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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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die Wellen sich wie Kräuselungen in einem Ozean aus kaltem Sirup hoben. Jede Minute war eine Stunde.
     
    Päng!
    Funken schossen aus den Abzugsöffnungen im Stahllegierungsgehäuse des Hilfsbohrers. Er knatterte, stotterte und setzte aus.
    Roger Breskin hatte ihn bedient. Mit einem »Verdammte Scheiße!« drückte er auf den Einschaltknopf.
    Als der Bohrer nicht ansprang, trat Pete Johnson zu ihm und kniete nieder, um sich das Gerät anzusehen.
    Alle anderen drängten sich um sie; zweifellos rechneten sie mit dem Schlimmsten. Sie waren, dachte Harry, wie Gaffer nach einem Autounfall — abgesehen davon, daß es sich bei den Leichen in diesen Trümmern um ihre eigenen handeln konnte.
    »Was ist los damit?« fragte George Lin.
    »Du mußt das Gehäuse auseinandernehmen, um den Fehler zu finden«, sagte Fischer zu Pete.
    »Ja, aber ich muß das Scheißding nicht auseinandernehmen, um zu wissen, daß ich es nicht reparieren kann.«
    »Was meinst du damit?« fragte Brian.
    Pete deutete auf den Schnee und den gefrorenen Matsch um das zum Teil wieder geöffnete dritte Bohrloch. »Seht ihr diese schwarzen Stückchen?« sagte er.
    Harry bückte sich und studierte die auf dem Eis verstreuten Metallbrocken. »Getriebeteile.«
    Die anderen schwiegen.
    »Einen Defekt in der Verdrahtung könnte ich wahrscheinlich reparieren«, sagte Pete schließlich. »Aber wir haben kein Ersatzgetriebe.«
    »Und was nun?« fragte Brian.
    »Zurück in die Höhle«, sagte Fischer mit typisch deutschem Pessimismus. »Warten wir auf Mitternacht.«
    »Damit würden wir aufgeben«, sagte Brian.
    Harry erhob sich wieder. »Aber ich fürchte, mehr können wir im Augenblick nicht tun, Brian«, sagte er. »Den anderen Bohrer haben wir verloren, als mein Schlitten in die Gletscherspalte stürzte.«
    Dougherty schüttelte den Kopf. Er wollte nicht akzeptieren, daß sie nicht weitermachen konnten. »Claude hat doch vorhin gesagt, daß wir die Eisaxt und die elektrische Säge benutzen könnten, um uns den Weg durch das Eis zu bahnen und an die Sprengladungen heranzukommen ...«
    Der Franzose unterbrach ihn. »Das würde nur funktionieren, wenn wir eine Woche Zeit hätten. Mit dieser Methode brauchten wir sechs Stunden, wenn nicht sogar noch länger, um diese eine Bombe zu bergen. Es ist es nicht wert, all diese Energie aufzuwenden, um uns fünfzehn weitere Meter Sicherheit zu verschaffen.«
    »Na schön, packen wir alles zusammen«, sagte Harry und klatschte nachdrücklich in die Hände. »Fahren wir zurück. Es ist sinnlos, hier in der Kälte zu stehen und Körperwärme zu verlieren. Wir können in der Höhle darüber sprechen, wenn wir aus dem Wind heraus sind. Vielleicht fällt uns ja noch etwas ein.«
    Aber er hatte nicht mehr die geringste Hoffnung.
     
    Um 16 Uhr 02 meldete sich das Kommunikationszentrum, daß eine Nachricht vom Marineministerium eingetroffen war. Fünf Minuten später wurde die entschlüsselte Meldung auf die Brücke gebracht, wo Nikita Gorow sie mit einiger Beklommenheit las.

    MITTEILUNG
    MARINEMINISTERIUM
    ZEIT: 19:00 MOSKAU
    VON: WACHHABENDEM OFFIZIER
    AN: KAPITÄN N. GOROW
    BETREFF: IHRE LETZTE MITTEILUNG 34-D
     
    MITTEILUNG BEGINNT:
    IHR GESUCH WIRD VON ADMIRALITÄT GEPRÜFT STOP
    SOFORTIGE ENTSCHEIDUNG KANN NICHT GETROFFEN WERDEN STOP
    TAUCHEN SIE UND SETZEN SIE MISSION EINE STUNDE LANG PLANMÄSSIG FORT STOP
    SIE ERHALTEN NEUE BEFEHLE UM 17:00 UHR IHRER ZEIT STOP

    Gorow war enttäuscht. Die Unentschlossenheit des Marineministeriums erhöhte seine Anspannung beträchtlich. Die nächste Stunde würde noch schwieriger für ihn werden, als die gerade vergangene es schon gewesen war.
    Er wandte sich an die beiden anderen Männer. »Räumen Sie die Brücke.«
    Sie bereiteten sich auf das Tauchen vor. Die Beobachtungsposten kletterten durch den Kommandoturm hinab und bezogen Position an den Tauchrädern. Der Kapitän gab den Routinealarm — zwei kurze Stöße mit der elektronischen Sirene, die aus Lautsprechern in den Schotten eines jeden einzelnen Raums im Schiff erklangen — und verließ dann die Brücke und zog die Luke mit einem Taljereep zu.
    Der wachhabende Steuermannsmaat drehte das Handrad zu und sagte: »Luke gesichert.«
    Gorow eilte zum Kommandopult im Kontrollraum. Nach dem zweiten Signalton des Tauchhorns waren die Luftschächte in den Ballasttanks geöffnet worden, und das Meer war in den Raum zwischen den beiden Schiffshüllen geströmt. Nun beobachtete rechts von Gorow ein Maat ein Schaltbrett, auf dem eine rote

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