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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Er holte den Text aber nicht auf den Bildschirm, weil er nicht wollte, daß Timoschenko und die anderen Techniker ihn lesen konnten. Nachdem er das dünne gelbe Blatt in einen Reißwolf geworfen hatte, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.
    Keine Minute war vergangen, bis die Mitteilung — nun entschlüsselt und in ihrem ursprünglichen Zustand — wieder in seinen Händen lag. Er hatte sich in kaum fünf Minuten einmal im Kreis bewegt: Der Ausdruck enthielt dieselben Zeilen, die er auf dem Kodierer geschrieben hatte, aber nun in der typischen Schrift des Computers. Er sah aus wie jede andere entschlüsselte Nachricht vom Ministerium in Moskau, und genau darauf hatte er es angelegt.
    Er wies den Computer an, alles, was sich gerade zugetragen hatte, aus seinen Dateien zu löschen. Damit war der Ausdruck der einzige Beweis, der von der Übung geblieben war. Nachdem Gorow den Raum verlassen hatte, würde Timoschenko nicht imstande sein, dem Computer Informationen darüber zu entlocken, was sich hier gerade zugetragen hatte.
    Er stand auf und ging zur offenen Tür. »Ach ja, Leutnant?« sagte er von dort aus.
    Timoschenko tat so, als würde er ein Logbuch studieren. Er schaute auf: »Ja, Herr Kapitän?«
    »Bei den Funksprüchen, die Sie abgefangen haben ... bei denen, die mit der Edgeway-Gruppe zu tun haben... wurde doch erwähnt, daß sie ein Funkgerät auf dem Treibeis haben.«
    Timoschenko nickte. »Sie haben natürlich ein ganz normales Kurzwellengerät dabei. Aber das meinen Sie sicher nicht. Sie haben auch einen Sender, ein Funkfeuer, das zehnmal pro Minute ein Signal von zwei Sekunden Dauer ausstrahlt.«
    »Haben Sie dieses Signal erfaßt?«
    »Vor zwanzig Minuten.«
    »Ist es ein starkes Signal?«
    »Allerdings, Herr Kapitän.«
    »Haben Sie eine Peilung?«
    »Jawohl, Herr Kapitän.«
    »Nun, dann überprüfen Sie sie noch mal. Ich werde mich in ein paar Minuten über die Sprechanlage bei Ihnen melden«, sagte Gorow. Dann kehrte er zu einem weiteren Gespräch mit Emil Schukow in den Kontrollraum zurück.
     
    Harry hatte Rita noch nicht erzählt, wie der Hilfsbohrer beschädigt worden war, als sie ihn schon unterbrach. »He, wo ist Brian?«
    Er drehte sich zu den Männern um, die die Eishöhle hinter ihm betreten hatten. Brian Dougherty war nicht unter ihnen.
    Harry runzelte die Stirn. »Wo ist Brian? Warum ist er nicht hier?«
    »Er muß doch irgendwo sein«, sagte Roger Breskin. »Ich sehe mal draußen nach.«
    Pete Johnson begleitete ihn.
    »Er ist wahrscheinlich hinter einen der Eishügel draußen gegangen«, sagte Fischer, obwohl er es eigentlich besser wissen müßte. »Bestimmt nichts Dramatisches. Wahrscheinlich mußte er nur mal aufs Klo.«
    »Nein«, widersprach Harry.
    »Er hätte jemandem Bescheid gesagt«, fügte Rita hinzu.
    Auf der Eishülle, weit entfernt von der Sicherheit der Station Edgeway, konnte niemand es sich leisten, sich wegen seiner Blasen- und Darmfunktionen zu zieren. Ihnen allen war klar, daß man mindestens eine andere Person darüber informieren mußte, welchen Hügel oder welche Auffaltung man sich aussuchte, um dahinter sein Geschäft zu verrichten. Brian kannte die Launen der Eishülle und des Wetters ganz genau und hätte den anderen Bescheid gegeben, wo sie suchen mußten, wenn er nach angemessener Zeit nicht zurückgekehrt war.
    Roger und Pete kamen keine zwei Minuten später wieder zurück, schoben ihre Brillen hoch und zogen die eisverkrusteten Schneemasken hinab.
    »Er ist nicht bei den Schlitten«, sagte Roger. »Wir haben ihn nirgendwo gesehen.« Seine grauen Augen, die normalerweise ausdruckslos waren, wirkten nun besorgt.
    »Wer ist mit ihm hierher zurückgefahren?« fragte Harry.
    Sie sahen einander an.
    »Claude?«
    Der Franzose schüttelte den Kopf. »Ich nicht. Ich dachte, er wäre mit Franz gefahren.«
    »Ich bin mit Franz gefahren«, sagte George Lin.
    Rita war fuchsteufelswild. Sie stopfte eine rötliche Haarsträhne unter die Kapuze zurück. »Um Gottes willen«, sagte sie, »habt ihr ihn in dem Durcheinander etwa zurückgelassen?«
    »Unmöglich. Wir können ihn nicht einfach vergessen haben.«
    »Außer, er hat es so gewollt«, schlug George Lin vor.
    »Warum sollte er denn zurückbleiben wollen?« fragte Harry verwirrt.
    Lin war von ihrer Besorgnis um Brian ungerührt. Er putzte sich gemächlich die Nase, faltete das Taschentuch penibel zusammen, steckte es in eine Tasche seiner Jacke zurück und zog den Reißverschluß zu, bevor er antwortete. »Ihr

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