El Camino Amable
genannt El Cid, geboren, der eine bedeutende Rolle im Kampf der kastilischen Könige und der Mauren spielte und 1099 starb. Er wurde in der Kathedrale von Burgos bestattet. Sie ist ein imposantes gotisches Kirchengebäude aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. Sie ist wirklich sehenswert und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben. Wer in Burgos einen Tag ausruhen möchte, findet diverse Möglichkeiten, beeindruckende Bauwerke und Plätze zu entdecken. Schon das alte Stadttor ist sehenswert und auch das Kloster Las Huelgas, das König Alfons VIII. von Kastilien im Jahre 1187 gründete, lohnt auf jeden Fall einen Besuch.
Man kann die Kathedrale stundenlang von außen anschauen und entdeckt an den Türmen, in den Portalen oder an den Fenstern immer wieder neue Einzelheiten, originell, filigran, meisterhaft! Die unzähligen Skulpturen sind wunderschön und ich bedaure einmal mehr, dass ich die Standbilder nur unzureichend erkenne und so auch die vielen Geschichten, Bedeutungen und Zusammenhänge, die der Baumeister mir erzählen will, nicht mehr verstehe. Mir bleibt aber das Staunen vor der vollendeten Meisterschaft der Architekten und ihrer Steinmetze.
In der Kirche sehe ich mehrfach eine Anordnung von Kerzen wie auf einem Tablett. Ich kenne das aus vielen katholischen Kirchen. Wer einen Wunsch, ein Gebet oder irgendetwas „auf dem Herzen“ hat, kann gegen eine kleine Summe eine Kerze kaufen und anzünden. So habe ich in den katholischen Kirchen immer eine Anordnung von ruhig brennenden Kerzen gesehen, die mehr oder weniger weit heruntergebrannt waren. In fast allen Kirchen, die ich hier unterwegs besucht habe, existiert diese Anordnung von Kerzen vor einem Altar oder Standbild ebenfalls. Allerdings wirft man 20 Cent in den dafür vorgesehenen Schlitz und die Glühbirne von einer der künstlichen Kerzen geht an und leuchtet für eine bestimmte Zeit. Und das persönliche Anliegen wird durch elektrische Kontakte sichtbar gemacht und nach einer festgelegten Zeit ausgeschaltet. Während ich mir die Plastikkerzen anschaue, wird mir bewusst, wie sehr ich altmodischen Formen des Ausdrucks und der Verehrung anhänge. Diese an- und ausschaltbaren Kerzen sind für mich ausdruckslos und haben den Charme eines Kaugummiautomaten, in den ich für 20 Cent Verehrung einwerfe.
Die Plätze und Gassen um die Kathedrale herum sind wunderschön, nicht umsonst wird Burgos im Jahr 2016 Kulturhauptstadt Europas. Nach der Pilgermesse, die für mich ebenso eindruckslos verläuft wie die vorigen, fahren wir zurück zur Herberge. Dort sind inzwischen auch Sdenka und Katharina aus Österreich (die zwölf Tage mit einem spanischen Boy den Camino gelaufen ist und eine feste Lebensbeziehung mit ihm gründen will, denn nach zwölf Tagen gemeinsamen Laufens — da kennt man sich, gell?!) angekommen.
Jeder von uns holt etwas zu essen aus dem Rucksack und wir teilen und essen. Gila spendiert noch den restlichen Wein, den sie heute von ihrem Pilgermenü mitgenommen hat und wir klönen so vor uns hin. Punkt 22 Uhr sind alle in den Schlafsäcken. Ich reiche Katharina noch etwas Ohropax von Bett zu Bett, denn sie hat mir verraten, dass Ernest (der aus Kalifornien, der mit zwei Rucksäcken läuft, einen auf dem Rücken, einen vor dem Bauch) der schlimmste Schnarcher von hier bis Texas ist. Dankbar für diese Information stopfe ich mir auch etwas in die Ohren. Und wieder bin ich überrascht, wie ruhig es in der Nacht ist.
11. Tag
Burgos—Tardajos
Wie immer stehen alle zeitig auf, ich allerdings erst nach sieben, denn Gila und ich wollen uns Burgos ansehen, da brauchen wir erst um 8 Uhr aufzubrechen. Katharina möchte mitkommen, was Gila sichtlich verstimmt, allerdings hatte sie auch noch kein Frühstück. Ohne Frühstück aber etwas zu unternehmen, das kann sie schlecht ab, wie sie selbst sagt. An der Bushaltestelle treffen wir noch Ernest, gemeinsam fahren wir nach Burgos hinein und wollen in einer schönen Cafeteria am Plaza mayor frühstücken. Leider macht die erst um 9 Uhr auf und wir müssen fünf Minuten warten, was Gila fast aus der Bahn wirft.
Endlich gibt’s aber doch Frühstück und Ernest erzählt beim Essen von sich. Er kommt gerade aus der Ukraine, wo er als Englischlehrer gearbeitet hat. Sein Vater ist Schwede, seine Mutter kommt aus Kolumbien - daher sein gutes Spanisch.
Nach dem Frühstück sehen wir uns in aller Ruhe die Kathedrale an. Man kann hier seinen Rucksack abgeben, was wirklich praktisch ist. Die Kathedrale hat
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