El Camino Amable
ich über die Straße zum Kiosk, in dem die örtliche Touristen- und Pilgerinformation untergebracht ist. Und siehe, es stimmt. Die Dame in der Information bestätigt, dass sehr wohl ein Bus am Sonnabend fährt, sie schreibt mir die Zeit auf und schickt mich in die gegenüberliegende Bar, wo es das Ticket gibt. Dort lehnt man einen Bus am Sonnabend kategorisch ab, erst als ich auf die Info-Dame verweise, ist der Wirt bereit, auf den Fahrplan zu gucken. Er verkauft mir dann auch ein Ticket für Sonnabend, allerdings zu einer anderen Zeit, als die Dame mir aufgeschrieben hat. Aber immerhin! Mit der Fahrkarte als Trophäe meiner erfolgreichen Jagd gehe ich zu Gert und Traute zurück. Darauf haben sie auch ein intensives Gespräch mit dem Barbesitzer und kriegen Tickets für heute Abend. Geht doch! Danach gehe ich einkaufen und koche mir in der Klosterküche mit der Mikrowelle Tortellini, darüber kippe ich eine halbe Dose Fleischklößchen. Die andere Hälfte schenke ich drei französischen Radfahrern, die sich mit einem Glas Wein revanchieren. Dann noch ein kleiner Schnack mit Désirée und Schluss. Aber das schöne, hygienisch abgepackte Bett ist leider zu weich, um gut zu schlafen.
15. Tag
Carrión de los Condes—León
Ich mache mich in aller Ruhe fertig, bis 8 Uhr müssen alle Pilger das Kloster verlassen haben. Ich gehe gegen halb acht und will im Café auf dem großen Platz zwischen dem Informationskiosk und der Ticketbar frühstücken. Bernd kommt mit, er will auch den Bus nehmen. Ich hätte nie gedacht, dass ich stundenlang auf dem gleichen Fleck hocken könnte, ohne irgendetwas zu tun. Es geht aber schon ganz gut. Bin stolz.
Zwischendurch versucht Bernd immer wieder, ein Ticket für den Bus zu bekommen. Aber nun, da ja feststeht, dass wirklich einer fährt, nun tut sich eine neue Hürde auf: Er ist ausgebucht! Das kommt uns irgendwie komisch vor, wenn man bedenkt, dass ja eigentlich gar keiner fahren sollte. Bernd verhandelt abwechselnd mit der Info-Dame und dem Bus-Barkeeper. Es dauert gut drei Stunden, Bernd sitzt längst wieder neben mir im Café und frühstückt ein weiteres Mal, bis die Bardame laut rufend über die Straße auf ihn zukommt und mit einem Ticket wedelt. Sie hat tatsächlich noch irgendwie eine Möglichkeit gefunden, für ihn ein Ticket zu bekommen. Dreieinhalb Stunden hat das nun gedauert, aber das ist eigentlich noch eine recht gute Zeit, jedenfalls wenn die Jagd erfolgreich ist!
Die Zeit tröpfelt langsam dahin.
Ich gehe ins Klostermuseum. Es ist dort alles Mögliche ausgestellt. Münzen, etwas Geschirr, Heiligenbilder, Krippen aus aller Welt, Maria auf dem Halbmond stehend... Ich gehe wieder zurück ins Café.
Die Zeit tröpfelt.
Ich frühstücke ein weiteres Mal.
Um 13 Uhr stehe ich an der Bushaltestelle und warte. Nach immerhin fünfzig (!) Minuten Verspätung kommt der Bus und zwei Stunden später bin ich in León.
León ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz der Region Kastilien und León. Früher war León die Hauptstadt des Königreiches Asturien, das später vom Königreich León abgelöst wurde. Die Herrscher von Asturien und León besaßen auch die Macht über die Region von Compostela. Sie förderten in starkem Maße das Pilgertum, nachdem im Jahre 813 das Grab des Apostels Jakobus wiederentdeckt worden war.
Daher geht die Blütezeit Leóns einher mit einem starken Anstieg der Pilgerschaft zu Beginn des Mittelalters bzw. resultiert zum Teil daraus. Seit dem 13. Jahrhundert prägten Händler und Kunsthandwerker in starkem Maße die Wirtschaft der Stadt. In späteren Jahrhunderten erlangte die Stadt durch den Viehhandel eine größere Bedeutung. Die Kathedrale wurde im 13. und 14. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut. Sie ist ebenso berühmt und sehenswert wie die von Burgos.
Aber während die von Burgos von außen überwältigend war, ist es die von León von innen.
Diese Kathedrale besteht fast nur aus Fenstern, bunt bemalt und leuchtend, sehr eindrucksvoll! Hier sind 1800 Quadratmeter Fensterfläche aufs Feinste bemalt.
Die Stadt, speziell die Altstadt, ist schön, sie hat Flair und ist sauber, es gibt gestrichene Fassaden und schmiedeeiserne Balkone, wie ich sie gern habe...
Ich habe mich anschließend zum Essen eingeladen. Es macht allerdings nicht so viel Spaß, allein am Tisch zu sitzen und nichts anderes zu tun als wirklich nur zu essen. Ich glaube, ich muss mich wieder daran gewöhnen, allein zu sitzen und auch wenn der Teller leer ist, noch ein
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