El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
dieser Häuser aus, mehr – so die Überlegung – würden unwillkommene Aufmerksamkeit erregen. In den Häusern Dutzende von Maschinenpistolen, Handgranaten und kartonweise Munition aufzubewahren, war nichts Ungewöhnliches. Chapos Männer trugen regelmäßig Tausende von Dollar und Peso mit sich herum, die zur Bestechung von Polizisten und Grenzbeamten verwendet wurden.
Darüber hinaus eignete er sich auch in ganz Mexiko Ranches an, insbesondere in Sinaloa, Sonora, Chihuahua und Durango. Dort bauten die örtlichen Gomeros Opium und Marihuana an. Manchmal bezahlte er für die Ranches, manchmal requirierte er sie durch schiere Gewaltandrohung.
Laut PGR liebte es Chapo, die Arbeit zu delegieren, damit er sich zurücklehnen und sein Geld genießen konnte, ohne sich allzu intensiv ums Tagesgeschäft zu kümmern. Neue Mitarbeiter ließ er vor Ort anwerben. Ein lokaler Boss nahm den Bewerber in Augenschein und gab den Bericht an seinen Vorgesetzten weiter. Chapo hielt sich im Hintergrund, nur wenige bekamen ihn persönlich zu Gesicht.
Die Männer in Chapos »Zellen« waren meist an einem festen Ort stationiert, wo sie die Vorgänge in einer fest umrissenen Gegend kontrollierten. Ihre wesentliche Aufgabe bestand darin, Chapos Drogen in Empfang zu nehmen, sie zu bewachen und zum nächsten Glied in der Kette weiterzutransportieren. Natürlich waren alle bereit, auf Befehl ihres Bosses zu töten.
Obwohl sie für Chapo arbeiteten, schien es, als besäßen sie die Freiheit, andere Geschäfte wie Autodiebstahl und den Handel mit gewöhnlicher Schmuggelware auf eigene Faust zu betreiben. Sofern sie damit keine Aufmerksamkeit erregten, hatten ihre Geschäfte Chapos Segen. Auch er betrieb in Sinaloa eine paar Nebengeschäfte. Und solange sie ihm einen gewissen Tribut zollten, konnten selbst Außenstehende dort ihren Geschäften nachgehen.
Sämtliche Aktivitäten – der Empfang von Drogen und Geld, die Transaktionen, ausstehende Zahlungen – wurden buchhalterisch festgehalten. Die »Feldagenten« wurden mit gefälschten Papieren ausgestattet (Pässe und Personalausweise) und, falls nötig, auch mit gepanzerten Fahrzeugen. Normalerweise kommunizierten sie über Walkie-Talkies, wie einst Chapos Männer in der Sierra. Erst später kamen auch verstärkt Mobiltelefone zum Einsatz. Chapo bestach die Angestellten der Telefongesellschaften, um sicherzustellen, dass die von seinen Männern benutzten Handys in keiner Datenbank auftauchten. Jedes Mitglied seiner Organisation erhielt ein Mobiltelefon – falls eine Operation es erforderte, konnten es auch bis zu drei sein – sowie einen Code, mit dem es sich identifizieren konnte.
Nach seiner Flucht aus dem Gefängnis fügte sich Chapo dann problemlos ins Internetzeitalter ein. Er stellte einen Buchhalter an, der die gesamten Akten der Organisation digitalisierte. Es heißt, er reise nie ohne sein Notebook und benutze E-Mails, um seine Befehle zu erteilen. Er richtete Chatrooms ein, um Konferenzen abzuhalten, und zog den codierten Informations- und Datenaustausch übers Internet dem Mobilfunk vor. Heute surfen seine Männer in den Bergen von Sinaloa mobil im Netz, um das Neueste über ihren Boss herauszufinden.
Die Gomeros in der Sierra allerdings benutzen noch immer überwiegend Walkie-Talkies. Außerdem verständigen sie sich durch Pfiffe und andere Geräusche, wenn sich Soldaten oder andere Eindringlinge nähern. 129
Hinter der Fassade
Von Beginn an legte Chapo Wert darauf, mobil zu bleiben. Wenn er außerhalb seines vertrauten Gebiets auf Reisen war, umgab er sich mit einer Entourage seiner besten Männer. Manchmal begleiteten ihn Dutzende bewaffneter Leibwächter, und fast immer fuhr er im Konvoi. Er beschäftigte Chauffeure, die eher absolut vertrauenswürdigen Bodyguards glichen. Mehrere davon standen über das ganze Land verteilt auf Abruf bereit.
Gelegentlich benutzte er auch Verkleidungen, wobei er Tarnungen als Priester oder als Armeeoffizier bevorzugte, da diese Persönlichkeiten in Mexiko weitgehend unantastbar waren und er deshalb, wenn er in Talar oder Uniform unterwegs war, nicht mit Schwierigkeiten zu rechnen brauchte. 130
Unter diesen Verkleidungen, den Entouragen und den umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen existierte der wahre Chapo. Der fühlte sich mit Baseballmütze und Jeans am wohlsten und hatte für die Goldketten und Designerklamotten der anderen Narcos nichts übrig.
Chapo – so heißt es – ist »reines Badiraguato«. Einer, der in den Bergen
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