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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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daß der Tunnel sich von Ihrem Ende aus tatsächlich in die Unterseite der Spalte auf unserem Ende öffnet. Vielleicht werden wir ihn gar nicht finden können.«
    »Vielleicht«, pflichtete Timoschenko ihm bei. »Aber das ist Ihre beste Chance. Eigentlich ist es sogar Ihre einzige Chance. In anderthalb Stunden wird der Sprengstoff detonieren. Wir können nicht wie geplant Schlauchboote zum Eisberg schaffen, hinaufsteigen und Sie herunterholen. Nicht in neunzig Minuten. Der Wind kommt jetzt vom Heck des Eisbergs und ist auf beiden Seiten sehr stark. Wir müßten die Schlauchboote am Bug landen, und das ist unmöglich, solange der Koloß mit neun Knoten auf uns zutreibt.«
    Harry wußte, daß daran nicht zu rütteln war. Das hatte er Pete vor knapp einer halben Stunde selbst gesagt. »Leutnant Timoschenko, ich muß mit meinen Kollegen darüber sprechen. Geben Sie mir bitte ein paar Minuten Bedenkzeit.« Noch immer vor dem Funkgerät kauernd, drehte er sich zu den anderen um. »Also?« sagte er.
    Rita würde ihre Phobie so gut wie noch nie zuvor beherrschen müssen, denn sie würde in das Eis hinabsteigen, völlig davon umgeben werden. Und doch war sie die erste, die zu Gunsten seines Plans sprach: »Verschwenden wir keine Zeit. Natürlich machen wir es so. Wir können nicht einfach hier herumsitzen und darauf warten, daß wir sterben.«
    Claude Jobert nickte. »Wir haben keine andere Wahl.«
    »Unsere Chance, diese Sache lebend zu überstehen, beträgt zehntausend zu eins«, schätzte Franz. »Aber es ist wenigstens nicht völlig hoffnungslos.«
    »Deutsche Schwermütigkeit«, sagte Rita grinsend.
    Trotz alledem brachte Fischer ein Lächeln zustande. »Das hast du auch gesagt, als ich mir Sorgen darüber machte, daß es zu einem Erdbeben kommen könnte, bevor wir wieder im Basislager sind.«
    »Ich mache mit«, sagte Brian.
    Roger Breskin nickte. »Ich auch.«
    »Ich habe an der Expedition teilgenommen, weil ich es auf Abenteuer abgesehen hatte«, sagte Pete Johnson. »Jetzt bekomme ich viel mehr davon, als ich je erwarten konnte. Aber eins schwöre ich euch. Sollten wir diesen Schlamassel lebend überstehen, werde ich mich von nun an damit zufrieden geben, meine Abende zu Hause mit einem guten Buch zu verbringen.«
    Harry wandte sich an Lin. »Nun, George?« fragte er.
    Der Chinese hatte die Brille hochgeschoben und die Schneemaske heruntergezogen. Jede Falte, jedes Merkmal auf seinem Gesicht kündete von seiner Not. »Wenn wir hierbleiben, nicht vor Mitternacht aufbrechen ...«, sagte er und stockte dann. »Besteht dann eine Chance, daß wir die Explosion auf einem Stück Eis überstehen, das groß genug ist, uns zu tragen? Ich hatte den Eindruck, daß wir darauf vertraut haben, bevor dieses U-Boot aufgetaucht ist.«
    Harry antwortete mit brutaler Ehrlichkeit. »Wenn wir nur eine Chance von eins zu zehntausend haben, den Fluchtweg zu überstehen, den Kapitän Gorow für uns vorgesehen hat, beträgt unsere Chance, die Explosion um Mitternacht zu überstehen, bestenfalls eins zu einer Million.«
    Lin biß sich so fest auf die Unterlippe, daß Harry nicht überrascht gewesen wäre, Blut sein Kinn hinabtropfen zu sehen.
    »George? Machst du nun mit oder nicht?«
    Schließlich nickte Lin.
    Harry griff wieder nach dem Mikrofon. »Leutnant Timoschenko?«
    »Ich höre Sie, Dr. Carpenter.«
    »Wir sind zum Schluß gekommen, daß der Plan Ihres Kapitäns Sinn ergibt, wenn auch nur, weil er eine Notwendigkeit ist. Wir machen es — falls es uns gelingt.«
    »Wenn wir alle eine lebhafte Vorstellung dessen heraufbeschwören, was um Mitternacht geschehen wird«, sagte Timoschenko, »müßten wir imstande sein, uns zu beeilen und in der Zeit, die uns zur Verfügung steht, zu tun, was getan werden muß. Ich wünsche Ihnen allen viel Glück.«
    »Wir Ihnen auch«, sagte Harry.
     
    Als sie ein paar Minuten später bereit waren, die Höhle zu verlassen, hatte Harry noch immer nichts von Gunvald bezüglich des Inhalts der fünf Schließfächer gehört. Doch als er versuchte, eine Verbindung mit der Station Edgeway zu bekommen, bestand die einzige Antwort aus statischem Rauschen und dem hohlen Zischen toter Luft.
    Anscheinend würden sie in diese tiefe Spalte und den darunterliegenden Tunnel hinabsteigen müssen, ohne zu wissen, wer von ihnen einen weiteren Anschlag auf Brian Doughertys Leben unternehmen würde, sollte sich dazu eine Gelegenheit bieten.
     
    Selbst die modernste Telekommunikationsanlage war nicht imstande, mit den

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