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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Wardetzki
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Partnerin.
    Leider gibt es heute immer noch den Glauben, dass wahres Glück nur zu zweit erlebbar sei und Menschen, die allein leben, »keinen oder keine abgekriegt haben« und beziehungsunfähig sein müssen. Diese Sicht ist außerordentlich abwertend und defizitorientiert und schließt eine Entwertung der Person mit ein. Als sei man ohne Partner/Partnerin per se weniger wertvoll. Was liegt da näher, als sich schleunigst jemanden zu suchen, den die Frau als ihren Mann präsentieren kann bzw. mit der sich der Mann schmücken kann?
    Wir haben zwar eine Single-Kultur – sogar meine allein lebende 88-jährige Mutter spricht davon, ein Single zu sein – aber dennoch oder gerade deshalb boomt der Markt von Partnerschaftsbörsen. Kaum hat sich ein Paar getrennt, sind beide oft schon wieder auf der Suche, chatten in Kontaktforen und hoffen, endlich den Richtigen oder die Richtige zu finden.
    Was treibt diese Menschen an?
    Es ist zum einen das Alleinsein, das vor allem narzisstische Menschen dazu bewegt, eine Beziehung zu suchen. Denn Alleinsein ist für sie schwer auszuhalten, sie brauchen das Gegenüber, die Bestätigung und den Input von außen, ohne den sie verkümmern wie eine Blume ohne Wasser. Alleinsein bedeutet für sie, keine narzisstische Zufuhr, keine Bestätigung zu bekommen und abgeschnitten zu sein vom Kontakt. Das löst das typische Rückzugsverhalten aus, oft sogar depressive Zustände. Sie können mit sich allein nichts anfangen und vereinsamen, weil ihnen die Bühne der Selbstdarstellung und die Spiegelung durch den anderen fehlen.
    Partnerschaft bedeutet aber auch Erfüllung von Sehnsüchten, Hoffnungen, Heilserwartungen und natürlich eine Bereicherung. Für manche ist sie sogar der Lebensinhalt per se. Schmerzhaft ist es zu sehen, wie schnell diese Hoffnungen und Erwartungen zerbrechen können.
    Nach König ist der zentrale Beziehungswunsch des Narzissten die Bewunderung durch den anderen. Danach suchen sie sich ihren Partner/ihre Partnerin aus. Der grandiose, offen narzisstische Partner sucht sich ein bewunderndes Gegenüber, der komplementäre Narzisst wählt sich jemanden zum Bewundern. Doch auch der bewundernde Part will im Grunde seines Herzens bewundert werden, auch wenn er es nicht so offensichtlich einfordert. Er tut es eher über den Weg seiner perfekten Anpassung an die Idealvorstellung des Narzissten, um auf diese Weise zu punkten.
    Die Beziehung von Siglinde und Peter ist ein Beispiel für eine narzisstische Partnerwahl.
    Siglinde ist eine junge Frau von Mitte dreißig, schlank, hübsch, anziehend, attraktiv und begehrenswert. Peter ist ein erfolgreicher Endfünfziger, gut aussehend und auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Er bewohnt eine Villa in bester Lage, hat genug Geld, um das Leben von seiner angenehmen Seite zu genießen, aber seit der Scheidung ist er allein und auf der Suche nach einer neuen Frau. Auf einer Party trifft er Siglinde, die ihn durch ihre fröhlich mädchenhafte Art anzieht. Siglinde ist von seinem Aussehen, seinem Auftreten und seinen guten Manieren beeindruckt, auch wenn er etwas zu alt für sie ist. Sie amüsieren sich den ganzen Abend, tanzen, reden, flirten und verführen sich gegenseitig. Die große erotische Anziehung führt dazu, dass sie mit zu ihm geht und sie die erste gemeinsame Nacht zusammen verbringen. Dabei bleibt es nicht, denn sie verlieben sich und entschließen sich zu heiraten. Bis hierher ist alles nachvollziehbar und nicht ungewöhnlich.
    Doch da, wo alle Märchen aufhören, nämlich nach der Hochzeit, beginnt bei Siglinde und Peter die Feuerprobe. Sie haben durch den großen Altersunterschied einen unausgesprochenen Pakt geschlossen, der sie aneinander bindet.
    Der lautet: Sie schenkt ihm ihre Jugendlichkeit, er gibt ihr materielle Sicherheit.
    Auch das ist nichts Außergewöhnliches, denn die Partnerwahl kann entweder dem Sicherheitsprinzip oder dem Lustprinzip folgen. 25
    Siglinde und Peter haben sich scheinbar für das Lustprinzip entschieden, bei näherem Hinsehen jedoch für die Sicherheit. Sie sucht das Heim, die finanzielle Versorgung, das Aufgehobensein in der Familie und einen väterlich-versorgenden Mann. Die narzisstische Bestätigung findet sie durch sein gutes Aussehen, sein Auftreten und sein Vermögen. Einen »nur« sicheren Partner hatte sie nicht gesucht, denn sie braucht auch die Selbstdarstellung über Äußerlichkeiten. Auch wenn ihre Eltern in eher bescheidenen Verhältnissen lebten, hat sie alle Wünsche erfüllt bekommen

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