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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Kommandoturms hinaus und bezogen Beobachtungsposten auf der Brücke.
    In den vergangenen letzten dreißig Minuten war das U-Boot mit maximaler Tauchgeschwindigkeit von einunddreißig Knoten gefahren und hatte sich um siebzehn Meilen in nordnordöstlicher Richtung von seiner zugewiesenen Überwachungsposition entfernt. Timoschenko hatte eine Peilung des Funkfeuers der Edgeway-Gruppe vorgenommen, und Gorow hatte einen direkten Kurs ausgearbeitet, der sich mit dem geschätzten Weg des Eisbergs kreuzte. Auf der Oberfläche konnte die Pogodin sechsundzwanzig Knoten machen; doch wegen des schlechten Wetters schaffte sie zur Zeit nur drei Viertel dieser Höchstgeschwindigkeit. Gorow konnte es kaum abwarten, wieder den Befehl zum Tauchen zu geben, diesmal auf eine Tiefe von dreihundert Fuß, wo das U-Boot wie ein Fisch durchs Wasser gleiten würde und die Turbulenzen des Sturms es nicht beeinträchtigen konnten.
    Die Satellitenschüssel hob sich von der Finne hinter der Brücke und öffnete sich wie eine Frühlingsblüte. Die fünf in der Tat wie Blütenblätter geformten Radartafeln, die sich schnell zusammenfügten und zu einer Schüssel wurden, begannen bereits vor Eis zu leuchten und zu funkeln, als Schnee und Graupel an ihnen gefror; dennoch suchten sie emsig den Himmel ab.
    Um drei Minuten nach der vollen Stunde ließ Timoschenko eine Nachricht zur Brücke hinaufschicken. Der Kommunikationsoffizier informierte den Kapitän darüber, daß aus dem Ministerium in Moskau eine kodierte Mitteilung eingetroffen war.
    Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Gorow faltete das Blatt zusammen, steckte es in eine Jackentasche und hob dann das Nachtsichtglas vor die Augen. Er suchte neunzig Grad des sturmumtosten Horizonts ab, sah jedoch keine Welle und Wolken und auch keinen Schnee. Stattdessen plagten ihn zwei Visionen, die eine noch lebhafter als die andere. In der ersten saß er an einem Tisch in einem Konferenzraum mit vergoldeter Decke und einem Kronleuchter, der Regenbögen auf die Wände warf; er lauschte bei seinem eigenen Prozeß vor dem Kriegsgericht dem Ankläger und durfte nichts zu seiner Verteidigung sagen. In der zweiten schaute er auf einen Jungen hinab, der in einem Krankenhausbett lag, einen toten Jungen, feucht vor Schweiß und Urin. Durch das Fernglas schien man sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft sehen zu können.
    Um 17 Uhr 07 wurde die entschlüsselte Mitteilung durch die Luke des Kommandoturms weitergegeben und gelangte in die Hände des Kapitäns. Gorow überflog die sieben einleitenden Zeilen und las sofort das Kommunique selbst.
     
    GESUCH GEWÄHRT STOP
     UNTERNEHMEN SIE ALLES UM MITGLIEDER DER EDGEWAY-EXPEDITION ZU RETTEN STOP
    WENN AUSLÄNDER AN BORD ERGREIFEN SIE ALLE VORSICHTSMASSNAHMEN UM AUFDECKUNG VON GEHEIMMATERIAL ZU VERHINDERN STOP
    SICHERN SIE ALLE DIESBEZÜGLICHEN TEILE DES SCHIFFS STOP
    BOTSCHAFTER IN WASHINGTON HAT AMERIKANISCHE REGIERUNG ÜBER ABSICHT INFORMIERT EDGEWAY-GRUPPE ZU RETTEN STOP

    Unter die entschlüsselte Nachricht hatte Timoschenko handschriftlich hinzugefügt: EMPFANG BESTÄTIGT. Jetzt blieb ihnen keine andere Wahl, als ihre neuen Befehle auszuführen — was sie in der letzten halben Stunde sowieso schon getan hatten.
    Obwohl Gorow keineswegs überzeugt war, daß ihnen genügend Zeit blieb, um diese Leute von dem Eisberg zu holen, war er glücklicher, als er es seit langem je gewesen war. Zumindest unternahm er etwas. Zumindest hatte er eine Chance, auch wenn sie sehr gering war, die Edgeway-Wissenschaftler zu erreichen, bevor sie alle starben.
    Er steckte die dechiffrierte Meldung in eine Jackentasche und ließ auf der elektrischen Tauchhupe zwei kurze Stöße erklingen.
     
    Um halb sechs war Brian schon seit fast einer Stunde in dem Schneemobil. Er litt an Klaustrophobie. »Ich würde gern raus und mich bewegen.«
    »Wir wollen nichts überstürzen.« Rita schaltete die Taschenlampe ein, und die plötzliche Helligkeit ließ ihre Augen tränen. »Ein taubes Gefühl? Oder ein Kitzeln?«
    »Nein.«
    »Ein Brennen?«
    »Nicht mehr so stark. Und meine Füße fühlen sich schon viel besser an.« Er sah, daß Rita noch ihre Zweifel hatte. »Meine Beine sind verkrampft. Ich muß sie bewegen. Außerdem ist es hier drin zu warm.«
    Sie zögerte. »Dein Gesicht hat jetzt tatsächlich wieder etwas Farbe. Ich meine, eine andere als das attraktive Blau von vorhin. Und deine Hände sehen nicht mehr durchsichtig aus. Na ja ... meinetwegen. Aber wenn du deine

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