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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Wardetzki
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Allerdings müsste er sich um seinen Anteil bemühen und herausfinden, warum es ihm so schwerfällt, sich emotional zu öffnen. Auch das hat sicherlich einen, uns bisher unbekannten, individuellen Hintergrund.
    Die Wiederholung kindlicher Beziehungsmuster finden wir auch im Beruf. Wie viele Chefs ähneln dem Vater, der Mutter oder einem Großelternteil? Dadurch erleben wir uns wieder als Kind, das versucht, es dem anderen recht zu machen oder das in den Protest geht. Dabei hatten wir gehofft, dass dieser Chef endlich einer ist, der uns lobt und bestätigt. Nein, wieder werden wir zurückgewiesen und können es nicht glauben. Doch statt den Chef zu verteufeln, die Stelle zu kündigen oder den Partner zu wechseln, können wir uns auf die Suche nach unseren eigenen Anteilen an dem Problem machen.

15. Zwei verletzte innere Kinder
    In der Therapie mit narzisstisch strukturierten Menschen trifft man immer wieder auf Themen, die mit frühen versagenden oder verletzenden Erfahrungen zu tun haben und die sich in der narzisstischen Abwehr, in Selbstwertproblemen und Beziehungsstörungen niederschlagen. Die therapeutische Arbeit an diesen Verletzungen ist oft ein Schritt hin zur Veränderung der narzisstischen Dynamik.
    Verletzungen oder traumatische Erfahrungen können ein solches Ausmaß gehabt haben, dass sie nicht verarbeitet wurden, sondern unverbunden in der Persönlichkeit weiter existieren und durch bestimmte äußere Umstände immer wieder ausgelöst werden. Diese Auslöser werden Trigger genannt und ähneln den Bedingungen zur Zeit der Verletzung. Trigger sind Schlüsselreize oder Signalreize, die mit bestimmten Verhaltensweisen, Gefühlen und kognitiven Einstellungen beantwortet werden. So können Geräusche, Stimmen, Gerüche, aber auch Verhaltensweisen eines anderen Menschen alte Erinnerungen und Erfahrungen wecken, als ob diese jetzt noch einmal gemacht würden. Die Person reagiert, fühlt und denkt so, als würde sie sich in der alten Situation befinden. Die Erinnerung tritt plötzlich und mit großer Wucht auf, wobei der Person ihr Zustand oft nicht bewusst ist und sie sich fühlt, als sei sie nicht sie selbst. In der Konsequenz kann sie die gegenwärtige reale Situation nicht mehr von der alten unterscheiden.
    Aktuelle Zurückweisungen, die beispielsweise an Situationen aus der Kindheit erinnern, lösen im Erwachsenen dieselben schmerzlichen kindlichen Gefühle aus. Die betroffene Person spürt dann die altbekannte Einsamkeit und die negative Einstellung, nichts wert oder vielleicht sogar überflüssig zu sein. Hat das Kind sich damals geschützt, indem es sich aus dem Kontakt zurückgezogen hat, wird es der Erwachsene heute unbewusst wie selbstverständlich genauso tun. Die Person ist unter normalen Umständen fähig, Probleme zu lösen, ihre Affekte zu kontrollieren, Impulse zu beherrschen und Gefühle auszuhalten. Diese Fähigkeiten gehen ihr in der Auslösesituation ganz oder teilweise verloren, und sie reagiert für sich und die Umwelt unverständlich und unangemessen. Es wirkt, als sei der verletzte Teil nicht weiter gereift und im Alter der Traumatisierung festgefroren. Man nennt diese teilweise sogar vom Bewusstsein abgespaltenen Teile Ego-States oder Ich-Anteile. Sie zu erkennen, zu unterstützen und ihre ehemalige hilfreiche Funktion erfahrbar zu machen, hilft der Integration. Der erwachsene Teil wird auf diese Weise entlastet und kann sich ohne Einschränkung durch den früheren Kind-Anteil alterskonform verhalten.
    Ego-States, die sich in der Kindheit bildeten, kann man dem sogenannten »inneren Kind« zuordnen, das alle positiven und negativen Erfahrungen, Gefühle und Erinnerungen aus der Kindheit speichert. Das »freie Kind«, ein Terminus aus der Transaktionsanalyse, ist spontan, fröhlich, neugierig und lebendig. Aufgrund von Verletzungen, Zurückweisungen oder Traumata wurde es verwundet und reagierte mit Angst, Misstrauen, Unsicherheit und negativen Einstellungen, nicht liebenswert und unwichtig zu sein. Daraus entwickelte sich die Sehnsucht nach Anerkennung und Wertschätzung, die beim narzisstischen Erwachsenen zum Verlangen nach stetiger Beachtung und Liebe wird.
    Treffen nun zwei Menschen mit einem verletzten inneren Kind aufeinander, die beide dieselbe bedingungslose Liebe des Partners erhoffen oder einfordern, kommt es unweigerlich zu Problemen.
    Erinnern wir uns an Sylvia und Justus aus Kapitel 6. Sie erscheint als starke, selbstbewusste Frau, erfolgreich im Beruf, aber verschlossen,

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