El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
entwickelte sich. Oft schliefen die beiden in seiner Zelle, manchmal liebten sie sich, manchmal lagen sie nur eng umschlungen da. Sie redeten miteinander, teilten ihre intimsten Geheimnisse.
»Oftmals hatten wir gar keinen Sex, weil er nur wollte, dass ich ihm nahe war. Er wollte mich nackt an seinem Körper spüren. Wir hatten keinen Sex, aber wir waren zusammen. Und
ich verstand ihn, verstand, dass er weinen wollte. Ich wusste, dass er das ganze Gefängnisleben satthatte.«
Hernández erinnerte sich auch an das erste Mal.
»Hinterher schickte er mir einen Strauß Blumen und eine Flasche Whiskey auf meine Zelle. Ich war seine Königin.«
Obwohl er nicht des Schreibens mächtig war, schickte er ihr Liebesbriefchen, in denen er ihr seine Gedanken mitteilte, die ein Mithäftling für ihn verfasste.
»Hallo, mein Leben! Zulema, meine Liebste«, schrieb Chapo etwa am 17. Juli 2000, als die Behörden vorhatten, seinen Schatz in ein anderes Gefängnis zu verlegen. »Ich denke die ganze Zeit an dich und möchte mir vorstellen, dass du glücklich bist … weil deine Verlegung ja unmittelbar bevorsteht. Das andere Gefängnis wird viel besser für dich sein, es gibt da mehr Platz, mehr Bewegungsfreiheit und mehr Zeit für Familienbesuche. «
»Wenn man jemanden liebt, so wie ich dich liebe, ist man glücklich, wenn der anderen Person, der, die man verehrt, etwas Gutes widerfährt, selbst wenn die Tage nach deiner Verlegung für mich schwer sein werden … Mein Schmuckstück, ehe du verlegt wirst, können wir uns vielleicht noch einmal sehen – morgen, so Gott will –, und dann will ich dir süße Küsse schenken und dich in die Arme schließen, um mir für immer die Erinnerung an dich zu bewahren, die mich jedes Mal, wenn ich an dich denke, trösten und mir helfen wird, deine Abwesenheit zu ertragen, bis Gott uns gestattet, wieder zusammen zu sein, unter anderen Voraussetzungen und irgendwo weit ab von diesem schwierigen Ort.«
Den Brief hatte er einfach mit JGL unterzeichnet.
Zulema wurde dann schließlich doch nicht verlegt, und Chapo schrieb ihr einige Tage später einen weiteren Brief.
»Liebste meiner Lieben! Wie geht es dir, mein Schmuckstück? Ich hoffe, es geht dir gut und du bist so ruhig und optimistisch, wie du sein kannst, auch wenn du jetzt ein bisschen
besorgt sein magst, weil man dich nicht verlegt hat, aber verzweifle nicht, das wird schon noch passieren, der Anwalt sagt, es ist nur noch eine Frage der Zeit …«
»… Mein Herz, jetzt, da du mich verlässt und ich noch eine Weile hierbleiben muss … Wenn du fort bist, werde ich leiden, denn ich mag dich inzwischen sehr, du hast es mit Offenheit und Aufrichtigkeit geschafft, mein Herz zu gewinnen, und ich sage dir, dass ich dich liebe, dass du ein wundervolles Mädchen bist, das in mir die Leidenschaft der Liebe geweckt hat. Ich bin getröstet, weil ich daran denke, wie du dich mir gegenüber verhalten hast, ich erinnere mich an dein Gesicht und das Lächeln, das mein Herz erwärmt. Ich erinnere mich an alles, was du mir erzählt hast, die Freuden, die Traurigkeit, doch vor allem erinnere ich mich an jeden Augenblick, jede Sekunde, die wir ein Paar waren – Mann und Frau –, das hat einen ganz besonderen Wert. Zulema, ich verehre dich.«
Nach sieben Jahren Gefängnis, von denen er fünf in Puente Grande verbracht hatte, war offenkundig, dass Chapo eine Herzensgefährtin gefunden hatte. Hernández wurde nie verlegt, und sie setzten ihre Beziehung fort.
Chapo schickte ihr auch weiterhin Liebesbriefe.
»Hallo, meine Liebe! Meine Geliebte, gestern habe ich von dir geträumt, und es war so real, so schön, dass ich mich, als ich aufwachte, fühlte, als hätte ich etwas Wunderbares in mir, auch wenn ich gleichzeitig eine leichte Traurigkeit verspürte, als ich merkte, dass alles nur ein Traum war … Im Augenblick kann ich dir noch keine Einzelheiten nennen, aber nächste Woche – so Gott will – sehe ich dich und kann dir in die Augen schauen und dir sagen, wie sehr ich dich liebe, was du mir bedeutest, und dir von den Plänen erzählen, die ich für unsere gemeinsame Zukunft habe.«
Als sie eines Nachts im Herbst 2000 zusammenlagen, erzählte Chapo ihr von seinen Fluchtplänen.
»Wir hatten uns gerade geliebt«, erzählte Hernández. »Er umarmte mich und sagte: ›Du wirst besser dran sein, wenn ich weg bin. Ich werde dir bei allem helfen. Den Anwalt habe ich bereits instruiert.… Mach dir keine Sorgen, da wird nichts schiefgehen, alles
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