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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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kennen, mit der er von Beginn an ein völlig normales Intimleben pflegen konnte. Seit mehr als 10 Jahren habe er über die alten Probleme nicht mehr nachdenken müssen, hielt sie inzwischen für längst überwunden. Jetzt glaube er, daß der Alkohol den alten Drang wieder geweckt habe. Nüchtern sei ihm das seit vielen Jahren nicht mehr passiert. Überhaupt war es eine Ausnahme, anläßlich der feuchtfröhlichen Zusammenkunft am Freitag Alkohol getrunken zu haben.
    Nach zwei Stunden ist die Vernehmung beendet. Dr. Eichelberg hat noch viele Unterschriften zu leisten, denn auf jeder Seite des Vernehmungsprotokolls und der vierfachen Durchschläge muß er die sachliche Richtigkeit seiner Aussagen bestätigen. Bevor er Oberleutnant Baumgartner verläßt, fragt er schüchtern: „Können Sie mir sagen, wie es nun weitergeht?“
    „Ich muß noch einige Zeugen über Ihren Leumund befragen, das Strafregister einholen und einen Schlußbericht formulieren. Letztlich entscheidet der Staatsanwalt. Ich kann ihm aber vorschlagen, die Sache einem gesellschaftlichen Gericht zur Entscheidung zu übergeben. Dann erfolgt keine gerichtliche Anklage.“
    „Aber in meinem Krankenhaus wird’s dann offiziell bekannt“, klagt Dr. Eichelberg betrübt.
    „Das stimmt, diese Peinlichkeit bliebe Ihnen nicht erspart, aber alles in allem wäre das für Sie das geringste Übel“, meint Baumgartner.
    Exhibitionismus (sexuelle Handlung in der Öffentlichkeit durch Entblößen, Zurschaustellen des erigierten Penis bei gleichzeitiger Masturbation) zählt zu den häufigsten sexuellen Abnormitäten. Er ist ein zwanghaftes, oft periodisch auftretendes Geschehen, das rationale Kontrollmechanismen außer Kraft setzt
.
    Der Exhibitionist ist bestrebt, seine Anonymität zu wahren. Nähere Kontakte zu den Geschädigten meidet er. Aggressives Verhalten ist ihm zumeist fremd. Sexualbefriedigung erreicht er, wenn die Personen, denen er sich zur Schau stellt (Frauen, Kinder, Jugendliche), ihn durch bestimmte Reaktionen stimulieren (Aufschreien, schreckhaftes Davoneilen usw.). Fehlen derartige Reaktionen, d. h. wird der Exhibitionist nicht beachtet, bleibt die sexuelle Befriedigung aus. Über die Ursachen ist wenig bekannt. Jedoch werden epilepsieähnliche Dämmerzustände vermutet. Auch krankhafte hirnorganische Geschehen können in Frage kommen. Medikamentöse und psychotherapeutische Maßnahmen dämmen den Drang ein. Haftstrafen, wie sie das Gesetz vorsieht, können den Zwang zum Exhibitionieren niemals beeinflussen und den Rückfall nicht verhindern
.
    Über Jahrzehnte hinweg und im Vergleich zu allen Straftaten ist der Anteil exhibitionistischer Handlungen mit 0,1 Prozent sehr gering, konzentriert auf städtische Regionen. Die Häufigkeitsbelastung (jährlicher Anteil auf 100 000 Einwohner) schwankt zwischen 11 und 16. Aber nur ein Drittel der Fälle wird aufgeklärt
.
    Dr. Eichelberg war längst gegangen, als das Telefon bei Baumgartner schrillt: Der Kommissariatsleiter, Hauptmann Beck, bittet ihn zu sich, mit einem Duplikat der Akte. „Ich brauche den Vorgang, andere Genossen wollen ihn sehen!“
    Baumgartner ist verwundert: „Der Staatsanwalt? Ich bin noch gar nicht fertig, habe noch Ermittlungen zu führen …“
    „Nee, nicht der Staatsanwalt, jemand von der anderen Feldpostnummer“, meint der Kommissariatsleiter ironisch. Baumgartner versteht: Das MfS interessiert sich für den Exhibitionisten Dr. Eichelberg.
    Ein dünner Mann mit Vogelgesicht und militärisch kurzem Haarschnitt betritt Becks Büro. Baumgartner hat ihn zu den Tischzeiten schon x-mal im Speisesaal gesehen, ohne freilich zu wissen, daß dieser der „Firma Horch und Guck“ angehört, vermutete in ihm bisher einen Funktionär aus der Führungsetage des Präsidiums. Freundlich begrüßt der Ankömmling den Oberleutnant: „Tach, Wedekind“, stellt er sich vor und fragt: „Du bearbeitest doch den Vorgang Eichelberg?“
    Der Angesprochene bejaht.
    „Na, dann zeig mal her!“
    „Warum das, der Vorgang ist noch nicht abgeschlossen?“ fragt Baumgartner zaghaft. Doch der Kommissariatsleiter mischt sich ein: „Geht schon in Ordnung, Genosse Baumgartner!“
    Das freundliche Vogelgesicht blättert minutenlang interessiert in der Akte, wirft dem Kommissariatsleiter dann einen kurzen Blick zu und wendet sich an Baumgartner. „Gut, gib mir mal das Original und alles, was du dazu hast, Genosse. Wir bearbeiten den Vorgang weiter!“
    Der sieht seinen Chef verwundert an, doch dieser zuckt

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