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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bereits in einer Entfernung von zwei- oder dreihundert Metern offenes Wasser finden, denn die Breite des Bergs war beträchtlich geringer als seine Länge. Ein Kurswechsel erschien also vernünftig, würde aber vergebliche Mühe sein.
    »Bis wir das Schiff nach Backbord oder Steuerbord gedreht haben«, sagte Gorow, »haben wir das Heck des Eisbergs erreicht und werden sowieso in offenem Wasser sein. Halten Sie den Kurs bei, Leutnant.«
    »Jawohl, Herr Kapitän.«
    »Ruder mittschiffs, und halten Sie es, bis die Strömung uns zur Seite zu drängen beginnt.«
    »Eis über uns«, meldete der Offizier, der vor dem Oberflächen-Echolot saß. »Zweihundertfünfzig Fuß.«
    Schon wieder das Geheimnis des zurückweichenden Eises.
    Sie tauchten nicht auf. Und Gorow wußte verdammt genau, daß der Eisberg über ihnen sich nicht wie durch Zauberei aus dem Meer hob. Warum wurde die Distanz also ständig größer?
    »Sollen wir sie nach oben bringen, Herr Kapitän?« schlug Schukow vor. »Ein wenig näher ans Eis. Wenn wir auf sechshundert Fuß gehen, sondert das Schott im Torpedoraum vielleicht kein Wasser mehr ab. Der Druck wäre beträchtlich geringer.«
    »Wir bleiben auf siebenhundertundvierzig Fuß«, sagte Gorow knapp.
    Er machte sich mehr Sorgen über seine schwitzende Mannschaft als über das schwitzende Schott. Es waren gute Leute, und seit sie unter ihm dienten, hatte er allen Grund, stolz auf sie zu sein. Sie hatten schon zahlreiche gefährliche Situationen überstanden und waren ohne Ausnahme ruhig und professionell geblieben. Doch bei allen bisherigen derartigen Gelegenheiten hatten sie lediglich Nervenkraft und Geschick gebraucht, um sie zu überstehen. Nun war auch noch großes Glück dazu erforderlich. Wenn die Hülle unter dem titanischen Druck zusammenbrach, dem sie derzeit ausgesetzt war, konnte sie auch keine noch so große Nervenstärke und Erfahrung retten. Sie konnten sich nun nicht mehr allein auf sich selbst verlassen, sondern mußten auch den gesichtslosen Ingenieuren vertrauen, die das Schiff entworfen, und den Werftarbeitern, die es gebaut hatten. Vielleicht wäre das nicht zuviel verlangt gewesen, hätten sie nicht genau gewußt, daß aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage des Landes die Häufigkeit und Sorgfalt der Trockendock-Wartung des Schiffes reduziert worden war. Und das genügte, um sie ein wenig in den Wahnsinn zu treiben — und vielleicht unvorsichtig zu machen.
    »Wir können nicht auftauchen«, beharrte Gorow. »Über uns ist noch das Eis. Ich weiß nicht, was hier geschieht, wie das Eis sich einfach so zurückziehen kann, aber bis ich es herausgefunden habe, werde ich vorsichtig sein.«
    »Eis über uns. Zweihundertundachtzig Fuß.«
    Gorow schaute erneut auf die Nadel des Oberflächen-Echolots.
    »Dreihundert Fuß, Herr Kapitän.«
    Abrupt hörte die Nadel zu zittern auf. Sie zog nun eine gerade, dünne schwarze Linie über die Mitte der Walze.
    »Freies Wasser!« sagte der Techniker mit offensichtlichem Erstaunen. »Kein Eis über uns.«
    »Haben wir den Berg passiert?« fragte Schukow.
    »Unmöglich«, erwiderte Gorow. »Das war ein gewaltiger Brocken von mindestens dreizehnhundert Metern Länge. Erst die Hälfte davon ist über uns hinweggeglitten. Wir können auf keinen Fall...«
    »Eis über uns!« rief der Offizier hinter dem Oberflächen-Echolot. »Dreihundert Fuß. Eis auf dreihundert Fuß, und es fällt jetzt.«
    Gorow beobachtete genau die Nadel. Der Kanal des offenen Wassers zwischen der Finne der Pogodin und dem Unterteil des Eisbergs wurde stetig und schnell schmaler.
    Zweihundertsechzig Fuß. Zweihundertzwanzig.
    Einhundertachtzig. Einhundertvierzig. Einhundert.
    Achtzig. Sechzig.
    Bei fünfzig Fuß hielt die Weite für ein paar Sekunden lang inne, fing dann jedoch wild zu fluktuieren an: fünfzig Fuß, einhundertundfünfzig, erneut fünfzig Fuß, dann einhundert, achtzig, fünfzig, zweihundert Fuß, auf und ab, auf und ab, mit völlig unvorhersehbaren Tiefen und Höhen. Dann wurde wieder ein lichter Abstand von fünfzig Fuß erreicht, und die Nadel zitterte endlich nicht mehr so unstet.
    »Halten Höhe«, meldete der Techniker hinter dem Oberflächen-Echolot. »Fünfzig bis sechzig Fuß. Geringe Schwankungen. Halten Höhe ... halten sie noch immer ...«
    »Könnte eine Fehlfunktion des Echolots vorgelegen haben?« fragte Gorow.
    Der Techniker schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Kapitän, das glaube ich nicht. Es scheint jetzt völlig in Ordnung zu sein.«
    »Habe

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