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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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sichtbaren Waffen spazieren fahren?
    El Vicentillo hätte es tatsächlich besser wissen müssen. 273
    Wie aus Erkenntnissen des US-Justizministeriums hervorgeht, standen er und Chapos Sohn Alfredo an der Spitze der »Betäubungsmitteltransportaktivitäten, in deren Rahmen sie über süd- und mittelamerikanische Länder tonnenweise Kokain aus Kolumbien importierten und dabei verschiedenste Transportwege und -mittel nutzen, darunter auch Boeing-747-Frachtflugzeuge, Unterseeboote sowie Busse, Schienenfahrzeuge, Sattelschlepper und Personenkraftwagen«. El Vicentillo war kontinuierlich in Chapos Organisation aufgestiegen
und hatte schließlich El Mochomos Platz eingenommen, nachdem dieser mit dem Drogenbaron gebrochen hatte. 274
    Chapo und El Mayo konnten es sich nicht leisten, enge Verwandte zu verlieren – und schon gar nicht Söhne, die inzwischen eine zentrale Rolle in der Organisation einnahmen. Dies konnte fatale Folgen haben.
    Vergeltung
    Edgar Guzmán López wurde gerächt.
    Zum Zeitpunkt des Mordes an seinem Sohn hielt sich Chapo offenbar in den Bergen versteckt, die Colima und Michoacán trennen. 275 Quellen in Sinaloa zufolge trank der Drogenbaron sich die darauffolgenden Tage kontinuierlich ins Koma, indem er Glas um Glas seines geliebten Whiskeys in sich hineinschüttete. Eine andere Quelle dagegen behauptet, er habe sich mit unerschütterlicher Ruhe und selbstverständlich stocknüchtern sofort darangemacht, zum Angriff überzugehen. Angesichts seiner legendären Selbstkontrolle in Stresssituationen klingt die letztere Version um einiges glaubhafter. 276
    Das Sinaloa-Kartell hatte inzwischen wesentliche Veränderungen durchgemacht. Statt wie früher alles allein zu befehligen, hatten Chapo und El Mayo eingewilligt, die Macht mit den Beltrán-Leyva-Brüdern und anderen Partnern zu teilen. Die alten Bande lockerten sich zusehends.
    Angesichts des wachsenden Drucks der Behörden war es allerdings sicherer, auf diese Weise zu operieren und mit kleineren Zellen die einzelnen Operationsbereiche voneinander abzuschotten. Die Zellen waren übergeordneten Operateuren unterstellt, die vor den Leutnants Rechenschaft ablegten. Die wiederum holten sich, falls nötig, ihre Anweisungen von Chapo, El Mayo und den Beltrán-Leyva-Brüdern. Die neue Struktur des Netzwerks unterschied sich nicht wesentlich von der alten,
bot aber den höheren Kommandopositionen besseren Schutz und sorgte in der Theorie für eine glattere Abwicklung des Geschäfts. 277
    Doch dessen ungeachtet braute sich zwischen Chapo und den Beltrán-Brüdern etwas zusammen. Es waren nicht nur El Mochomos Eskapaden; der DEA zufolge ging es auch um eine Zelle in Chicago und damit um die Kontrolle eines lukrativen US-Markts. Das mexikanische Militär hingegen behauptet, Chapo und die Beltrán-Brüder seien wegen Chapos Verbindungen zu den Valencia-Brüdern über Kreuz geraten, die in Michoacán zunehmend unter Druck gerieten. 278
    Kurz vor Edgars Ermordung wurde die Lage in Culiacán immer angespannter. El Mochomo war – angeblich mit Hilfe von Chapo – verhaftet worden, und die Unterwelt drohte überzukochen. Es gab eine formelle »Kriegserklärung«, und nur wenige Stunden später fand ein Anschlag auf El Vicentillo statt. Dutzende von Morden folgten, offenbar Vergeltungsschläge für diesen Versuch.
    Am 8. Mai 2008 explodierte der Hexenkessel. Allein in diesem Monat wurden 116 Menschen ermordet, darunter 26 Polizisten. Im Juni starben 128, im Juli 143 Menschen. Culiacán hatte sich in ein Kriegsgebiet verwandelt. Die Bewohner versteckten sich in ihren Häusern und trauten sich nicht mehr auf die Straßen, die spätestens ab 21 Uhr wie ausgestorben waren. Nur wer unbedingt das Haus verlassen musste, wagte sich nach draußen.
    General Sandoval erhielt zweitausend Mann Verstärkung, und seine Truppen patrouillierten in dem Versuch, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, Tag und Nacht durch die Stadt. Doch die Furcht war nicht zu besiegen, und die Morde gingen weiter. Die Woge der Gewalt schwappte in Städte wie Guamúchil, Guasave und Mazatlán über. Niemand wusste mehr, wer das Sagen hatte. Nicht einmal mehr in der Sierra, Chapos ureigenstem Territorium.

    In Culiacán tauchten Transparente auf, auf denen die Anhänger Chapos bedroht wurden. »Dies ist Beltrán-Leyva-Gebiet«, stand auf einem zu lesen. »Chapo, du wirst stürzen«, warnte ein zweites, andere beschuldigten Chapo und El Mayo, mit der Regierung unter einer Ecke zu stecken. Die meisten dieser

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