Ekel / Leichensache Kollbeck
eine vergrabene Leiche gefunden. Zunächst hätten sie nur den Teil eines Schädels im Erdreich entdeckt und aus Neugierde dann diese Stelle etwas freigelegt. Dabei wären sie auf einen verwesten Körper gestoßen. „Vielleicht ist es ein Tierkadaver“, beschwichtigt sie der Wachhabende, der aber, um sicher zu gehen, den Operativen Diensthabenden des Volkspolizeikreisamtes Magdeburg verständigt. Zur Überprüfung der Sachlage fährt wenige Minuten später die Diensthabende Gruppe der Kriminalpolizei an den Fundort. Unschwer stellt sie fest, daß es sich tatsächlich um einen menschlichen Körper handelt, der teilweise aus dem Erdreich ragt. Ordnungsgemäß meldet die Diensthabende Gruppe den grausigen Fund dem Leiter des Kreisamtes. Doch anstatt die Morduntersuchungskommission zu verständigen, informiert er den Chef der Kreisdienststelle des MfS, der mit ihm an den Barleber See fährt, um sich persönlich von der Richtigkeit der Meldung zu überzeugen. Doch mehr als die Bestätigung, daß es sich bei dem Fund offensichtlich um einen verwesten menschlichen Körper handelt, kann auch dieses honorige Duo nicht feststellen. So bleibt dem Amtsleiter nichts weiter übrig, als Oberstleutnant Rüttig von der Bezirksbehörde zu informieren, der den sofortigen Einsatz der MUK veranlaßt. Sie trifft gemeinsam mit den beiden Gerichtsärzten, Prof. Fuchs und der Oberärztin Schneller, kurz vor 19.00 Uhr am Barleber See ein. Inzwischen sind seit dem Fund durch die Jugendlichen mehr als zwei Stunden vergangen.
Schutzpolizisten haben den Fundort weiträumig abgesperrt. Die Gerichtsärzte schätzen nach einer ersten Inaugenscheinnahme ein, daß die Liegezeit des Leichnams mehrere Monate betragen müsse. Gefahr im Verzuge ist unter den gegebenen Bedingungen nicht gegeben.
Wegen der fortgeschrittenen Dunkelheit wird die genaue Fundortuntersuchung für den nächsten Tag festgelegt.
Am nächsten Morgen herrscht klares Wetter, der Boden ist fast frostfrei – gute Voraussetzungen für eine exakte Fundortuntersuchung und Bergung des Leichnams.
Die Arbeiten der Spezialisten dauern bis in die späten Nachmittagsstunden. Der Körper liegt einen reichlichen halben Meter tief im Erdreich. Offensichtlich war die Erdoberfläche durch Tiere an verschiedenen Stellen freigescharrt worden. Die herausragenden Weichteile des Rumpfes weisen typische Fraßspuren auf. Die Haut des Schädels ist vollständig verwest.
Behutsam Schicht für Schicht freilegend, hier und da eine Probe entnehmend, legen die Experten den Leichnam frei. Jede Arbeitsphase wird fotografisch dokumentiert. Ein penetrant riechender, süßlich-käsiger Fäulnisgeruch begleitet die Spurensucher bei der Bergung, hält sich aber durch die trockene Novemberkälte in den Grenzen der Erträglichkeit.
Bald steht fest, daß es sich um den Körper eines Mannes handelt, dem man die Beine abgetrennt hat. Den Hals umschlingt, tiefe Furchen bildend, das Stück einer Wäscheleine, im Nacken straff verknotet. Einige gut erhaltene Haare sind fest in den Knoten eingebunden. Vorsichtig wird der Leichnam geborgen und zum Institut der Medizinischen Akademie Magdeburg transportiert.
Die weitere spurenkundliche Arbeit in der Grube und ihrer Umgebung erbringt bis auf den Fund spärlicher Bekleidungsreste keine nennenswerten Hinweise. Präzisere Angaben ergibt jedoch die Leichenöffnung des Unbekannten.
Die Obduzenten finden eine Reihe wichtiger Details, die sowohl für die Todesursache, die Liegezeit als auch für die Identifikation des Toten von besonderem Wert sind. Nach zwei Stunden wissen die Kriminalisten, daß es sich bei der aufgefundenen „unvollständigen“ Leiche um einen etwa 35 bis 40 Jahre alten und 170 bis 175 cm großen Mann handelt, dessen Gebiß charakteristische Merkmale aufweist. Der Unbekannte besaß vermutlich dunkelbraunes, nackenlanges Haar und trug Unterwäsche der Konfektionsgröße 5. Sein Tod muß durch Strangulation eingetreten sein. Das Zungenbein war geborsten. Die Untersuchung der Knochenstümpfe an den Oberschenkeln begründen den Verdacht, daß die unteren Extremitäten nach Todeseintritt durch ein Hiebwerkzeug, etwa eine Axt, abgetrennt worden sind. Die Liegezeit wird auf mehrere Monate bis maximal ein Jahr geschätzt. Die Summe aller Befunde zur Todesart und Todesursache bestätigen die Vermutung eines Tötungsverbrechens an dem Mann. Sie bildet den Ausgangspunkt der Ermittlungen durch die MUK.
Einen Tag später vertieft sich Hauptmann Förster in den
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