El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
wäre er dabei. Sie gaben ihm acht Päckchen Methamphetamin, die er auf den Straßen von Culiacán und Navolato verkaufen sollte. »Ich schien ihnen vertrauenswürdig.«
Wenn Gastélum spricht, sitzt er aufrecht, und sein Blick wandert beständig von links nach rechts und zurück. Zwei Jahre lang blühte die Beziehung zu seinen neuen Arbeitgebern, er hatte leichten Zugang zu Methamphetamin, da sie hofften, er würde früher oder später Teil ihrer Organisation werden wollen. Wenn die Junkies nichts kauften, steckten seine Leute ihm Geldbündel zu, um ihn bei der Stange zu halten. Doch dann hatte seine Glückssträhne ein Ende. Eines Abends fuhr er angetrunken zu einem Supermarkt in Navolato und wurde von der Polizei angehalten. Er wirkte verdächtig und wurde durchsucht. Die Beamten fanden hundert Gramm Meth in seinen Taschen.
Die Polizei beschuldigte ihn, die Drogen im Auftrag des Sinaloa-Kartells im neben dem Supermarkt gelegenen Gefängnis vertreiben zu wollen. Er wurde wegen eines »Delitos contra la Salud« (»Vergehen gegen die Gesundheit«) – der in Mexiko gebräuchlichen euphemistischen Sammelanklage bei
schweren Drogenvergehen – zu etwas mehr als zehn Jahren Haft verurteilt.
Gastélum war nie jemandem begegnet, der in der Organisationshierarchie höher stand als die Männer, die ihn angesprochen hatten. Und ganz gewiss hatte er nie dem Boss in die Augen gesehen.
José Luis García Puga wuchs ebenfalls in Culiacán auf. Der Neunundzwanzigjährige besaß eine Pilotenlizenz, weshalb er bessere Chancen hatte als die anderen aus seinem Viertel. Als er erzählt, blinzelt er in die gleißende Mittagssonne und zappelt herum wie ein unruhiges Kind. Er hatte seine Fliegerkarriere als Pilot für lokale Geschäftsleute begonnen, die er in andere Städte Sinaloas und der angrenzenden Staaten flog.
Während er eines Tages auf dem Flughafen von Guamúchil mit seinem gemieteten Flugzeug auf den Weiterflug wartete, sprach ihn einer der Geschäftsmänner, die er regelmäßig flog, an. Ob er bereit sei, eine Ladung Marihuana nach Nogales zu fliegen.
Die Entscheidung fiel García Puga leicht. Man würde ihm 15 000 Dollar bezahlen, nur damit er sein Flugzeug mit Marihuana vollpackte und zu einem Flughafen im Norden flog, auf dem nur minimale Sicherheitsstandards existierten. Er würde nicht einmal die Grenze überqueren und auch sonst kein Risiko eingehen müssen. Mehrere Jahre lang transportierte er daraufhin Drogen für das Kartell und wurde nie gefasst. Dann versuchten er und ein Freund, ein Flugzeug zu stehlen, das der PGR gehörte. Das Unternehmen ging schief, er zerstritt sich mit seinem Freund und erschoss ihn in der Hitze des Gefechts. Er wurde zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.
García Puga wirkt gequält, wenn er erzählt. Er kannte das Risiko. Während er sich in Einzelheiten ergeht, blinzelt er nervös und schlägt immer wieder mit der Faust auf den Tisch. Indem er seine Sünden beichtet, verrät er nicht nur seine
Bosse, sondern auch seine eigenen Überzeugungen. Er hofft, wieder als legaler Pilot Fuß fassen zu können, wenn er aus dem Gefängnis entlassen wird. Doch nun ist er vorbestraft, und die Narcos haben das Geld und die Macht. Er steht auf und geht weg.
Er hat nie jemanden getroffen, der in der Hierarchie des Sinaloa-Kartells höher stand als der Mann, der ihn zu Beginn ansprach.
Jesús Manuel Beltrán Zepeda, alias »El Caballo«, und Gerardo Maximiliano Coronel del Razo, alias »El Max«, wurden in Ciudad Juárez gefasst. Sie hatten zweihundert Kilogramm Marihuana, Uniformen, kugelsichere Westen, zwei Handfeuerwaffen, eine Handgranate, Munition und jede Menge elektronisches Equipment bei sich. Der PGR zufolge waren sie Teil einer neunköpfigen Zelle, die im Auftrag von Chapo operierte.
Ihren Boss haben sie nie zu Gesicht bekommen.
Armando Guzmán Nares, Benjamín Dosal Rodríguez und Luis Carlos Villa Rosales wurden von Soldaten in einem Haus in einer heruntergekommenen Gegend in San Isidro, einem Stadtteil von Ciudad Juárez, festgenommen. Die Armee stellte vier gestohlene Fahrzeuge, sieben Kilo Marihuana, 230 Gramm Crack, acht Gewehre, drei Handfeuerwaffen und 1987 Patronen unterschiedlichen Kalibers sicher.
Die Männer gehörten zu einer Zelle, die für Chapo arbeitete, und sollten in dessen Auftrag Mitglieder einer Gang in Ciudad Juárez ermorden. Den Militärs zufolge war die etwa zehnköpfige Zelle für mindestens zwölf Exekutionen im Großraum von Ciudad Juárez
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