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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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habt doch sicher einige der Zeitungsberichte über ihn gelesen. Spanien... Afrika ... immer wieder hat er sein Leben aus Jux und Tollerei aufs Spiel gesetzt.«
    »Und?«
    »Selbstmörderische Neigungen«, sagte Lin, als hätten sie selbst darauf kommen müssen.
    Harry riß ungläubig den Mund auf. Dann wurde er wütend: »Willst du uns damit sagen, er sei zurückgeblieben, um zu sterben?«
    Lin zuckte mit den Achseln.
    Harry mußte nicht mal darüber nachdenken. »Großer Gott, George, nicht Brian. Was ist nur los mit dir?«
    »Vielleicht hat er sich verletzt«, sagte Pete. »Ein Sturz.«
    »Er ist auf den Kopf gefallen«, sagte Claude Jobert, »und konnte nicht mehr um Hilfe rufen, und wir waren so versessen darauf, hierher zurückzukommen, daß wir es nicht bemerkt haben.«
    Harry war skeptisch.
    »Das wäre möglich«, beharrte Pete.
    »Vielleicht«, sagte Harry zweifelnd. »Na schön, wir fahren zurück und suchen ihn. Du und ich, Pete. Zwei Schneemobile.«
    Roger trat vor. »Ich begleite euch.«
    »Wir beide werden schon damit fertig«, sagte Harry und schob schnell seine Brille an Ort und Stelle.
    »Ich bestehe darauf«, sagte Breskin. »Hör zu, Brian hat sich heute auf dem Eis verdammt gut geschlagen. Er hat nicht gezögert, als er auf den Vorsprung hinabsteigen mußte, um George zu bergen. Ich hätte zweimal darüber nachgedacht. Er aber nicht. Er hat es einfach getan. Und wenn ich jetzt in Schwierigkeiten steckte, würde er alles tun, was in seiner Macht steht. Das weiß ich. Also werde ich euch begleiten, ob ihr mich nun braucht oder nicht.«
    Soweit sich Harry erinnern konnte, war dies die längste Ansprache, die Roger Breskin seit Monaten gehalten hatte. Er war beeindruckt. »Also schön. Du kommst mit. Du bist einfach zu verdammt groß, als daß man mit dir streiten könnte.«
     
    Der Koch der Ilja Pogodin war ihr größter Schatz. Sein Vater war Küchenchef im Nationalrestaurant in Moskau gewesen, und von seinem Herrn Papa hatte er gelernt, mit Nahrungsmitteln Wunder zu wirken, gegenüber denen die biblische Geschichte der Brotlaibe und Fische nicht weiter bemerkenswert war. Seine Verpflegung war die beste der gesamten U-Boot-Flotte.
    Er hatte bereits damit angefangen, als ersten Gang des Abendessens Selianka zu kochen: Seehering mit Zwiebeln, Lorbeerblätter mit Eiweiß. Der Geruch zog von der Kombüse am Kommunikationszentrum vorbei und füllte dann die Zentrale aus.
    Als Gorow diese betrat, kam Sergej Beljaew, der wachhabende Tauchoffizier, aufgeregt zu ihm. »Herr Kapitän«, sagte er, »würden Sie mir helfen, vernünftig mit Leonid zu reden?« Er zeigte auf einen jungen Matrosen, der die Schalttafeln mit den Alarmanlagen überwachte.
    Gorow hatte es eilig, wollte aber nicht, daß Beljaew seine Anspannung bemerkte. »Was für ein Problem habt ihr denn?«
    Beljaew verzog das Gesicht. »Leonid hat die erste Wachschicht, und ich habe die fünfte.«
    »Na und?«
    »Ich habe ihm versprochen, wenn er die Schicht mit mir tauscht, werde ich ihn in Kaliningrad mit einer absolut tollen Blondine zusammenbringen. Diese Frau ist wirklich absolut umwerfend, ich schwör's Ihnen. Brüste wie Melonen. Sie könnte eine Steinstatue zum Leben erwecken. Aber der arme, dumme Leonid will nicht mit mir tauschen.«
    »Natürlich will er das nicht«, sagte Gorow lächelnd. »Was für eine Frau könnte denn schon aufregender sein als das Essen, das gerade für uns zubereitet wird? Außerdem ... wer ist denn schon so dumm und glaubt, daß eine absolut tolle Blondine mit Brüsten wie Melonen sich mit Ihnen einlassen würde, Sergej Beljaew?«
    In dem niedrigen Raum hallte Gelächter.
    »Vielleicht sollte ich ihm statt dessen ein paar Rubel anbieten«, sagte Beljaew mit breitem Grinsen.
    »Das hätte mehr Aussicht auf Erfolg«, sagte Gorow. »Noch besser wären amerikanische Dollar, wenn Sie welche haben.« Er ging zum Kartentisch, setzte sich auf einen der Stühle und schob Emil Schukow einen zusammengefalteten Ausdruck zu. Es war die Nachricht, die er vor ein paar Minuten durch den Kodierer und den Kommunikations-Computer hatte laufen lassen. »Da haben Sie noch etwas zu lesen«, sagte er leise.
    Schukow legte seinen Roman beiseite und schob die Brille mit dem Drahtgestell hoch, die seine lange Nase hinabgerutscht war. Dann faltete er das Blatt auseinander.

    MITTEILUNG
    MARINEMINISTERIUM
    ZEIT: 19:00 MOSKAU
    VON: WACHHABENDEM OFFIZIER
    AN: KAPITÄN N. GOROW
    BETREFF: IHRE LETZTE MITTEILUNG #34-D
     
    MITTEILUNG

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