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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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sich schnell ändern! Also, überlegen Sie sich genau, was Sie sagen!“ Doch Görschdorf schweigt, sein Blick irrt hilflos im Raum herum.
    Vielitz holt zum nächsten Schlag aus: „Wissen Sie, welche Blutgruppe Sie besitzen?“
    Görschdorf nickt, greift in die Gesäßtasche, holt seine Brieftasche hervor und übergibt Vielitz eine kleine Karte: „Mein Ausweis für Blutspender! Da steht alles drin!“
    Gierig sucht Vielitz die Eintragung der Blutgruppe, schreibt die Formel auf einen Zettel und legt ihn beiseite: „Gut! Aber nun zurück zu meiner Frage!“
    Görschdorf sieht ihn mit großen Augen an. Sein Gesicht offenbart puren Fatalismus. Er wendet einen scheuen Blick auf Uta Kaiser, um dann Vielitz wieder anzuschauen: „Es stimmt, Sie haben recht, das ist ein Widerspruch. Ich hätte Ihnen gleich die Wahrheit sagen sollen. Es war mir zu peinlich, darüber zu reden, verstehen Sie! Das hängt mit unserer Ehe zusammen. Ich werde Ihnen jetzt die Zusammenhänge erklären …“
    Vielitz lehnt sich erwartungsvoll zurück und läßt ihn sprechen. Und Görschdorf berichtet über eine ungewöhnliche Abmachung zweier Eheleute, die sich auf dem Gebiet der höheren Mathematik zwar glänzend verstehen, deren Sexualleben aber ein einziges Chaos ist. Eigentlich gab es in der Ehe mit Gabriele keinen Sex. Görschdorf schätzt ein, daß er so gut wie keine sexuellen Regungen verspüre.
    Im Gegensatz zu ihm, sei seine Frau aber mit normalen Sexualwünschen ausgestattet. Deshalb habe er ihr angeboten, daß sie, falls sie gelegentlich der fleischlichen Lust frönen wolle, dies außerehelich machen könne. Nun habe er angenommen, daß am Dienstag eine solche Situation bestünde, denn er sei allein nach Hause gefahren und seine Frau habe sich bereits vor der Uni von ihm verabschiedet. Daß sie bei ihren Eltern übernachtet hat, habe er erst jetzt erfahren.
    Die absonderlichen Argumente des Dr. Görschdorf verblüffen Vielitz. Er schüttelt nachdenklich den Kopf und stellt fest: „Was es nicht so alles gibt!“
    Die Verdachtsgründe sind durch die Erklärungen Görschdorfs noch nicht völlig ausgeräumt. Nach kurzem Nachdenken darüber gibt er zu verstehen, daß dessen Aussagen genau überprüft werden: „Sie sind beileibe noch nicht aus dem Schneider, Herr Doktor Görschdorf!“
    Doch dann tritt eine Wende ein: Meinicke ist erschienen und legt Vielitz einen weiteren Stapel mit Ermittlungsprotokollen auf den Schreibtisch. Vielitz blättert sie durch und findet das Gutachten über die Blutgruppenanalyse aus der Spermaspur. Er vergleicht sie mit der Notiz über Görschdorfs Blutgruppe. Dann wird er nachdenklich, sagt schließlich zu Görschdorf: „Danken Sie Ihrem Schöpfer! Der Verdacht gegen Sie bestätigt sich nicht. Sie haben eine andere Blutgruppe. Aber, um ganz sicher zu gehen, werden wir sie noch mal durch die Gerichtsmedizin feststellen lassen!“
    Görschdorf nickt, doch wird ihm die Bedeutung dieses entlastenden Umstands erst klar, nachdem er das Protokoll der Vernehmung durchgelesen hat. Erleichtert kann er wenige Minuten später das ungastliche Haus verlassen.
    Vielitz läßt Meinicke kommen: „Unseren Doktor können wir vergessen! Irgendwie müssen wir von vorn anfangen: Personenbewegung am Mittwoch Abend, Zeugen, die Frau Görschdorf gesehen haben, der ganze übliche Kleinkram. Die bereits eingeleiteten Maßnahmen werden aber zu Ende geführt, spätestens bis zum Mittwoch!“
    Meinicke macht aus seinem Bedauern, daß der Verdacht gegen Görschdorf offensichtlich unbegründet ist, keinen Hehl, weil er weiß, welche Sisyphusarbeit ihn nun erwartet.
    In den nächsten Stunden erarbeiten die beiden Männer den Untersuchungsplan für die nächste Zeit. Und bevor Vielitz den Plan zur Bestätigung dem Dezernatsleiter bringt, sagt er abschließend zu Meinicke: „Jetzt wird der Alte ja wohl nichts mehr gegen eine Presseinformation haben. Sonst kommen wir nie an die Leute, die Frau Görschdorf noch gesehen haben. Ein Bild von ihr haben wir ja!“
    Die für Dienstag angesetzte Suche nimmt den ganzen Tag in Anspruch. Bereitschaftspolizisten und Fährtenhunde durchkämmen die großen Naherholungsgebiete in dem Dreieck Friedrichshagen, Schöneiche und Rahnsdorf. In den späten Nachmittagsstunden werden die Suchkräfte fündig: weitab von einer Straße nach Schöneiche liegt, wie dorthin geschleudert, eine kleine braune Aktentasche, deren Inhalt – Seminarunterlagen, Schreibutensilien, Kosmetika, Ausweispapiere und ein Buch mit dem

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