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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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genug, sich einen Durchsuchungsbefehl zu besorgen. Am 11. Mai durchsuchten sie das Anwesen und entdeckten unter der Ladefläche eines der von ihnen verfolgten Lkws einen Hohlraum. In einem der Farmhäuser fanden sie 917 Kilogramm Kokain.
    Sechs Tage darauf durchstöberten sie – ausgerüstet mit einem neuen Durchsuchungsbefehl – das Lagerhaus in Douglas. Sie hätten sich nicht träumen lassen, was sie dort fanden. Als sie das eiserne Kanalisationsgitter anhoben und mit dem Presslufthammer eine als Betonplatte getarnte Falltür durchschlugen, machten sie unter dem Schutt eine sensationelle
Entdeckung: Sie waren auf Cocaine Alley gestoßen, einen siebzig Meter langen, mit Betonwänden verstärkten Tunnel, der vom Lagerhaus zum Anwesen von Chapos Anwalt in Agua Prieta auf der anderen Seite der Grenze führte. Der Tunnel verfügte über eine Klimaanlage, elektrisches Licht und eine Kanalisation, in der das Abwasser abfließen konnte. Um von Agua Prieta aus in den Tunnel zu gelangen, musste man lediglich einen Wasserhahn außerhalb des Hauses aufdrehen, worauf ein hydraulisches System den Boden unter einem Billardtisch im Innern des Hauses anhob und den Zugang freigab. Sobald die Drogen mit Hilfe eines Flaschenzugs, der als Aufzug fungierte, nach unten gelassen wurden, lud ein Arbeiter die Ware auf eine auf Schienen bewegliche Lore, wie man sie aus dem Bergbau kennt. Diese brauchte dann nur noch unter der Grenze hindurch nach Arizona geschoben zu werden. Der Tunnel selbst war groß genug, dass auch ein kleiner Lkw hätte durchfahren können, und hatte an mehreren Stellen verborgene Lagerräume für Waffen, Bargeld und Drogen. Das Ganze war eine der intelligentesten Schmuggeloperationen, die die DEA je aufgedeckt hatte.
    Chapo hatte eigens einen Architekten beschäftigt, um den unterirdischen Komplex bauen zu lassen. Der Mann hieß Jesús Corona Verbera, und den Zeugen zufolge, die vor diversen US-Gerichten aussagten, entwickelte er sich schnell zu einem geschätzten und vertrauenswürdigen Mitarbeiter Chapos. Einer der Zeugen erklärte sogar, er habe Chapo mit Du anreden dürfen, was ein für den Zeugen nie dagewesenes Privileg darstellte.
    Corona Verbera und Chapo waren sich in mancher Hinsicht ähnlich. Wenn sie sich mit einer Aufgabe konfrontiert sahen, wollten sie sie erledigt sehen und kümmerten sich persönlich darum, dass die Richtigen dafür ausgesucht wurden. Beide vertrauten die Ausführung anderen an, stellten aber sicher, dass diese ohne Komplikationen ablief.

    Laut der Aussage von Ángel Martínez Martínez, den die Staatsanwälte als Mitverschwörer einstuften, beaufsichtigte Corona Verbera jede Phase des Baus von Cocaine Alley. Er und Chapos Anwalt Francisco Rafael Camarena Macías dachten sich auch die ausgetüftelten Lügengeschichten aus, sowohl beim Kauf der ungewöhnlichen Werkzeuge und Materialien als auch gegenüber den Arbeitern.
    Dem Bauunternehmer William Woods, der den Ausbau des Lagerhauses in Douglas mitgestaltete, hatte man erklärt, das Gebäude würde als Anlaufstelle und Rastplatz für Sattelschlepper benutzt, die aus Mexiko kämen. Einem anderen erzählte man, die Kolben und Pumpen seien für eine Tankstelle in Guadalajara. Woods erinnert sich, dass Corona Verbera »während des gesamten Umbaus vor Ort war«.
    Der Mann, der von Chapo als »der Architekt« bezeichnet wurde, entwickelte sich zu einer Schlüsselfigur. Immerhin, so soll der Drogenbaron gesagt haben, habe »er mir einen verdammt coolen Tunnel gebaut«.
    Trotz Chapos Einfallsreichtum und der Fähigkeiten seines Architekten gelang es den US-amerikanischen und mexikanischen Behörden, Teile seiner Lieferungen abzufangen. Doch diese Erfolge belegten nur die gewaltigen Mengen, die unentdeckt die Grenze passierten. 144
    Jeder Drogenfund demonstrierte zudem, wie clever Chapo war. So wurde schließlich auch ein Tunnel entdeckt, der von einem Lagerhaus in Tijuana in zwanzig Meter Tiefe etwa fünfhundert Meter weit auf kalifornisches Gebiet führte. Er endete in einem weiteren Lagerhaus, das auf den Namen derselben Brüder eingetragen war, die für Chapo bereits den Konservendosen-Schmuggel ausgeführt hatten. Die Behörden sowohl in den USA als auch in Mexiko waren verblüfft. Zuvor hatte man bestenfalls Tunnel entdeckt, die in fünf bis zehn Meter Tiefe unter der Grenze hindurch verliefen. Cocaine Alley war demgegenüber schon beeindruckend gewesen, aber
sein kalifornisches Pendant sprengte alle Vorstellungen. Wie war Chapo nur

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