El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
er gekommen?
Was wussten sie? Der Lokalpresse zufolge schlugen und misshandelten die Soldaten die jungen Männer und bezichtigten sie, zu Chapos Revolvermännern zu zählen.
Frustriert und ohne befriedigende Antworten zogen die Soldaten ab und ließen die drei jungen Männer blutend liegen. Als eine Gruppe Lokalreporter sich dem Schauplatz näherte, kehrten die Soldaten zurück und verschleppten ihre Opfer an einen unbekannten Ort.
Am 7. August 2009 hatten die Soldaten endlich ein Erfolgserlebnis. In der kleinen Bergstadt Las Trancas, Durango, stießen sie auf eine Spur. Die Stadt liegt in der Nähe des Ortes, an dem Chapo Emma Coronel Aispuro geheiratet hatte, und jeweils etwa 150 Kilometer von Culiacán und Durango entfernt. Auf einem 240 Hektar großen Gelände entdeckten sie vierundzwanzig Meth-Küchen. Einem Zeugen zufolge lagerten dort »mehr synthetische Drogen, als man sich jemals vorstellen kann«. Auf dem Gelände stießen sie auf barackenähnliche Schlafsäle, die etwa einhundert Leuten Platz boten. Zudem gab es drei Essküchen und zwei Waschräume. Das gesamte Anwesen war evakuiert worden.
Doch man fand noch mehr. Einige der Räume waren mit exklusiven Badezimmern ausgestattet, verfügten über Highspeed-Internetanschluss, Satellitenempfang, Plasmafernseher, Kingsize-Betten, Minibars und Klimaanlagen. Es war eindeutig, dass nicht alle Bewohner einfache Handlanger waren.
Von einem Ausguck oberhalb des Anwesens, wo offenbar bewaffnete Wachen gestanden hatten, konnte man fünfzehn Meilen in jede Richtung sehen. Und schließlich fanden die Soldaten noch eine gewaltige Menge Bargeld, Zehntausende von Dollar. Wer hier gelebt hatte, musste einen hohen Rang bekleidet haben. Und wahrscheinlich waren es sogar mehrere Personen gewesen, die eilig die Flucht ergriffen und das Geld zurückgelassen hatten.
Schnell machten Spekulationen die Runde. War Chapo hier gewesen? Hatte er sich hier versteckt? Die Anwohner aus den umliegenden Bergen waren sich dessen sicher, wie auch einige Soldaten, die in der Gegend stationiert waren. Chapo hatte anscheinend zusammen mit El Mayo und Nacho Coronel auf dem Anwesen gelebt. 372
»Wir werden ihn erwischen.« Der DEA-Agent nahm voller Überzeugung einen ordentlichen Schluck von seinem Bier. Chapo würde eines Tages in seiner Heimat, in den Bergen von Sinaloa oder Durango, gefasst werden. Da er jetzt offensichtlich die Gegend, die er so liebte, nie verließ, hatten die mexikanischen Behörden hier einen Vorteil gegenüber ihren Kollegen in Kolumbien und anderen Ländern, wo die Drogenbarone mobiler waren. Mit Ausnahme von Pablo Escobar hatten sich die südamerikanischen Drogenbosse alter Schule nie gescheut, sich ins Quellgebiet des Amazonas oder in die von Rebellen kontrollierten Berge außerhalb ihres Landes abzusetzen, wenn es brenzlig wurde.
Jedes Mal, wenn Chapo in Sinaloa oder kurz hinter der Staatsgrenze in Durango beinahe geschnappt worden war, wuchs in dem DEA-Mann die Gewissheit, dass sie ihm auf den Leib rückten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, ehe sie ihn erwischen würden, meinte er lächelnd und trank einen weiteren Schluck Bier.
Noch optimistischer als die Bemühungen der mexikanischen Armee, die ihn außerordentlich zufriedenstellten, stimmte ihn die Tatsache, dass Chapo nicht mehr von seinen engsten Freunden umgeben war, sondern sich im Gegenteil viele neue Feinde geschaffen hatte. Seit dem Bruch mit den Beltrán-Leyva-Brüdern war Chapo mehr und mehr in die Isolation geraten. Die Brüder waren in seiner Organisation der ausschlaggebende Faktor gewesen, und das nicht nur, weil er sie ein Leben lang kannte. »Als die Beltrán-Leyva-Brüder mit
Chapo brachen«, so der DEA-Agent, »verlor er sein Sicherheitsnetz. «
Natürlich war Chapo in den Bergen und den nahe gelegenen Städten wie Culiacán immer noch sicher, aber andernorts eben nicht mehr, genauso wenig wie sein Drogengeschäft. Seine Leute neigten mehr und mehr dazu, ihn zu verraten. Wie einer seiner Männer aus dem mittleren Management, ein Kalifornier, der dafür zuständig war, das Geld aus den Chicagoer Drogenverkäufen nach Los Angeles zu schaffen. Die DEA hatte ihn dabei erwischt, wie er versuchte, vier Millionen Dollar an Chapo zu transferieren. »Seitdem arbeitet er für uns«, sagte der Agent.
Zudem mehrten sich die Anzeichen, dass Chapo die Kontrolle über Sonora verlor. Ohne diesen Korridor konnten die Sinaloenser so viel Meth, Marihuana und Heroin produzieren oder Kokain importieren,
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