Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)
Beziehungen sind die Erwartungen an den anderen nicht so klar definiert wie in der Geschichte von Pygmalion oder im Beispiel von Paul und Liliane. Eliza weiß, dass sie ihre Sprache und ihr Verhalten nach Pygmalions Anweisungen modulieren muss, und Liliane hat begriffen, dass es ihre Aufgabe ist, so erfolgreich zu werden, wie Paul es sich vorstellt. Viele Frauen glauben dagegen, »irgendwie« sein zu müssen, um dem Partner zu gefallen. Sie reagieren auf phantasierte Erwartungen, an denen sie ihr Verhalten orientieren. Diese Situation habe ich im Kapitel 13 »Unausgesprochene Erwartungen« beschrieben.
22. Die Schöne und der Anspruchsvolle
»Wenn Männer Gott spielen dürften, sähen wir Frauen aus wie Barbie.« 42
Diese Aussage stützt sich auf ein Experiment an der Universität von St. Andrews in Schottland 43 , bei dem Männer die Gesichter von Frauen so lange verändern konnten, bis sie ihnen optimal gefielen. Sie machten sie in der Regel weiblicher durch große Augen, volle Lippen, schmale Kiefer, hohe Wangenknochen und kleine Nasen sowie schmale Augenbrauen. Das sogenannte Beuteschema des Mannes reagiert auf diese Art von östrogenen Merkmalen, nicht dagegen auf Intelligenz. Bei Frauen steht Intelligenz bei einem Partner ganz oben auf der Wunschliste, bei Männern rangiert sie erst auf einem Platz weit hinten. Männer suchen nach Erkenntnissen von Dr. Grammer in erster Linie Frauen, die »nett, verständnisvoll, gesund, attraktiv« und geeignet sind, die Mutter ihrer Kinder zu werden.
Das lässt jede emanzipierte Frau erschaudern. Dennoch, im Rahmen von narzisstischen Beziehungen finden wir häufig genau dieses Muster. Die schöne Frau und der Mann, der sie dafür bewundert. Fest steht, dass für Frauen der Körper, das Aussehen und ihre attraktive Ausstrahlung eine wesentliche Quelle der Selbstwertstärkung darstellt. Frauen sind nach wie vor »das angestarrte Geschlecht« 44 , wir betrachten sie anders als Männer, stellen höhere Ansprüche an Kleidung, Frisur und optische Anziehung als beim Mann. Dieser glänzt mit Intelligenz, Macht und Einfluss. Auch das klingt schon wieder zum Gänsehaut-Kriegen, aber ganz überwunden haben wir diese scheinbar tief sitzende Rollenverteilung nach wie vor noch nicht.
Das wird auch daran deutlich, dass Frauen, die erfolgreich sind, in ihrem Job Erfüllung finden, eventuell sogar Macht und Geld haben, es schwerer haben, einen Mann zu finden. Das hat sicher viele Gründe:
• Der Anspruch an den Partner steigt mit dem eigenen Erfolg.
• Männer fürchten sich vor erfolgreichen Frauen, weil sie Angst haben, nicht mithalten zu können, oder nicht wissen, was sie ihnen noch bieten können.
• Der Erfolg der Frau schmälert den eigenen.
• Erfolgreiche Frauen wirken oder sind vielleicht nicht so anpassungsbereit.
• Überspitzt war vom »Auslaufmodell des Mannes« in diesem Zusammenhang schon die Rede, denn was Männer können, können Frauen mindestens so gut und für die Reproduktion gibt es auch alternative Möglichkeiten.
Das Kopieren des Männlichen ist eine oft gelebte Variante einer alternativ gelebten Weiblichkeit. Das gipfelt in einer Aussage, die die französische Ministerin Rachida Dati gemacht haben soll: »Wenn du zu deiner Karriere unbedingt noch ein Kind willst, dann bitte so, dass es keiner merkt, dein Chef nicht, deine Untergebenen nicht und deine Figur erst recht nicht. Dein Mann kann es gar nicht merken, denn du hast keinen, du hast nur einen Kindsvater.« 45
Barbie oder Dati? Oder beides zusammen? Wer entscheidet, was Frau lebt: sie selbst, der Mann, die Art der Beziehung, die Gesellschaft? Und kann sie leben, wie sie es sich vorstellt, wenn sie in einer Partnerschaft gebunden, vielleicht sogar Mutter ist?
Gundulas Mann Alexander war sehr anspruchsvoll, ein Narzisst, »wie er im Buche steht«. Körperlichkeit hatte nicht nur auf seine Frau bezogen eine hohe Bedeutung, sondern auch für ihn selbst. Somit strafte er alle Lügen, die einen perfekten Körper nur von Frauen erwarten. Er gehört zur Generation derer, die sich ihre Muskeln im Fitness-Studio definieren und dafür viel Zeit und Geld aufwenden. Seine Lieblingssendung war The Swan, bei der aus einem hässlichen Entlein mithilfe aller vorhandenen kosmetischen und operativen Tricks ein schöner Mensch wird. Einen Schwan wollte er auch daheim haben, und so hatte er sich eine ausgesprochen hübsche und schlanke Frau gesucht. Seinen Anspruch an sie und ihr Äußeres formulierte Alexander
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