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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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nachzufragen“, Görschdorf schluckt verlegen und nach einigem Zögern bemerkt er, „unsere Ehe war manchmal nicht so einfach, wissen Sie. Aber fachlich war unser Verhältnis einmalig!“
    „Hatten Sie denn Streit mit ihr?“
    „Nein, nein, ich dachte, sie wollte mich in Ruhe lassen, damit ich ein paar Tage zusammenhängend zu Hause arbeiten kann. Ihre Eltern wohnen in der Mollstraße, von dort ist sie in zwanzig Minuten in der Uni!“
    „So ganz ohne jegliche Information einfach von zu Hause wegbleiben, war das normal für sie?“ fragt Vielitz erstaunt.
    „Ja, so war das manchmal zwischen uns“, erklärt Görschdorf.
    Vielitz beendet die Befragung und teilt Dr. Görschdorf mit, am nächsten Morgen von einem Polizeifahrzeug abgeholt zu werden, um die Leiche zu identifizieren. Er bittet ihn auch um ein Foto seiner Frau. Meinicke fertigt noch ein Protokoll über die Aussagen an, und Görschdorf wird erst entlassen, nachdem er das Schriftstück unterschrieben hat.
    Als die beiden Kriminalisten kurz nach Mitternacht nach Hause fahren, fragt Meinicke seinen Chef: „Was hast du denn für einen Eindruck von dem Herrn Doktor?“
    „Tja, mein Lieber, irgendwie gefallen mir seine Begründungen nicht. Es wäre zu schön, wenn das unser Mann wäre“, bemerkt Vielitz nachdenklich und setzt fort: „Paß auf, ich will eine lükkenlose Überprüfung des Tagesablaufs vom Dienstag und Mittwoch, die Eltern müssen befragt werden, in der Uni müssen Kollegen etwas sagen und so weiter, und so weiter. Dann will ich den Herrn Doktor vernehmen. Und Wische soll noch mal eine weiträumige Suchaktion starten, vielleicht mit Fährtenhunden, die Aktentasche muß doch zu finden sein …“
    „… falls der Herr Doktor sie nicht zu Hause hat“, bemerkt Meinicke bissig.
    „Vergiß aber nicht, wie wir die Leiche gefunden haben. Meinst du, der hat sie umgebracht und eine perfekte Sexualtötung vorgetäuscht, sogar mit einer Spermaspur? Nee, nee, das war ein Fremdtäter.“ Er gibt dann aber auch seinen Verdacht irgendwie zu: „Tja, es wäre zu schön, um wahr zu sein!“
    Nach kurzer Nacht sind die Männer am Sonntag morgen wieder bei der Sache. Vielitz hat Dr. Görschdorf in das Institut für Gerichtliche Medizin begleitet. Das Procedere dauert nur wenige Minuten. Dann steht es endgültig fest, die Tote ist Dr. Gabriele Görschdorf. Anschließend will Vielitz den Ehemann wieder nach Hause fahren, doch der lehnt dankend ab, will jetzt allein sein. Die psychische Belastung der letzten Tage ist ihm anzusehen. Vielitz verabschiedet sich von ihm, bestellt ihn aber für Montag vormittag ins Präsidium zur Vernehmung.
    Meinicke hat trotz der gesetzlich zugesicherten Sonntagsruhe alle Kriminalisten der MUK zu einem Rapport zusammengetrommelt und übergibt die Ermittlungsaufträge, die bis Montag Mittag erledigt sein müssen. Wischnewski organisiert indes für Dienstag die Suchaktion, die das Territorium zwischen dem S-Bahnhof Rahnsdorf und den Ortschaften Schöneiche und Friedrichshagen umfassen soll.
    Am Montag, dem 29. März 1971, erscheint Dr. Görschdorf etwas früher als vereinbart im VP-Präsidum am Alexanderplatz. Er hat es zu Hause nicht mehr ausgehalten, will die furchtbare Sache endlich hinter sich bringen. Vielitz führt die Vernehmung durch. Uta Kaiser protokolliert. Nebenbei läuft eine Tonbandaufzeichnung, zu der Dr. Görschdorf bereit ist.
    „Kommen wir noch einmal auf den Ablauf des letzten Dienstag zurück“, leitet Vielitz die Vernehmung ein. „Sie sagten mir am Samstag Abend, Sie seien nach 17 Uhr zusammen mit ihrer Frau mit dem Trabi nach Hause gefahren!“
    „Ja, stimmt“, reagiert Görschdorf.
    „Und am Mittwoch früh hat ihre Frau kurz vor acht Uhr das Haus verlassen?“
    Görschdorf zögert einen Moment, sagt dann aber: „Hm, so war es!“
    Vielitz holt tief Luft und kräuselt die Stirn, zeigt mit dem Finger auf ein Protokoll in der vor ihm liegenden Akte: „Das verstehe ich aber nicht. Uns liegen nämlich Erkenntnisse vor, daß Ihre Frau vom Dienstag zum Mittwoch bei ihren Eltern in der Mollstraße übernachtet hat. Hier ist die Zeugenaussage Ihrer Schwiegereltern! Können Sie mir das erklären?“
    Dr. Görschdorf ist offensichtlich betroffen. Hilflos starrt er auf den Fußboden und zögert mit einer plausiblen Antwort. Vielitz empfindet für einen Augenblick die Überlegenheit des Siegers, der seinem Gegner einen schweren Schlag verpaßt hat und droht: „Noch vernehmen wir Sie als Zeugen. Aber das kann

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