußte — entweder dem Kapitän selbst oder den Vorgesetzten des Kapitäns in Moskau. »Wir haben einen Spionageauftrag, Herr Kapitän. Wenn wir auftauchen, würden wir die gesamte Mission in Gefahr bringen.«
    Mit einem Finger zog Gorow einen Breitengrad auf der erhellten Oberfläche des elektronischen Kartentisches nach. »Wer würde uns so hoch im Norden, mitten in einem tobenden Wintersturm, schon sehen? Wir müßten auftauchen, die Nachricht abschicken und die Bestätigung empfangen können, ohne daß jemand uns bemerkt.«
    »Ja, schon, aber wir haben den Befehl, völlige Funkstille zu bewahren.« Gorow nickte ernst, als wolle er sagen, er habe bereits darüber nachgedacht und sei sich der schrecklichen Verantwortung bewußt. »Als mein Sohn starb, hat Moskau die Funkstille gebrochen.«
    »Da ging es um Leben und Tod.«
    »Auch hier sind Menschenleben in Gefahr. Natürlich haben wir den Befehl, Funkstille zu bewahren. Ich weiß, was es heißt, diesen Befehl zu mißachten. Andererseits hat der Kapitän bei einem Notfall die Befugnis, nach reiflicher Überlegung dem Ministerium gegenüber ungehorsam zu sein.«
    Schukow runzelte so angestrengt die Stirn, daß die Linien in seinem langen, schmalen Gesicht so tief wie Wunden wirkten. »Ich bin mir nicht so sicher, ob man dies einen Notfall nennen kann«, sagte er dann. »Zumindest nicht die Art von Notfall, die sie im Sinn hatten, als sie die Regeln schrieben.«
    »Nun, ich würde es so nennen«, sagte Gorow und sprach damit eine leise, aber nicht besonders feinfühlige Herausforderung aus.
    »Wenn alles vorbei ist, werden Sie sich vor dem Untersuchungsausschuß der Marine verantworten müssen«, sagte Schukow. »Und da es sich um eine Spionagemission handelt, werden auch die Geheimdienste einige Fragen haben.«
    »Natürlich.«
    »Und die bestehen zur Hälfte aus ehemaligen KGB-Leuten.«
    »Vielleicht.«
    »Bestimmt.«
    »Ich bin darauf vorbereitet«, sagte Gorow.
    »Auf eine Befragung. Aber auch darauf, was die Geheimdienste vielleicht mit Ihnen anstellen werden?«
    »Auf beides.«
    »Sie wissen, wie sie sind.«
    »Ich kann ganz schön zäh sein. Mütterchen Rußland und die Marine haben mich Ausdauer gelehrt.« Gorow wußte, daß sie sich den letzten sechzehn Takten der Melodie näherten. Das Crescendo stand unmittelbar bevor. »Es wird auch um meinen Kopf gehen«, sagte Schukow mürrisch, als er den Ausdruck über den

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