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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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erfaßt.
    Am frühen Nachmittag nimmt er seinen Beutel mit dem Fotoapparat und den Fesselschnüren, legt Kugelschreiber und Notizbuch dazu und fährt nach Neubrandenburg. Dort kauft er sich ein Tauchermesser mit langer, feststehender Klinge.
    Es ist ein sonnenreicher, heißer Sommertag. Steinitz vermutet richtig, daß die Schulkinder die letzten Ferientage zum Baden am Strand des Tollensesees nutzen. Am Rande eines Zugangsweges zum See lauert er im Schutze einer dichten Gebüschgruppe wie eine Katze auf ein Opfer. Seine Geduld wird auf eine mehrstündige Probe gestellt.
    Doch dann geht alles sehr schnell: Ein Junge läuft unbekümmert an seinem Hinterhalt vorbei. Niemand sonst ist weit und breit zu sehen. Steinitz verläßt seine Deckung, packt den vor Schreck erstarrten Jungen unsanft am Genick und schiebt ihn mit roher Gewalt durch das Strauchwerk bis zu einer kleinen Lichtung. Dort drückt er ihn zu Boden und setzt sich dazu.
    Er verhört ihn mit dem Gebaren eines Filmdetektivs, erfährt, daß der Junge Dirk Lühmann heißt und zehn Jahre alt ist. Steinitz will wissen, wo er wohnt, stellt Fragen über seine Familie und die Schule und hält alles sorgsam in seinem Notizbuch fest. Der Junge muß sich rücklings auf den Boden legen. Steinitz fotografiert ihn in verschiedenen Positionen, macht insgesamt vierzehn Aufnahmen von seinem Opfer. Dann preßt er seine beide Fäuste heftig und tief in den Leib des Jungen. Der bäumt sich vor Schmerzen auf. Mit satanischem Genuß legt sich Steinitz auf ihn, um den erregenden Druck der Fäuste auch in seinem eigenen Leib zu spüren. Jetzt umschließt er mit beiden Händen den Hals seines Opfers und drückt langsam zu. Seine Erregung erreicht den langersehnten Höhepunkt, als er das kraftvolle, aber hilflose Aufbäumen des Körpers spürt, das unter seinem festen Griff langsam immer schwächer wird. Noch stellt Steinitz Leben fest. Er fesselt den Jungen, legt sich erneut auf ihn und wiederholt den Würgeakt, in der Hoffnung, noch einmal den geilen Kitzel zu erleben. Doch der Körper zeigt nur noch schwache Reaktionen, bis auch diese gänzlich verlöschen. Steinitz ist total erschöpft. Er legt sich einige Minuten neben sein Opfer, um sich auszuruhen. Dann ist er wieder ganz er selbst. Er schleift das tote Kind tiefer in das Gesträuch und prüft an ihm die Schneidfähigkeit seines Tauchermessers. Doch bevor er den Ort seiner Grausamkeit verläßt, deckt er den Leichnam mit Ästen und Blättern ab.
    Kurze Zeit später besteigt er den Linienbus nach Cölpin. Zum Abendessen im Militärkasino trifft er pünktlich ein. Den Rest des Abends verbringt er am Fernseher. Er ist bei bester Stimmung, wirkt heiter und gelöst. Eine tiefe Zufriedenheit hat seine entartete Seele ergriffen: Dieser Mord entsprach ganz und gar seinen Vorstellungen.
    So schreibt er später seine Eindrücke nieder und heftet das makabre Schriftstück in der Akte „Geheime Privatsache“ ab.
    Aus Sicherheitsgründen vermeidet Mirko Steinitz, an den folgenden Tagen Cölpin zu verlassen, zumal er am 28. Juli 1983 im SED-Bezirksorgan „Freie Erde“ eine kurze Notiz der Volkspolizei über den Fund des getöteten Jungen am Tollensesee entdeckt und zurecht annimmt, daß die Maschinerie der Polizei auf vollen Touren läuft. Er fährt erst Anfang August wieder nach Neubrandenburg. Die beiden Morde sind inzwischen Stadtgespräch. Einem Fahndungsplakat entnimmt er befriedigt, daß die Polizei keine Täterbeschreibung geben kann. Doch nun erfährt er auch den Namen des ersten Opfers. Er wird ihn bei nächster Gelegenheit in seiner Geheimakte nachtragen.
    Die Befürchtung, gefaßt zu werden, begleitet ihn ständig, sie macht ihn nervös und unsicher. Doch die Tage vergehen für ihn, ohne von der Polizei behelligt zu werden. Als er im Kasino zufällig Zeuge eines Gesprächs zweier Offiziere über die beiden Morde wird, die gehört haben wollen, der Täter sei bereits gefaßt worden, lächelt er beruhigt in sich hinein.
    Am 9. August 1983 liest er zu seinem großen Erstaunen in der Tageszeitung, daß die beiden Morde durch die „unermüdliche und intensive polizeiliche Ermittlungstätigkeit aller eingesetzten Kräfte der Volkspolizei aufgeklärt“ seien. Ein 23jähriger, mehrfach vorbestrafter Mann aus Neubrandenburg ist aufgrund dringenden Tatverdachts verhaftet worden. Zunächst überkommt Steinitz ein unbeschreibliches Glücksgefühl und mobilisiert neue Energien, seine mörderischen Aktivitäten bald zu wiederholen.
    Mirko

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