Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Wardetzki
Vom Netzwerk:
ablegen. Wieder weiß sie nicht wohin. Endlich stellt sie ihn hinter den Nein-Stuhl und setzt sich drauf. Der Nein-Stuhl stört sie, steht ihr im Wege und sie kickt ihn mit dem Fuß weg. Nun hat sie Platz, kann nach vorne schauen, ist nicht mehr vom Nein eingeschränkt.
    Wie schön, glaubt sie, endlich hat sie einen Weg zu ihrem Ja gefunden. Der freie Platz vor ihr ist allerdings nichts als eine große Leere. Da ist kein Weg, kein Ziel, kein Horizont. Sie erschreckt im ersten Moment, dann taucht in dieser Leere ein Mann auf. Doch statt sich ihm zuzuwenden, was ja ihr sehnlichster Wunsch war, geht alles in ihr auf Widerstand und Abwehr. Sie will nicht in Kontakt mit ihm treten, hält die Hände schützend vor sich und drängt ihn zurück.
    Sie hat große Angst, verletzt zu werden. Indem sie sich abschottet, schützt sie ihr Herz. Was macht es so notwendig, das Herz zu schützen?
    Wenn sie ihr Herz öffnet, sagt sie unter Tränen, dann kommt alles hoch: alle negativen Seiten von ihr, dass sie anstrengend ist, besserwisserisch, kontrollierend, langweilig. Alles, was Menschen verabscheuen und weswegen sie vor ihr wegrennen würden. Und sobald sie ihr Herz öffnet, kann sie diese Impulse nicht mehr verstecken, so wie sie es sonst tut.
    Auf diese Weise kann sie einem anderen aber auch ihre Zuneigung nicht zeigen. Als kleines Experiment, wie sich »ZuNeigung« körperlich anfühlt, versucht sie eine Verbeugung. Sich zu jemandem neigen ist Zuneigung. Im Anblick des imaginierten Mannes gelingt es ihr nicht. Sie kann ihm nicht ihre Zuneigung, ihre Gefühle zeigen. Denn sobald ihr ein Mann gefällt, wird sie ernst und verliert alles Spielerische und Leichte. Zu-Neigung ist zu bedrohlich! Zu-Neigung ist ein Sich-Ausliefern! »Wenn ich meine Zuneigung zeige, werde ich zurückgewiesen, so wie früher.«
    Monika war eines der Kinder, dessen Liebe ins Leere lief. Keiner wollte sie und keiner beantwortete sie. Sie blieb allein mit ihrer Zuneigung und hatte das Gefühl, etwas sei schlecht daran, weil keiner sie erwiderte. Daher kam auch die Leere, die sich vor ihr auftat, als sie auf dem Ja-Stuhl saß. Der Raum blieb früher leer, weil er nicht mit Gegenliebe gefüllt war.
    Monika kommt aus einer Familie, in der alle nebeneinanderher lebten und nur daran gemessen wurden, ob sie ihre Pflichten erfüllten und sich konform verhielten. Es herrschte ein eher liebloses Klima, in dem die Eltern sich nur wenig um die Kinder kümmerten. Sie waren mehr mit sich selbst beschäftigt, als sich um die Sorgen, Bedürfnisse und Belange der Kinder zu kümmern. Diese wurden zwar versorgt, aber emotional nicht genährt. Monika fühlte sich nie verwurzelt in der Familie, da sie anders war als ihre Geschwister, und so blieb sie unverstanden.
    Einfühlsamkeit entbehrte sie auch beim Frauwerden. Ihre ersten Verliebtheiten wurden als Kinderkram abgetan. Wenn sie sich schön machte, um mit ihren Freundinnen auszugehen, wurde sie nicht selten als Hure beschimpft, die doch nur auf das eine aus war. »Schau dich doch an, wie du rausgeputzt bist. Was soll man da von dir denken?« Sie war verlegen, wenn sie ihre Periode bekam, weil die Mutter das in der ganzen Familie rausposaunte. »Na, hast du wieder deine Tage, weil du so mies gelaunt bist?« Eine jede dieser Bemerkungen verletzte Monikas Weiblichkeit. Sie begann, an sich zu zweifeln, traute ihren Gefühlen nicht und bekam Probleme mit ihrer körperlichen Entwicklung. Sie hörte »einfach« auf, Frau zu werden, was sich auch an ihrem Körper zeigte, der eher knabenhaft schlank geblieben ist, etwas kantig und ohne weibliche Rundungen. Frausein ist für sie sehr schamhaft besetzt, weshalb sie auch ihre Zuneigung zu einem Mann versteckt. Sie weiß nicht, was Frausein für sie bedeutet, und verhält sich Männern gegenüber wie eine gehemmte, verletzte Pubertierende.
    Kein Wunder, dass ihre Beziehungen scheitern! Sie hat weder in sich noch in den Partner das Vertrauen, das sie braucht, um sich einzulassen. Jede neue Trennung bestätigt ihre Unfähigkeit und verstärkt die Verletzung. Für Monika eröffnete sich durch die Therapie die Möglichkeit, ihre nicht vollzogene Pubertät abzuschließen und die Frauwerdung nachzuholen, damit sie eine erwachsene Partnerin für einen erwachsenen Partner werden kann.

24. Narziss und Echo
    Viele Frauen mit einer verletzten Weiblichkeit flüchten in eine Magersucht. Sie hungern, um nicht zuzunehmen, um ihre körperliche Entwicklung zu kontrollieren, um keine Regelblutung zu

Weitere Kostenlose Bücher