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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Wardetzki
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und ist als verwöhnte Tochter aufgewachsen. Aber durch die übergroße Sorge der Mutter, ihrer einzigen Tochter könnte es an etwas fehlen, hat sie ihr keine Grenzen gesetzt, Siglinde aber auch nie die Chance gegeben, Verantwortung für sich zu übernehmen und mit Versagens- und Frustrationssituationen umzugehen. Das emotionale Klima war eher kühl, sodass Siglinde wenig mütterliches Verständnis und emotionale Einfühlung erfuhr, dafür aber materielle Verwöhnung, die sie mit Liebe gleichgesetzt hat.
    In Peter findet sie einen Partner, der, wie ihre Mutter, seine Liebe über Geld und Gut ausdrückt. Er zeigt seine Fürsorge, indem er ihr ein gefülltes Bankkonto und allen Luxus bietet. Das erlebt sie als Zuwendung, doch als Peter beruflich immer häufiger unterwegs ist und sie länger allein lässt, fühlt sich Siglinde verlassen, nicht beachtet und nicht wertgeschätzt, wie in ihrer Herkunftsfamilie. Sie tröstet sich mit Shopping-Touren, aber zufrieden wird sie dadurch nicht. Sie ist eifersüchtig auf seinen Job und die Menschen, mit denen er mehr Zeit verbringt als mit ihr, und quengelt wie ein verwöhntes kleines Kind. Ihr unbewusster Wunsch ist, dass Peter sie so beachten würde, wie sie es sich – unbewusst – von ihrer Mutter immer gewünscht hat. Doch auch jetzt wird sie wieder nur mit materiellen Dingen abgespeist. Noch dazu hat die erotische Anziehung zwischen ihnen sehr abgenommen. Sie reagiert gekränkt, macht ihm Szenen und droht, ihn zu verlassen. Doch das traut sie sich nicht, weil sie dann ihre Sicherheit verlieren würde. Auch Peter kann sich eine Trennung nicht leisten, denn für ihn wäre es eine erneute, mit viel Scham verbundene Schlappe, wenn die zweite Ehe auch wieder in die Brüche ginge. Er braucht Siglinde, um sein Selbstwertgefühl als Mann zu stärken. Wer wäre er ohne sie? Er sucht in ihr die verlorene Jugend und wertet sich auf, wenn er mit ihr auf Einladungen erscheint. Doch mehr als einen prachtvollen goldenen Käfig kann er ihr nicht bieten.
    Ist einmal das Bedürfnis nach Sicherheit einigermaßen erfüllt, kommt es nicht selten vor, dass das Lustprinzip wieder auftaucht und dann häufig mit einem anderen Partner/Partnerin gelebt wird. Siglinde lernt einen Mann kennen, mit dem sie eine Außenbeziehung lebt und endlich die emotionale Zuwendung bekommt, die Peter ihr nicht geben kann. Diese Außenbeziehung ist ein Warnsignal und zeigt, dass in der Beziehung zu Peter der Lustfaktor zu kurz kommt. Das will Siglinde aber nicht sehen, sondern nur die Bewunderung und Verführung durch den anderen Mann genießen. Die wird noch dadurch verstärkt, dass sie sich heimlich treffen, was die Spannung und das Interesse erhöht. Sie verdrängt, dass sie in ständiger Gefahr lebt, weil ihre Romanze auffliegen könnte und sie ihre Ehe gefährdet. Sie will leben und das jetzt, ohne an die Konsequenzen zu denken. Ein Kamikaze-Programm, das dramatisch enden kann. Siglinde versäumt, die Chance zu nutzen und sich zu fragen, was sie beide an der Beziehung ändern müssten, statt nur auf eine Außenbeziehung auszuweichen.
    Die Wahl des Partners spielt für den Fortgang einer Beziehung eine wesentliche Rolle. In der Regel suchen wir uns gemäß unserer psychischen Struktur ein Gegenüber, mit dem wir unsere Verwundungen überwinden wollen, aber letztlich oft neu inszenieren. Alle Themen von Liebe, Bindung, Zuneigung, Gefühlsaustausch und Sich-Einlassen, die unfertig oder unerlöst sind, determinieren unsere Partnerwahl und leben in der Beziehung wieder auf. Vereinfacht könnte man sagen: wie innen so außen. Das bedeutet, dass die Probleme, die jemand in seiner Beziehung hat, meist viel mit ihm selbst zu tun haben. Siglinde suchte sich einen emotional versagenden Mann. Das Erleben, schon wieder zu kurz zu kommen, böte ihr die Möglichkeit, herauszufinden, woher sie die Erfahrung der emotionalen Zurückweisung aus ihrem Leben kennt. Die Suche führt sie, wie in den meisten Fällen, in ihre Kindheit zu den frühen Bezugspersonen. Sie spürt, dass sie sich bei ihrem Partner im Grunde genauso fühlt wie einst bei ihrer Mutter, die ihr nie emotionale Sicherheit geben konnte. Wenn Siglinde diese alte Erfahrung aufarbeitet, die damit zusammenhängenden Gefühle erlebt und ausdrückt und sich mit ihrer Mutter versöhnt, kann sie das alte seelische Muster möglicherweise auflösen. Die Folge wäre, sich entweder einen zugewandteren Partner zu suchen oder diese Qualität mit Peter zusammen neu zu entdecken.

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