El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
gemangelt hatte. Und er bemühte sich, die Bürokratie zu umgehen.
»Jedes Mal, wenn wir auf etwas stoßen oder etwas planen, kommt ein Kontrolleur, der den Kontrolleur kontrolliert, den man entsandt hat, uns zu kontrollieren«, erklärte er angesichts der Beweismittel, die auf einer Marihuanaplantage sichergestellt wurden. »Die Drogenhändler dagegen … wissen sofort Bescheid, wenn wir etwas finden.«
Wie sein Vorgänger stellte auch Sandoval den Mitgliedern von Chapos Familie nach, die in illegale Aktivitäten verstrickt waren. Aber darüber hinaus verfolgte er auch dessen Untergebene mitsamt des Netzwerks an Unterstützern und ging bis an die Wurzeln des Narco-Establishments. Seine Männer beschlagnahmten Hunderte von Fahrzeugen, die im Verdacht standen, von Narcos benutzt worden zu sein, und errichteten in ganz Culiacán Straßensperren in der Hoffnung, dadurch die Menge der zirkulierenden Drogen und Waffen zu verringern. Tag und Nacht gingen Soldaten auf Patrouille. Dadurch sollte das Narco-System zerfetzt werden, in der Sierra sollten weitere Straßensperren und spontane Razzien für Verunsicherung sorgen und den Druck auf die Narcos erhöhen.
Damit folgte Sandoval Präsident Felipe Calderóns offensivem Angriff auf die Narco-Strukturen. Er wollte die Dinge aufmischen und den Krieg annehmen, den Chapo selbst vom Zaun gebrochen hatte. Jeder, der auf einer Plantage erwischt wurde, wurde festgenommen. Alle erdenklichen Informationsquellen wurden genutzt. Jeder, der mit Drogen erwischt oder an einer Straßensperre mit falschen Papieren aufgegriffen wurde, wurde inhaftiert. 200
Sandovals Strategie hatte auch ihre Gegner. Einmal explodierte in der Kaserne von Navolato, etwa dreißig Kilometer von Culiacán entfernt, eine Granate. Zwar wurde niemand verletzt, aber der General tobte. Er schickte zweihundert Mann und diverse Hubschrauber los, die die Stadt durchkämmten. Außerdem stattete er dem Bürgermeister von Navolato einen Besuch ab und forderte ihn auf, einen Bericht über die Explosion abzufassen. Es war der erste von zahlreichen Zusammenstößen mit den lokalen Volksvertretern und Beamten. Die Armee war in dieser Gegend nicht gerade willkommen, und der General traute den Einheimischen nicht über den Weg. 201
»Stück für Stück«
Der Helikopter landete auf einer Lichtung am Fuße der Sierra, und der General sprang heraus. Vier Soldaten hatten bereits ihre Positionen eingenommen und das Areal gesichert. Sie richteten ihre Waffen auf das Unterholz und suchten die Gegend nach verdächtigen Bewegungen ab. Das Marihuanafeld war erst wenige Stunden zuvor von einer Hubschrauberpatrouille entdeckt worden.
Man nahm zwar an, dass sich keine Narcos mehr in der Gegend aufhielten, aber man konnte nie wissen. Manchmal flohen die Gomeros und Narcos auf Nimmerwiedersehen, manchmal aber – wenn ein besonders großes Feld oder eine
Meth-Küche entdeckt worden war – kehrten sie einige Stunden später schwer bewaffnet zurück. Deshalb wollte man sich keine Blöße geben, besonders nicht, wenn der General persönlich am Ort des Geschehens auftauchte.
Während hinter ihm die Marihuanaplantage in Flammen aufging, wischte sich Sandoval den Schweiß von der Stirn. Der Rauch drang zwischen den Bäumen hindurch auf die Lichtung und stieg über die Baumwipfel auf. Während er sich umdrehte, um die Zerstörung der 3500 Quadratmeter großen Plantage zu begutachten, drang von einem nahe gelegenen Fluss Musik herüber. Es war ein Narco-Corrido, der die Taten von Chapo pries. Die Worte waren dem General und seinen Männern wohlbekannt.
»Das machen sie, um die anderen zu warnen, vorsichtig zu sein«, sagte der General mit einem trockenen Lachen. »Und um uns daran zu erinnern, dass sie da sind.«
Er und seine Männer fuhren damit fort, die Plantage niederzubrennen und Beweismittel sicherzustellen. Alles, was sie fanden, wurde etikettiert und den Bundesermittlern übergeben. Bierdosen, Zigaretten und Kartoffelchipsverpackungen waren von den Kriminellen bei ihrer Flucht zurückgelassen worden. Ein Zelt, in dem sie offenbar die Nächte verbracht hatten, stand noch unversehrt da, in einer Ecke fanden sich Hemden und Pullover.
Als er das Zelt inspizierte, entdeckte der General ein Paar Schuhe. Er begutachtete die Sohlen, sie waren erst kürzlich repariert worden. Die Ermittler würden wohl gut daran tun, den Schuhmachern von Culiacán einen Besuch abzustatten. Dann wandte er sich den Bierdosen zu, die einer seiner Soldaten in
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