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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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verantwortlich. Außerdem hatte sie zumindest drei Häuser rivalisierender Gangmitglieder niedergebrannt.
    Auch diese Männer hatten ihren Boss nie zu Gesicht bekommen.

    Meisterstratege
    Chapo war sich von Anfang an genau über seine Ziele – und wie er sie verwirklichen konnte – im Klaren. Laut PGR waren »Planung, Organisation, Verhandlungsgeschick und eine klare Zukunftsvision« seine Stärken.
    Im Unterschied zu den anderen Capos, die an den ihnen zugeteilten Knotenpunkten saßen, musste Chapo sich um den gesamten Transport von der Quelle bis zum Zielort kümmern. Um die Drogen aus den Bergen herauszutransportieren, kauften und stahlen Chapos Männer alle Flugzeuge, derer sie habhaft werden konnten. Manchmal klauten sie sogar Flugzeuge der Regierung. Sie versteckten ihre Ware in Lastwagen und bestachen die Fahrer, sie nach Norden mitzunehmen. Auch Pkws kamen zum Einsatz, allerdings fassten die Verstecke im Wagenboden nur einige Kilo Kokain, deshalb wurden die Drogen manchmal in den Reifen untergebracht.
    Entlang der Küste richtete Chapo bis hinunter nach Chiapas Umschlagplätze ein, wo die Kolumbianer ihr Kokain anliefern konnten, welches dann die Küste hinauf in die USA transportiert wurde. Politiker, Polizisten und Strafverfolgungsbehörden der Region wurden bestochen.
    Der PGR zufolge wollte Chapo »stets direkt für die Planung seiner Operationen zuständig sein, um den Erfolg sicherzustellen«. Dennoch war ihm bewusst, dass er nicht jeden Deal selbst kontrollieren konnte, wenn er expandieren wollte. Deshalb kooperierte er in Mexiko mit alteingesessenen Bossen, denen er vertraute.
    Zudem beschäftigte Chapo ein Team von Anwälten, um an Politiker, hochrangige Militärs und andere hohe Funktionäre und Beamte heranzutreten.
    In Oaxaca wurde Pedro Díaz Parada zu Chapos wichtigstem Partner. Als regional respektiertem Kaziken, der vor Ort über hervorragende Beziehungen verfügte, fiel es ihm nicht schwer,
dafür zu sorgen, dass die Strafverfolger wegsahen, wenn das kolumbianische Kokain an der mexikanischen Südküste eintraf. Díaz Parada war unantastbar. Einmal war er wegen Drogenhandels zu dreiunddreißig Jahren Gefängnis verurteilt worden. Als er das Urteil hörte, wandte er sich an den Richter und sagte: »Ich werde freikommen, und du wirst sterben.«
    Sechs Tage später war der Capo tatsächlich wieder frei. Die Leiche des Richters fand man von dreiunddreißig Kugeln durchsiebt und mit einem Zettel an der Brust: »Eine Kugel für jedes Jahr.« 133
    In Guerrero, einem Bundesstaat mit einer langen, schwer kontrollierbaren Küste und einer ebenso langen Geschichte des Drogenhandels, machte Chapo die Bekanntschaft von Rogaciano Alba Álvarez, einem Kaziken alter Schule, der die verarmten Bauern der Umgebung mit harter Hand beherrschte. Er besaß die Protektion der PRI und war mit seinem Sombrero und seinem Pistolengurt eine schillernde Figur. Wie Díaz Parada in Oaxaca war auch er unantastbar.
    Um seine Schmuggelrouten abzusichern, paktierte Chapo in den drei Staaten, die an der Westküste hinauf nach Sinaloa führen – Michoacán, Colima und Nayarit –, ebenfalls mit den lokalen Kaziken und Drogenbossen. Zudem sicherte er sich die Unterstützung hoher Offiziere. Jalisco und natürlich Sinaloa zählten von Anfang an zu seinem unangefochtenen Einflussgebiet. 134
    Während die Arellano-Félix-Brüder mit Gewalt und Schrecken herrschten und Carrillo Fuentes eher auf Diplomatie setzte, schuf Chapo Allianzen und zog ein bis dahin nie gekanntes landesweites Netzwerk der Korruption auf. Chapo, El Güero und El Mayo – im Grunde sein engster Vertrauter und seine Nummer zwei, aber dennoch ein eigenständiger Capo – ließen ihre Krakenarme durch die gesamte mexikanische Gesellschaft wuchern, genau wie El Padrino es sie gelehrt hatte. Chapo hatte El Padrino mindestens einmal im Gefängnis besucht,
wo er auch den stellvertretenden Generalstaatsanwalt und einen hohen Offizier der Federales kennenlernte. Die beiden sollten später seine Hauptkomplizen werden.
    Alle waren käuflich. Bei einer Gelegenheit wurde Chapo offenbar in Mexiko-Stadt festgenommen. Auf dem Präsidium verlangte Chapo, den Polizeichef von Mexiko-Stadt zu sprechen, und packte ihm einen Koffer auf den Schreibtisch. Darin befanden sich mindestens 50 000 Dollar in bar. Binnen weniger Minuten hatte Chapo das Polizeipräsidium verlassen.
    Ein anderes Mal erhielt der Polizeichef von Jalisco ein Geschenk über eine Million Dollar sowie fünf

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