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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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geboren und aufgewachsen ist. Die einzige Extravaganz, die er sich leistet, sind seine mit goldenen Intarsien verzierten Pistolen, in die seine Initialen J. G. L. eingraviert sind. Seine Stimme klingt ein wenig näselnd, jedoch nicht hoch und kreischend, sondern eher wie ein sanfter Singsang, er spricht den ausgeprägten Dialekt der Sierra. Sein linkes Auge ist offenbar paralysiert, was ihm einen intensiven Blick verleiht, der sowohl freundlich als auch furchterregend wirken kann.
    Kurz nach seiner Ankunft in Puente Grande 1995 wurde er den Fotografen vorgeführt. Von den Wärtern bewacht, stand er in Handschellen im Regen. Er trug eine Baseballmütze und eine graue Daunenjacke und lächelte in die Kameras. Der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte: Seht her, ich bin der, der hier
den Ton angibt. Ich habe euch alle im Sack – Wärter, Presse, Regierung.
    Den Behörden zufolge muss Chapo grundsätzlich immer das Sagen haben, es heißt, er besitze ein obsessives Bedürfnis, »sein Umfeld zu kontrollieren«. Trotzdem gilt er als selbstsicher, freundlich, höflich und zuvorkommend gegenüber denen, die mit ihm zu tun haben. Er ist geradeheraus und mag schlicht erscheinen, doch in seinem Kopf sind ständig alle Rädchen in Bewegung. Diejenigen, die ihn kennen, sagen, er sei außerordentlich scharfsinnig.
    Nicht nur Frauen gegenüber gilt er als Charmeur, als Mann, der im Ruf eines Verführers steht, egal ob es sich um einen Drogenhändler handelt, den er aus geschäftlichen Gründen um den Finger wickelt, oder um eine Frau, die er ins Bett bekommen will. »Sein einnehmender Charakter gestattet es ihm, sein Gegenüber auf natürliche Weise zu überzeugen, das gilt besonders für diejenigen, die (…) ihn beschützen«, heißt es in den Unterlagen der Behörden.
    Dabei ist er lediglich 1,68 Meter groß. Die PGR behauptet, dies sei von klein auf ein Antriebsfaktor gewesen. Seine Zähigkeit stamme aus einem unterschwelligen Minderwertigkeitsgefühl, das auf seine geringe Größe zurückzuführen sei und ihn dazu antreibe, sein Defizit mit »intellektueller Überlegenheit« und einem »unverhältnismäßigen Machthunger« zu kompensieren.
    Seine kleine Statur hat noch einen anderen Vorzug; sie ermöglicht es ihm, auf dem Niveau seiner Angestellten zu bleiben. Mit seiner näselnden Stimme, seinem kindlich-teuflischen Grinsen und seiner volkstümlichen Art, sich zu kleiden, wirkt er wie ein x-beliebiger kleiner Narco und nicht wie der Oberboss mit dem Superego.
    Chapo hat Stil, dessen Wirkung er genau kalkuliert.
    Der Buchhalter Miguel Ángel Segoviano erinnert sich an seine erste Begegnung mit Chapo. Er war zu einer Party – die
Gründung einer Scheinfirma mit Namen Servicios Aéreos Ejecutivos – zitiert worden, um dort den Drogenbaron zu treffen. Als Segoviano in den Raum kam, sah er, wie man einen anderen anschrie, den er für den Boss hielt. Segoviano mischte sich ein: »Warum lässt du ihn nicht in Ruhe? Warum beschimpfst du ihn?« Doch da packte ihn ein anderer Mann bereits am Kragen und verfrachtete ihn nach oben. Segoviano war völlig durcheinander, er konnte sich nicht vorstellen, was er falsch gemacht haben sollte.
    Dann stellte sich heraus, dass der Mann, den er angefahren hatte, Chapo selbst war. »Ich hätte nie gedacht, dass Joaquín Guzmán … nun ja, Joaquín Guzmán sah wie ein gewöhnlicher Mensch aus, wie einer seiner Angestellten«, gab er später vor einem US-Gericht zu Protokoll.
    Segoviano überlebte das Missgeschick und stieg innerhalb Chapos Organisation auf, bis er schließlich gefasst wurde. 131
    Chapo kann gut mit Menschen umgehen, sogar mit denen, die auf der anderen Seite des Gesetzes stehen. José Antonio Ortega Sánchez, ein Anwalt aus Mexiko-Stadt, traf den Drogenbaron im Jahr 2000 in Puente Grande, um im Auftrag der Bundesregierung Chapos Aussage aufzunehmen.
    Das Treffen war für zehn Uhr vormittags angesetzt. Ortega Sánchez traf pünktlich ein und wurde nicht in eine der normalerweise für Anwälte und Besucher vorgesehenen Standardboxen geführt, sondern in einen Raum innerhalb des Gefängnisses. Ortega Sánchez wartete und wartete. Ein Wärter betrat den Raum und teilte ihm mit, Chapo verspäte sich. Die Zeiger der Wanduhr rückten vor. Ortega Sánchez wartete weiter. Ehe er sich versah, brach die Dämmerung herein. Von Chapo war weit und breit nichts zu sehen.
    Um 23 Uhr betrat der Drogenbaron schließlich den Raum. Er wirkte entspannt und gelassen. Er entschuldigte sich für die

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