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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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in nur zwei Jahren 26 schwere Verbrechen zumeist an Kindern zu begehen, ehe die Strafverfolgungsbehörden seiner habhaft werden konnten?
    Der Antwort darauf muß zunächst eine kurze Erläuterung vorangestellt werden. Sie ist notwendig, um die kriminalistische Problematik des Serienmörders besser verstehen und die durchaus verzeihlichen Irrungen und Wirrungen der polizeilichen Untersuchung, aber auch die nicht entschuldbaren Ermittlungspannen im Fall Steinitz besser beurteilen zu können.
    Serienmörder wühlen die Seele der Öffentlichkeit ungeheuer auf. Immer wieder entflammt sich an ihren abscheulichen Taten die Diskussion über die Wiedereinführung der Todesstrafe. Und zweifellos sind ihre Delikte von besonderer Gesellschaftsgefährlichkeit. Aber im realen Kriminalitätsbild bilden sie eher eine Ausnahme, doch von Zeit zu Zeit müssen sich Polizei, Sachverständige und Gericht mit ihnen befassen. Die Tatsache, daß zwischen ihnen und ihren Opfern keine konflikthaften Sozialbindungen bestehen, aus denen sich – wie bei den meisten Morden – Tatanlässe und Motive herausbilden, macht sie nicht nur für die Opfer in höchstem Maße unberechenbar. Sie stellen auch die Kriminalpolizei vor große untersuchungsmethodische Schwierigkeiten. Zielgerichtete Ermittlungen sind nämlich erst dann möglich, wenn die Morde solcher Täter im Hinblick auf die Begehungsweise, die Spurenlage, die Motive und die Opferpersönlichkeiten die erforderlichen Merkmale einer Serie erkennen lassen.
    Das ist leider häufig erst dann der Fall, wenn bereits mehrere Opfer zu beklagen sind. Inzwischen richtet sich der verständliche Volkszorn bereits gegen die vermeintliche Unfähigkeit der Polizei. Mit dieser tragischen Situation muß die Polizei fertig werden. Doch es ist auch zu bedenken, daß mancher potentielle Serienmörder gefaßt wurde, ehe er die blutige Spur seiner Serie hinter sich herziehen konnte.
    Serienmörder führen ein geschicktes Doppelleben. Sie passen nicht in das kriminologische Schema des Durchschnittstäters. Meist leben sie angepaßt und unauffällig, sind freundliche, fleißige, ordentliche Mitmenschen. Schüchternheit und Kontaktarmut machen sie zu Einzelgängern. Deshalb leben sie oft zurückgezogen. Doch ihre Phantasie ist abnorm. Zwanghaft beschäftigen sie sich mit der lustvollen Vorstellung, andere, Schwache, zu beherrschen, sie zu demütigen, zu quälen oder gar zu töten. Mitunter führt das sogar zu sexueller Entspannung. Unaufhörlich wächst der Drang, diese Phantasien in die Tat umzusetzen, den „Kick“ zu erleben, wenn die Gewalt ausgeübt wird. Ein explosives Gemisch aus Angst vor Entdeckung, Lust an der Realisierung ihrer Vorstellungen, Aggressivität gegen das Opfer, aber auch Mitleid mit ihm, entsteht. Bald ist die immer stürmischer werdende Erregung nicht mehr zu bremsen. Zusätzlich wird sie genährt durch die ersten Tatversuche, die meist scheitern. Sie klingt erst dann ab, wenn das Quälen und das Töten Wirklichkeit geworden sind. Eine Zeitlang kann dann das Erlebte genußvoll nachempfunden werden. Doch alsbald stellt sich der unstillbare Drang nach Wiederholung ein. Das Lernen am Erfolg verfeinert die Begehungsweisen, und die Folgetaten werden ebenso perfektioniert wie das Sicherungsverhalten. Die Täter werden immer geschickter und handeln nur dann, wenn sie Tatbedingungen vorzufinden glauben, die ihre zufällige Entdeckung unmöglich macht. Rationales Vorgehen und kühle Folgenkalkulation begründen in der Regel ihre volle strafrechtliche Verantwortlichkeit.
    Mirko Steinitz haßt seinen Stiefvater, weil er als Kind von ihm regelmäßig verprügelt wurde. Doch er liebt seine Großmutter, die immer gut zu ihm war. Die Mutter hingegen ist ihm gleichgültig, ebenso sein jüngerer Bruder. Schon als Schulkind bleibt er viel für sich allein. Er besitzt keine Freunde, wird von den Kameraden häufig gehänselt, weil er unsportlich und schwächlich ist. Mit Abschluß der Pubertät verspürt er eine diffuse Hingezogenheit zu gleichaltrigen Jungen.
    Durch seine Kontaktarmut kommt es aber nie zu einer Beziehung. Statt dessen gelingt ihm eine gewisse Lustbefriedigung, wenn er harte Gegenstände kraftvoll in seine Magengegend drückt. Dieser Schmerz erregt ihn mitunter so sehr, daß er zum Samenerguß führt. Barrenholme, Klettergerüste und Teppichstangen werden Objekte seines Verlangens. Auch nackte, unbehaarte Männerbrüste wecken sein erotisches Interesse.
    Die Schule schließt er mit guten

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