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El Camino Amable

El Camino Amable

Titel: El Camino Amable Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Curth
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Weilchen sitzen zu bleiben und zu tun, als ob ich es genieße. Aber wenn man nicht raucht, bleibt so gar nichts zu tun. Raucher haben es wirklich besser, die üben noch eine Alibitätigkeit aus, um sitzen bleiben zu können. Als Nichtraucher könnte man vielleicht noch lesen. Oder man kann die Leute an den Nachbartischen belauschen - aber so richtig lustig ist das auch nicht. Oder ich gewöhne mich einfach nicht daran und gehe nicht alleine essen. Ich glaube, das gefällt mir besser. In einer Herbergsküche kommt man nicht auf solche Gedanken.

    Das Kloster, in dem sich die Herberge befindet, schließt um 21.45 Uhr, aber ich bin rechtzeitig zurück. Ich bin auch wirklich müde, doch die ganze Nacht ist es laut vor meinem Fenster - und ich hatte mir extra wieder ein Bett am Fenster genommen. Ab 3 Uhr macht sich dann die starke Bronchitis des Mädels unter mir bemerkbar. Hab kein Auge zugemacht.

16. Tag

León—Hospital de Órbigo

    Ab halb sieben baten die Klosterbrüder dann zu einem kostenlosen Frühstück: geschnittenes Brot, Margarine, Marmelade, Kaffee, Milch, Tee, Kakao. Auch der Beitrag für die Übernachtung besteht hier aus einer freiwilligen Spende. Ich habe 10 Euro gespendet, die ich vorher auf dem Fußweg gefunden hatte. Ich bin sicher, die waren genau dafür bestimmt. Dann bin ich losgelaufen. Es war hell, aber der Camino ist in León ziemlich schlecht ausgewiesen. Nachdem ich den Weg gefunden hatte, habe ich ein bisschen „geengelt“ und zwei Jungs, die fünfzig Meter vor mir liefen, zurückgerufen, weil sie eine Abzweigung übersehen hatten. Wie sich herausstellte, waren es Samuel und Jannis aus Hamburg. Wir sind dann eine Weile zu dritt gegangen. Es war richtig heiß heute und der Camino führte über eine lange Strecke neben der Landstraße her. Die Autos waren schnell und laut und der Asphalt glühte. Es gab nirgends Schatten und es war wirklich anstrengend zu laufen. Aber der landschaftlich schönere Weg durch die kastilischen Felder war 3,5 Kilometer länger — und die zählen bei dieser Hitze doppelt, sodass ich meinem ursprünglichen Vorsatz, stets die naturverbundene Variante vorzuziehen, untreu geworden bin.
    Mein Ziel für heute heißt Hospital de Órbigo und ist ein Ort, durch den seit Jahrhunderten die Pilgerströme ziehen. Viele Dörfer und kleine Städtchen habe ich schon durchquert, deren Namen einen deutlichen Bezug zum Camino und zum Pilgertum haben. Der Hinweis „Hospital“ im Namen macht deutlich, dass es vielen Pilgern früher oft elend ging, sodass sie eine längere Pause zur Genesung brauchten. Glücklicherweise ist das Pilgern auf den gut angelegten Wegen heute einfacher geworden, aber anstrengend bleibt es allemal.
    Als ich in Hospital de Órbigo ankomme, ist es aber auch mir echt genug! Mein Fuß hat ganz gut durchgehalten, ist aber immer noch rot und geschwollen und jetzt, wo ich nicht mehr laufe, tut er tüchtig weh.

    Die Herberge ist ein echtes Schmuckstück auf dem Weg. Von außen erscheint sie als ein mit Blumen geschmücktes Wohnhaus. Man geht durch einen Torbogen und befindet sich in einem wunderschönen Innenhof mit einem Säulenumgang, Schatten, Blumen, leiser Musik, sehr ansprechenden Sanitäranlagen und dahinter liegen die Schlafgebäude und ein Garten. Es ist richtig schön!

    Nach dem Duschen und dem „Haushalt“ gehe ich erst einmal in den Ort, um ein großes Bier zu trinken.
    Ich habe mir anschließend in der gut ausgestatteten Küche der Herberge meine restlichen Tortellini gekocht und sie dieses Mal mit einer Dose Thunfisch gekrönt. Man lernt die seltsamsten Rezepte auf dem Weg: kalorienreich (das muss sein), schnell und gut abzuwaschen. Es hat sogar geschmeckt. Und „avec du vin - tout va bien“, sagt eine alte Pilgerregel.

17. Tag

Hospital de Órbigo - Rabanal del Camino

    In dieser Nacht habe ich gut geschlafen und bin kurz nach 6 Uhr aufgebrochen. Der Vollmond schien wunderbar und half mir zusammen mit der anheimelnden orangen Straßenbeleuchtung, den Weg aus dem Ort zu finden. An der nächsten Kreuzung waren beide Möglichkeiten, die man gehen konnte, auf einem Schild aufgemalt. Die schönere war mit einem Herz versehen. Die habe ich diesmal reumütig gewählt, auch wenn sie etwas weiter ist als die andere.

    Das Herz tauchte noch mehrmals auf dem heutigen Weg auf und es ist mir einmal mehr aufgefallen, wie freundlich man auf diesem Weg von der Bevölkerung geleitet wird. Gelbe Pfeile überall und auch im nächsten Dorf finde ich ein kleines

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