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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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Geländewagen. Chapos Angebot: Der Polizeichef und seine Männer sollten wegsehen, wenn einige mit Kokain beladene Flugzeuge in Jalisco landeten. 135
    Chapos Netzwerk der Korruption gestattete es ihm, im Hintergrund zu bleiben. Die DEA wusste kaum von seiner Existenz; er schien »sich einfach einzuschleichen«, erinnert sich Agent Chavez. »Er hielt sich stets im Hintergrund und agierte mit der Unterstützung von El Mayo.«
    Auf dem US-Radar war Chapo das erste Mal 1987 aufgetaucht, als einige ins Zeugenschutzprogramm aufgenommene Kriminelle vor einem US-amerikanischen Gericht aussagten, er sei ein Boss ihrer Organisation. Ein Anklagepunkt, der in Arizona erhoben wurde, behauptete, Chapo habe zwischen dem 19. Oktober 1987 und dem 18. Mai 1990 geplant, 2000 Kilogramm Marihuana und 4500 Kilogramm Kokain nach Arizona und Kalifornien zu schmuggeln, und später versucht, die Einnahmen – 1,5 Millionen Dollar – zurück nach Sinaloa zu schaffen. 136
    Laut einer anderen Anklageschrift soll Chapos Organisation fünfunddreißig Tonnen Kokain und eine »nicht spezifizierte Menge Marihuana« innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren in die USA eingeführt und erzielte Gewinne in Höhe von 100 000 Dollar »den Kassen der Organisation in Mexiko« zugeführt
haben. Die Schmuggelmethode war verblüffend einfach: Das Kokain wurde in den doppelten Böden von zwei Sattelschleppern versteckt, die die Drogen in einem Lagerhaus in Arizona ablieferten. Von dort aus wurden sie von ihren US-amerikanischen Empfängern weiterverteilt. 137
    Dies waren die ersten offiziellen Erwähnungen, dass Chapo in etwas verwickelt sei. Parallel wurde den die mexikanische Szene beobachtenden DEA-Agenten klar, dass er »erwachsen« wurde. Er bewies seine Innovationsfähigheit und durfte fortan nicht mehr unterschätzt werden. 138
    Tatsächlich hatte Chapo den Schmuggelkorridor zwischen Tecate und San Luis Colorado übernommen, der nördlich von Sinaloa zwischen Tijuana und Ciudad Juárez verläuft. 139
    Wie die anderen Capos benutzte auch er überwiegend den Landweg, um seine Drogen über die Grenze zu schaffen. In selteneren Fällen brachte er auch Kleinflugzeuge zum Einsatz. Damit wendete er eine weit verbreitete Strategie an: Indem sie die Drogenmengen relativ klein hielten, minimierten die Schmuggler das Risiko, gefasst zu werden oder große Mengen zu verlieren. Die DEA-Agenten nannten es »die Salamitaktik«, aber sie funktionierte. 140
    Dennoch war der Prozess langsam und aufwendig. Fahrzeuge wurden an der Grenze angehalten, Flugzeuge liefen ständig Gefahr, entdeckt zu werden. Die Caro-Quintero-Brüder wichen sogar auf Pferde und Lastenträger (häufig illegale Einwanderer) aus, um die Drogen durch die sich von San Luis Colorado bis Agua Prieta erstreckende Wüste zu transportieren. 141
    Aber Chapo entwickelte eine ungeahnte Kreativität. In Tecate wurden 1400 Büchsen Jalapeños beschlagnahmt, die 7,3 Tonnen Kokain enthielten. Wie sich herausstellte, hatte der Drogenzar ein Netzwerk in Los Angeles aufgebaut, über das er die Drogen ins Land schleusen konnte. Die DEA nahm einen gewissen José Reynoso González, einen Lebensmittelhändler
aus Los Angeles, fest, dem – zusammen mit seinen Brüdern – die Lebensmittelmarken Cotija Cheese und Tia Anita gehörten und der zudem La-Comadre-Konserven vertrieb, die die perfekte Tarnung für Chapos Koks abgaben. 142
    Außerdem schmuggelte Chapo das Kokain in Eisenbahnwaggons, die mit Olivenöl und – noch raffinierter – mit Maschendrahtrollen beladen waren, in deren Innern sich geheime Plexiglasbehälter befanden. Seine Männer bauten ein Netz von Lagerhäusern auf, das von Kalifornien bis nach New Jersey reichte. Gelegentlich benutzte er sogar Öltanker. 143
    Doch all dies war nur die Spitze des Eisbergs. Chapo wollte mehr, und er wollte es schnell. Also ließ er Tunnel graben.
    Anfang Mai 1990 erhielten Agenten der US-Zollbehörde an der Grenze zwischen Arizona und Sonora einen Tipp über verdächtige Vorkommnisse in einem Lagerhaus in Douglas, Arizona. Die Agenten folgten von dort einem Lkw zu einer Ansiedlung von Farmhäusern und Scheunen ins mehr als einhundertfünfzig Kilometer entfernte Queen Creek. Dort richteten sie einen Beobachtungsposten ein. Während der ersten beiden Tage konnten sie mit Ausnahme einiger Blitze im Innern eines der Gebäude nichts Ungewöhnliches feststellen. Sie vermuteten, jemand benutze ein Schweißgerät oder einen Schneidbrenner. Immerhin fanden sie es verdächtig

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