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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sein Gesicht verzog sich. »O Gott, tut das weh.«
    Harry öffnete seine Thermoskanne. »Suppe?« fragte er.
    »Nein, danke. Rita hat mir 'nen viertel Liter eingeflößt. Noch einen Tropfen, und ich platze.« Er rieb seine Hände aneinander, anscheinend, um ein weiteres, besonders schmerzhaftes Stechen zu lindern. »Übrigens habe ich mich Hals über Kopf in deine Frau verliebt.«
    »Wer hat das nicht?«
    »Und ich wollte mich bedanken, daß du mich gesucht hast. Du hast mir das Leben gerettet, Harry.«
    »Ein neuer Tag, eine neue heldenhafte Tat«, sagte Harry und trank noch einen Schluck Suppe. »Was ist dir da draußen zugestoßen?«
    »Hat Rita dir das nicht erzählt?«
    »Sie meinte, ich sollte es lieber von dir selbst hören.«
    Brian zögerte. Seine Augen funkelten in den Schatten. »Jemand hat mir eins übergezogen«, sagte er schließlich.
    Harry wäre fast an der Suppe erstickt. »Dich ohnmächtig geschlagen?«
    »Ein gewaltiger Hieb auf den Hinterkopf.«
    »Das ist doch unmöglich.«
    »Ich kann's mit meinen Beulen beweisen.«
    »Zeig mal her.«
    Brian beugte sich vor und senkte den Kopf.
    Harry zog die Handschuhe aus und betastete den Schädel des Jungen. Die beiden Beulen waren gewaltig und ließen sich problemlos finden. Die eine war größer als die andere, beide auf dem Hinterkopf, die eine etwas höher und links von der anderen. »Gehirnerschütterung?«
    »Keins der Symptome.«
    »Kopfschmerzen?«
    »O ja. Du kannst dir nicht vorstellen, wie mir der Schädel dröhnt.«
    »Siehst du alles doppelt?«
    »Nein.«
    »Sprichst du schleppend?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher, daß du nicht ohnmächtig geworden bist?«
    »Eindeutig«, sagte Brian und setzte sich auf.
    »Wenn du ohnmächtig geworden bist, hättest du dir auch eine gewaltige Beule holen können. Vielleicht bist du auf eine Eiskante gefallen.«
    »Ich erinnere mich ganz genau, daß man mich von hinten geschlagen hat.« Seine Stimme klang hart vor Überzeugung. »Zweimal. In den ersten Schlag hat er nicht genug Kraft gelegt. Meine Kapuze hat ihn gedämpft. Ich bin gestolpert, konnte das Gleichgewicht bewahren, wollte mich umdrehen — und beim zweitenmal schlug er mich viel härter. Das Licht ging endgültig aus.«
    »Und dann hat er dich außer Sicht geschleppt?«
    »Anscheinend, bevor einer von euch mitgekriegt hätte, was passiert ist.«
    »Was nicht sehr wahrscheinlich gewesen wäre.«
    »Der Wind hatte aufgefrischt. Der Schnee fiel so dicht, daß ich keine zwei Meter weit sehen konnte. Er hatte eine ausgezeichnete Tarnung.«
    »Du behauptest, jemand habe versucht, dich zu ermorden?«
    »Ganz genau.«
    »Aber warum hat er dich dann in den Schutz dieser Eisplatte gezerrt? Hätte er dich einfach im Freien liegen lassen, wärest du in einer Viertelstunde erfroren.«
    »Vielleicht hat er gedacht, die Schläge hätten mich getötet. Außerdem hat er mich im Freien liegen lassen. Nachdem ihr weg wart, bin ich zu mir gekommen. Mir war elend, schlecht und kalt. Mir gelang es, mich aus dem Wind zu schleppen, bevor ich wieder ohnmächtig wurde.«
    »Ein Mord ...«
    »Ja.«
    Harry wollte es nicht glauben. Er hatte sowieso schon zuviel im Kopf. Für ein weiteres, ganz neues und überraschendes Problem war er nicht mehr aufnahmefähig genug.
    »Es ist passiert, als wir die dritte Bohrstelle verlassen wollten.« Brian hielt inne und zischte vor Schmerz. »Meine Füße. Mein Gott, wie heiße Nadeln, Nadeln, die man in Säure getaucht hat.« Er drückte die Knie kräftiger gegen die Harrys, doch nach etwa einer halben Minute entspannte er sich wieder. Er war zäh; er redete weiter, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. »Ich lud gerade ein paar Geräte in den letzten Anhänger. Alle waren beschäftigt. Der Wind war zu besonders starken Böen aufgefrischt, der Schnee fiel so dicht, daß ich euch nicht mehr sehen konnte. Dann schlug er zu.«
    »Aber wer?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Nicht mal aus dem Augenwinkel?«
    »Nein. Nichts.«
    »Hat er etwas zu dir gesagt?«
    »Nein.«
    »Wenn er dich tot sehen wollte, hätte er doch einfach bis Mitternacht warten können. Wie es jetzt aussieht, wirst du gemeinsam mit uns sterben. Warum war er der Ansicht, sich beeilen zu müssen? Warum nicht bis Mitternacht warten?«
    »Na ja, vielleicht...«
    »Was?«
    »Es klingt verrückt... aber ich bin schließlich ein Dougherty.«
    Harry verstand sofort. »Für eine gewisse Sorte von Verrückten würde dich das zu einem ansprechenden Opfer machen. Einen Dougherty

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