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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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wurde aber auch als die Nummer zwei in der Organisation von Carrillo Fuentes angesehen, und besaß die Fähigkeit, für beide Seiten zu agieren, ohne eine davon zu bevorzugen. Wenn er einen Raum betrat, wurden die Egos dem Profit untergeordnet.
    Chapo beschäftigte zahlreiche Sicarios. Einige waren desertierte Soldaten um die dreißig, die an Waffen wie dem AK-47 und dem M-16 ausgebildet waren und mit Handgranaten und Panzerfäusten umzugehen wussten. Die Sicarios rekrutierten im ganzen Land junge Männer, die die Drecksarbeit erledigten. Sie trugen Uniformen oder uniformähnliche Kleidung und benutzten Waffen, die in Mexiko der Armee vorbehalten waren. Es war nicht ungewöhnlich, dass man diese Männer für Angehörige des Militärs hielt.

    Chapo verlangte Effektivität, Fehler und unnötiges Blutvergießen verfolgte er mit unerbittlicher Härte.
    Bei einer Gelegenheit hatte eine Angestellte Chapos Geld aus einem Transport verloren. Der Boss befahl einem seiner jüngeren Killer, Luis Rolando Llanos Romero, alias »El Chilango«, die Frau zu töten. Dummerweise brachte Llanos Romero die falsche Frau um. Einem Zeugen aus dem Zeugenschutzprogramm zufolge, der später vor der PGR aussagte, war Chapo außer sich, als er von dem Irrtum erfuhr.
    Chapo berief ein Treffen ein, bei dem Llanos Romero zurechtgestutzt werden sollte. Ein paar von Chapos Männern, darunter auch Llanos Romero, trafen sich in einem Haus und diskutierten den Fehler. Das Treffen schien beendet, und Llanos Romero hatte es offenbar mit blutiger Nase, ansonsten aber unbeschadet überstanden. Die Männer nahmen ihre Waffen vom Tisch und wandten sich zur Tür. Auf dem Weg nach draußen drehte sich einer von Chapos Killern noch einmal um und verpasste dem verblüfften Llanos Romero eine Kugel in den Kopf.
    Wenn man ihn hinterging, mochte Chapo zwar wütend werden, aber niemals ließ er sich von seiner Wut zu einer unbedachten Tat hinreißen. »Eine seiner Stärken ist seine Fähigkeit, seine Frustration hinunterzuschlucken (…), niemals würde er seine Rache mit der Sponaneität eines impulsiven Charakters exekutieren«, heißt es in einem psychologischen Gutachten, das die PGR über ihn erstellen ließ. »Seine Reaktionen sind überlegt, zielgerichtet, er legt es darauf an, die Schwächen seiner Gegner auszunutzen und sie so brutalstmöglich zu treffen.«
    Wann immer es zwischen den Gangs auf der Straße zu Gewalttätigkeiten kam, ging El Azul dazwischen und erinnerte die Kontrahenten daran, dass unnötiges Blutvergießen und die daraus resultierende öffentliche Aufmerksamkeit schlecht für das Geschäft waren. 128

    Und auch Chapo war diesbezüglich absolut in der Lage, seine Emotionen zu kontrollieren. Er würde eine Situation unter allen Umständen rational beurteilen. »Wenn es zu Racheaktionen kommt, wirkt er zwar besessen, reagiert aber immer angemessen (…), so dass alle Maßnahmen seine Position stärken.«
    Chapo sei ein Egozentriker, so das Fazit des PGR-Gutachtens, der sicherstellen wolle, dass alle stets wüssten, wer der Boss ist. Aber er verstehe auch die Verantwortung, die diese Position mit sich bringe, und würde gelegentlich sogar die Schuld auf sich nehmen, wenn etwas schiefging. Trotz allem sei Chapo im Endeffekt eine »gefestigte Persönlichkeit«.
    Anfangs operierte er von Guadalajara aus, wo auch El Padrino bis zu seiner Verhaftung sein Domizil hatte. Allerdings hatte Chapo schon damals seine Kontroll- und Kommandozentrale nach Norden verlegt, nach Agua Prieta an der Grenze zu Sonora. Dadurch war er in der Lage, persönlich den Schmuggel zu überwachen.
    Wie schon El Padrino erwarb auch Chapo Dutzende von Häusern in ganz Mexiko. Dazu benutzte er vertrauenswürdige Strohmänner, die Erwerb und Grundbucheintrag unter falschen Namen durchführten. Die Häuser wiesen keine Besonderheiten auf, meist handelte es sich um ein- bis zweigeschossige Gebäude in etwas wohlhabenderen Wohngegenden mit einer von einem Tor versperrten Zufahrt. Manchmal gehörte noch ein Hof oder ein Garten zum Grundstück. Die Häuser befanden sich in Städten wie Culiacán, Mexicali, Tecate und Guadalajara, auch in der Hauptstadt besaß er für den Notfall Verstecke. Die Vielzahl der Immobilien sicherte ihm und seinen Männern eine Anonymität, die sie anderswo schwerlich gefunden hätten. Zudem dienten die Anwesen als Rückzugsorte nach Operationen und als Verstecke für Waffen, Drogen und Geld.

    Normalerweise arbeiteten drei bis fünf Männer von einem

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