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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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verlassen. Kein Heimaturlaub, um Frau und Kinder zu sehen, keine Wochenendausflüge, keine Kneipentouren, keine Abstecher in irgendeinen Stripschuppen. Das Entführungsrisiko war einfach zu hoch, und die Tagesaufgaben erforderten jeden Mann.
    »Wir arbeiten dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr. Vom General bis zum einfachen Gefreiten, im Prinzip hätten wir alle ein paar Wochen Urlaub verdient«, sagte der General, setzte seine Brille ab und lachte sein trockenes Lachen. 202

8
Der Krieg
    Während Chapo noch in Puente Grande einsaß, trafen sich die Köpfe der mexikanischen Kartelle in Puerto Vallarta. Nur die Arellano-Félix-Brüder fehlten. Sie waren dafür der entscheidende Tagesordnungspunkt. Ihr Blutdurst richtete ein solches Chaos in Tijuana an, dass niemand mehr in Mexiko die Situation ignorieren konnte. Wenn die anderen Bosse also zusammenarbeiteten, könnte es gelingen, die Brüder zu kontrollieren oder gar aus Tijuana zu verdrängen und dafür zu sorgen, dass das eigene Geschäft florierte. 203
    El Mayo hatte sogar persönliche Probleme mit den Jungs aus Tijuana. Einer der Brüder, Ramón, behauptete, El Mayo würde sich weigern, eine 20-Millionen-Dollar-Schuld zu begleichen. 204
    Daneben stellte auch der Zustand des Juárez-Kartells ein immer drängenderes Problem dar.
    Erst war General Gutiérrez Rebollo verhaftet worden, der oberste Drogenfahnder, der Verbindungen zu Amado Carrillo Fuentes unterhielt. Doch das war nichts im Vergleich zu den Ereignissen vom 2. Juli 1997.
    Carrillo Fuentes, der Herr der Lüfte, der dafür berüchtigt war, das Koks mit Flugzeugen in die USA zu bringen, war stets darauf bedacht gewesen, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber auch er hatte seine Achillesferse; er war über die Maßen eitel.
    Sich in die Hand eines plastischen Chirurgen zu begeben, war für einen Narco nichts Ungewöhnliches. Chapo, El Mayo, El Azul und García Ábrego haben – so wird gemutmaßt – sich
alle unters Messer gelegt, um ihr Äußeres zu verändern. Manchmal genügt es, die Wangenknochen anzuheben oder die Nase zu modifizieren, um ein Gesicht so zu verändern, dass die Behörden getäuscht werden.
    Carrillo Fuentes dagegen wollte nur sein Aussehen verschönern. Er wollte etwas jünger wirken und eine kleine Fettabsaugung vornehmen lassen. Der Eingriff wurde in einem Hotel in Mexiko-Stadt durchgeführt. Ein Ärzteteam sollte die Operation leiten. Er wurde ordnungsgemäß betäubt.
    Doch mitten in der Operation wachte Carrillo Fuentes auf. »Gebt mir ein Schmerzmittel«, soll er gestöhnt haben, »ich habe furchtbare Schmerzen.« Der verantwortliche Arzt entschied, das sei zu gefährlich; da er schon unter dem Einfluss der Narkose stand, konnte die weitere Gabe von Schmerzmitteln tödlich wirken. Doch die anderen Ärzte gaben seinem Drängen nach. »Wer wird es schon gewagt haben, einem gewalttätigen Drogenbaron zu sagen, dass er keine Schmerzmittel mehr bekommt«, erinnert sich der DEA-Agent Michael Vigil. 205
    Die zusätzlichen Mittel waren denn auch in der Tat zu viel des Guten. Carrillo Fuentes erlitt eine Herzattacke und starb noch auf dem Operationstisch. »Seine Eitelkeit hat ihn umgebracht«, so Vigil.
    Die Arellano-Félix-Brüder und das Golf-Kartell waren beide begierig, das Gebiet von Carrillo Fuentes zu übernehmen, und nach seinem Tod versuchten sie sich in Juárez breitzumachen. Dies wiederum beunruhigte El Mayo und dessen Truppe in Sinaloa. Und natürlich auch die übrig gebliebenen Bosse in Juárez. Weder die Situation in Tijuana noch die Übergriffe auf Juárez waren gut für ihr Geschäft, zumal die Regierung ihre Anstrengungen zu verstärken schien, der grassierenden Korruption Herr zu werden, und der Würgegriff der PRI in den Provinzen von Mal zu Mal schwächer wurde. Ein Wandel lag in der Luft, und aus Sicht der Narcos war es nicht unbedingt einer zum Besseren.

    Deshalb bildete El Mayo mit Rodolfo Carrillo Fuentes, dem jüngeren Bruder von Amado, eine Allianz, die bald als »La Federación« bekannt werden sollte . 206
    Das neu geformte Bündnis ging in Tijuana zum Angriff über. El Mayo ordnete ein paar aufsehenerregende Morde an, darunter den am Polizeichef von Tijuana, Alfredo de la Torre Márquez. 207
    Die Arellano-Félix-Brüder waren verständlicherweise von diesen Nadelstichen nicht begeistert. An einem ruhigen, ereignislosen Mittwoch Anfang Februar 2002 machte sich Ramón, der hitzköpfigste der Brüder, nach Mazatlán auf. Er hatte eine Mission.

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