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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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meldet, weckt ihr kriminalistisches Interesse.
    Dr. Görschdorf ist ein schlanker, ernster Mann mit kurzgeschnittenem Vollbart und randloser Brille. Eigentlich sympathisch, wenn auch wie ein typischer Oberlehrer, denkt Vielitz, der die weitere Befragung führt, während Meinicke das Geschehen nur beobachtet. Schon nach kurzer Zeit können sich die Männer sicher sein, daß die Tote Gabriele Görschdorf ist. Der Ehemann beschreibt seine Frau, aber auch den Mantel, die Schuhe, den Pullover, die Unterwäsche und die Schuhe mit großer Genauigkeit. Dann fügt er hinzu: „Sie hat auch ihre kleine braune Aktentasche bei sich gehabt, aber was sie genau darin hatte, entzieht sich meiner Kenntnis. Vermutlich ihre Vorbereitungen für ein Seminar, das sie mittwochs abhält oder andere Unterlagen von der Uni.“
    Meinicke sucht von den mitgebrachten Unterlagen eine Mappe mit Tatortfotos heraus, wählt davon ein Bild aus, auf dem die Schuhe der Frau Görschdorf zu sehen sind, und zeigt es dem Ehemann: „Die Aktentasche haben wir noch nicht gefunden, aber sind das die Pumps Ihrer Frau?“
    Dr. Görschdorf erbleicht: „Um Himmels willen, woher haben Sie die Aufnahme? Nun sagen Sie mir schon, was passiert ist!“ „Wir müssen Ihnen leider die traurige Mitteilung machen, daß Ihre Frau verstorben ist“, informiert ihn Vielitz ernst.
    „Hatte sie einen Unfall?“ fragt Görschdorf erregt.
    „Nein, das nicht! Es ist eine schlimme Tatsache für Sie, aber wir sind von der Mordkommission“, erklärt Vielitz.
    „Mein Gott, das ist ja furchtbar!“ stöhnt Görschdorf voller Verzweiflung und sackt für einen Moment kläglich in sich zusammen.
    „Beruhigen Sie sich, sie hat nicht lange gelitten“, versucht Meinicke, ihn zu trösten, „wir werden den Mörder finden!“
    „Wo ist sie denn gefunden worden?“, fragt Görschdorf schluchzend.
    „Am Hegemeisterweg. Mitten im Wald. Am Donnerstag morgen ist sie entdeckt worden. Aber seit Mittwoch abend ist sie schon tot. Wir hätten …“ Görschdorf fällt Vielitz ins Wort: „Das ist ja ganz in unserer Nähe. Sie muß von der Uni gekommen sein. – Und ich war zu Hause. Was für ein Unglück!“ schluchzt Görschdorf abermals. Einen kurzen Augenblick später fragt er ganz sachlich: „Wie ist sie denn gestorben? Erstochen?“
    Die Kriminalisten stutzen: „Wie kommen Sie denn darauf?“
    „Der Messerstecher! Vielleicht war es der Messerstecher! Es gibt so schlimme Gerüchte! Gestern Nachmittag haben die Leute in Rahnsdorf erzählt, daß es ein neues Opfer des Messerstechers gibt! Ich hätte nie daran gedacht, daß es Gabi sein könnte“, erklärt Görschdorf.
    „Da können wir Sie beruhigen, der Messerstecher ist hinter Schloß und Riegel. Ihre Frau wurde durch einen anderen umgebracht“, entgegnet ihm Meinicke und setzt fort: „Fühlen Sie sich in der Lage, Ihre Frau im Leichenschauhaus zu identifizieren? Trauen Sie sich das zu? Wir wollen ganz sicher sein!“ Görschdorf nickt schweigend.
    „Wir machen das morgen früh. Es ist zwar Sonntag, aber bringen wir es hinter uns“, meint Vielitz und lenkt die Unterhaltung wieder auf kriminalistisch wichtige Fragen: „Schildern Sie uns doch bitte den Tagesablauf Ihrer Frau vom Dienstag und vom Mittwoch, bitte möglichst genau.“
    Görschdorf überlegt: „Dienstag, Dienstag, warten Sie mal …“, und nach einer kurzen Pause, „Dienstag waren wir beide den ganzen Tag über in der Uni. Ich hatte Konsultation mit Studenten des dritten Studienjahres, meine Frau saß in der Bibliothek. Wir haben uns mittags in der Mensa getroffen. Nachmittags war ich zu einer Besprechung. Meine Frau hatte sich, glaube ich, mit einer Diplomandin verabredet. Kurz nach 17 Uhr haben wir uns in der Sektion getroffen und sind mit dem Trabi nach Hause gefahren.“
    „Gut! Und wie verlief der Mittwoch?“
    „Kurz vor acht hat Gabi das Haus verlassen und fuhr zur Uni. Sie hatte ein Seminar im ersten Studienjahr. Was sie dann gemacht hat, weiß ich nicht. Ich habe den ganzen Tag, aber auch den Rest der Woche zu Hause gearbeitet, war auch nicht in der Uni!“
    „Hat es Sie nicht gewundert, daß Ihre Frau nicht nach Hause gekommen ist?“ fragt Meinicke dazwischen.
    „Doch, schon. Aber ich dachte zuerst, sie kommt später!“
    „Und am Donnerstag und Freitag? Es ist doch sehr ungewöhnlich, daß Sie Ihre Frau da immer noch nicht vermißten“, argwöhnt Vielitz.
    „Da dachte ich, Gabi schläft bei ihren Eltern. Ich war zu stolz, bei ihnen anzurufen und

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