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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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Ergebnissen ab, ebenso seine Lehre als Elektromonteur.
    Später verändert ein Erlebnis die sexuellen Ambitionen: Über eine Szene im Fernsehen, in der ein Weißer einen Schwarzen erwürgt, ist er schockiert und zugleich fasziniert. Von nun an dominiert die Gewalt in seinen Phantasien. Am liebsten würde er einen Menschen erwürgen. Später wird er in einer Vernehmung zu Protokoll geben: „Mit den Händen will ich spüren an seinem Körper den Übergang in den Tod!“
    Mirko Steinitz zeigt beachtliches Interesse an der vormilitärischen Ausbildung, in der er alsbald Gruppenführer wird. Es gefällt ihm, Anordnungen zu treffen und Befehle zu erteilen. Bereitwillig verpflichtet er sich für eine Tätigkeit als Berufsunteroffizier in einer NVA-Nachrichteneinheit in Cölpin, in der Nähe von Neubrandenburg.
    Im Frühjahr 1980 wird er dorthin einberufen. Er bezieht Quartier im Ledigenheim seiner Einheit, behält aber seine kleine Wohnung in Berlin. Von seinen Kameraden hält er sich fern, bleibt weiterhin ein Einzelgänger, liest viel und entdeckt sein Interesse am Fotografieren.
    Die lustvollen Vorstellungen, einen Menschen zu erwürgen und dem sterbenden Körper möglichst nah zu sein, drängen immer stärker nach Realisation. Doch bis dahin vergehen noch einige Jahre. Inzwischen entwickelt er Jagdstrategien, sucht mögliche Tatorte aus, verfolgt zu Übungszwecken Personen und empfindet dabei prickelnde Erregung. Mehrmals in der Woche nimmt er Ausgang – ein Privileg, das ihm als Berufsunteroffizier zusteht. Dann streunt er wie ein einsamer Wolf durch die Wälder im Randgebiet Berlins oder taucht im Menschengewühl der S-Bahnhöfe unter. Und immer trägt er dabei einen unauffälligen Beutel bei sich. In ihm befinden sich die Utensilien für die angestrebte Tatausführung: ein Fotoapparat, Fesselwerkzeuge und Messer.
    Am späten Abend des 16. Juli 1983 ist es dann soweit. Zwischen der Neubrandenburger Stadthalle und der Gaststätte „Werderbruch“ entdeckt Mirko Steinitz zufällig auf einer Parkbank einen ihm unbekannten jungen Mann, den 22jährigen Jörg Dehmel, der dort seinen Rausch ausschläft. Daß er nun seinen ersten Mord durchführen kann, versetzt Steinitz in hochgradige Spannung. Dennoch wartet er länger als zwanzig Minuten und überlegt sein Vorgehen. Er beabsichtigt, den ihm körperlich vermutlich ebenbürtigen jungen Mann mit einem Messerstich nur kampfunfähig zu machen, ohne dessen Brust zu verletzen. Denn er will mit dem bloßen Oberkörper einen engen Kontakt mit dem seines Opfers herstellen und alle Reaktionen auf den tödlichen Würgegriff genußvoll auf sich wirken lassen. Steinitz tritt hinter den Schlafenden und rammt das Messer in dessen Hüfte. Doch die Verletzung ist nicht erheblich, die Klinge des Messers verbiegt sich. Jörg Dehmel springt auf, Steinitz ist sofort bei ihm und würgt ihn aus Leibeskräften. Doch dieser entfaltet ungeheure Abwehrkräfte, die Steinitz zu überfordern drohen. Er stößt das Messer tief in den Hals seines Opfers. Es taumelt, stöhnt, versucht zu schreien. Steinitz sticht wahllos zu, schlägt mit dem Messerknauf viele wuchtige Schläge auf den Schädel des bereits am Boden Liegenden. Nun ist Jörg Dehmel tot. Die Leiche versteckt Steinitz im Buschwerk.
    Voller Angst läuft er davon. Irgendwo reinigt er seine blutigen Hände, beruhigt sich allmählich und kehrt mit dem Linienbus nach Cölpin zurück. Bevor er um Mitternacht das Ledigenheim erreicht, versenkt er das Tatmesser im Dorfteich. Dann schläft er tief und traumlos bis zum nächsten Morgen.
    Die große Befürchtung, von der Polizei bald aufgespürt zu werden, verfliegt sehr schnell: Die Zeitungen der nächsten Tage bringen nicht die geringste Meldung über den Mord. Er kann nicht wissen, daß Jörg Dehmels Leiche erst am Morgen des 1. August 1983 entdeckt wird.
    Steinitz ist mit dem ersten Morderlebnis völlig unzufrieden. Keineswegs verschaffte es ihm den erhofften Genuß. Er zieht die Schlußfolgerung, künftig nur noch zehn- bis zwölfjährige Knaben zu töten, da er bei ihnen keine großen Widerstandskräfte befürchten muß.
    In seiner Berliner Wohnung legt er eine Akte „Geheime Privatsache“ an und beschreibt seine Eindrücke über den ersten Mord in einem ausführlichen Protokoll, dem bald ein weiteres folgen wird.
    Die Tage darauf verhält er sich unauffällig wie sonst auch, vermeidet aber, Cölpin zu verlassen. Doch bereits am 26. Juli 1983 hat ihn seine mörderische Getriebenheit wieder

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