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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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    Mehreren Hundert Einwohnern von Badiraguato und den in Durango liegenden Städten Tamazula, Topia und Canelas,
die alle zu Chapos Einflussbereich zählen, genügte dies nicht. Sie unterzeichneten eine Petition, die sie sowohl dem Präsidenten als auch der regionalen Menschenrechtsorganisation schickten.
    Darin hieß es: »Unter dem Vorwand, Chapo Guzmán zu fassen, übt Hidalgo Eddy ein Terrorregime über die Familien des Staates Sinaloa aus, er verletzt dabei die mexikanische Verfassung, die Menschenrechte aller Bürger Sinaloas und ignoriert unverholen die rechtmäßig gewählte sinaloensische Regierung, die Befugnisse der Richter und Magistrate. Seine Truppen führen ohne ordnungsgemäß ausgestellte Durchsuchungsbefehle tagtäglich Razzien durch und stehlen dabei unter dem Vorwand, Chapo Guzmán zu suchen, Schmuck, Fahrzeuge und andere Wertgegenstände.«
    Die Petition beschuldigte Hidalgo Eddy überdies, mit den Zetas gemeinsame Sache zu machen, der Eliteeinheit der mexikanischen Armee, die damals für das Golf-Kartell arbeitete.
    Die Behörden verwarfen die Petition als Propagandatrick Chapos. Doch Einwohner von Badiraguato und Tamazula bestreiten, dass sie zur Unterschrift genötigt oder dafür bezahlt worden seien. Allerdings wurden solche Taktiken bereits in der Vergangenheit eingesetzt und dürften auch künftig angewendet werden. 197
    Kein Wunder, dass sich General Eddy von den Beschwerden nicht aufhalten ließ. Nach nur neun Monaten auf seinem Posten wagte er, was bislang kein anderer in Sinaloa gewagt hatte. Er attackierte die Familie eines Narcos.
    Eddy ordnete eine Razzia auf der Ranch von Chapos Mutter, María Consuelo Loera Pérez, an. Informanten hatten berichtet, Chapo würde sie in La Tuna besuchen, doch als die Soldaten eintrafen, war er nirgends zu finden. Sie entdeckten auch keine Hinweise auf illegale Vorkommnisse, schlugen aber dennoch – wie Anwohner berichteten – alles kurz und klein. 198

    Kurz darauf nahmen General Eddys Männer Luis Alberto Cano Zepeda, einen Cousin Chapos, fest, als er mit einem Kleinflugzeug auf einem der illegalen Rollfelder landete, die für gewöhnlich von den Behörden ignoriert wurden.
    Chapo war außer sich. Ein Kommando seiner Männer fuhr beim Hauptquartier des 9. Militärbereichs in Culiacán vor und warf eine Leiche aus dem Wagen – einen Spitzel, der die Militärs über Chapos Aufenthaltsorte informiert hatte. Die Killer hinterließen eine Botschaft, in der sie Eddy aufforderten, sich zurückzuhalten. Doch trotz dieser Drohung, der in den Wochen danach weitere folgten, ließ sich Eddy nicht von seinem Kurs abbringen.
    Im Oktober erhielt er verlässliche Hinweise, dass Chapo sich in Sinaloa de Leyva, einem in den nördlichen Ausläufern der Sierra gelegenen Ort, aufhalte.
    Er entsandte eine Einheit, die die Stadt besetzen und durchkämmen sollte. Drei Hubschrauber gaben Luftunterstützung. Doch als die Soldaten eintrafen, war Chapo verschwunden. Jemand aus Eddys Umfeld musste die Nachricht von der Invasion weitergegeben haben.
    Und so lief die gesamte verbleibende Amtszeit von General Eddy. Bei mehreren Gelegenheiten schien es, als hätten seine Männer Chapo in der Sierra gestellt. Doch jedes Mal gelang es dem Drogenbaron zu entkommen.
    Chapos Entschlossenheit und sein Netzwerk siegten schließlich am Ende über General Eddy und dessen Truppen. Am Ende verließ er Culiacán als geschlagener Mann. Bei seiner Demission betonten die Medien weniger die Ankunft seines Nachfolgers General Sandoval denn Eddys Versagen, seine Ziele erreicht zu haben. »Chapo siegt, der Krieg ist vorbei, General Hidalgo Eddy ist weg«, lautete eine Schlagzeile.
    Sein Misserfolg machte Eddy noch lange schwer zu schaffen. Einige Zeit später wurde einer seiner Leibwächter verhaftet, weil er Informationen an Chapo weitergegeben hatte. Der
Leibwächter war über jede Bewegung Eddys informiert und hatte Kenntnis von fast allen Entscheidungen, die der General getroffen hatte.
    Für General Sandoval hingegen hatte der Kampf eben erst begonnen. Obwohl er des Öfteren Reportern gegenüber die aufgeheizte Situation herunterspielte und insistierte, »Sinaloa befinde sich nicht im Kriegszustand«, dachte er keineswegs daran, sich in seine Höhle zurückzuziehen und sich tot zu stellen. 199
    Allerdings unterschied sich seine Strategie recht deutlich von der seines Vorgängers. Zum einen bemühte er sich, die Kooperation mit der Regierung zu intensivieren, an der es in der Vergangenheit

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