El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)
nur genossen. Ihre Gesprächsthemen waren zwar alle in Bereichen geblieben, bei denen eine gewisse Anonymität gewahrt wurde, die aber die Zeit wie im Fluge hatten vergehen lassen.
Die meisten Menschen begannen Alejandro bereits nach kurzer Zeit zu langweilen. Häufig waren seine Bekanntschaften, wenn er sie sich neben Kevin in Erinnerung rief, sehr materialistisch und selbstverliebt. Seine Beziehungen waren daher, wenn man sie überhaupt als solche bezeichnen konnte, stets von kurzer Dauer. Sein momentaner Gefährte Eduardo bildete da keine Ausnahme, auch seine Zeit war fast abgelaufen.
Alejandro hatte irgendwie gehofft, dass Kevin während des Abendessens die gleiche langweilende Wirkung auf ihn ausüben würde. Dann hätte er sich wieder auf seine Arbeit konzentrieren können, anstatt nur noch an diese Schönheit zu denken, und er könnte sich nach seiner Rückkehr nach Spanien um Eduardo kümmern.
Aber genau das Gegenteil war der Fall. Kevin zog ihn immer mehr in seinen Bann, je länger Alejandro mit ihm zusammen war. Er wollte unbedingt mehr über den Menschen erfahren, über sein Leben, seine Träume, einfach alles. Und er hatte gerade einmal anderthalb Tage Zeit, ehe Kevin das Hotel verlassen würde und damit aus seinem Leben zu treten drohte.
Zur selben Zeit lag Kevin bereits in seinem Bett und versuchte vergebens einzuschlafen.
Das heutige Essen war das Erste seit vielen Jahren gewesen, das keinen beruflichen Hintergrund hatte. Matthias hatte es nicht geduldet, dass er eine private Einladung eines anderen Menschen, egal ob männlich oder weiblich, ohne ihn wahrnahm.
Aber diese Zeiten waren jetzt vorbei, genau genommen seit etwas über zwei Monaten. Kevin hatte sich von Matthias getrennt, ihn quasi vor die Tür gesetzt, und trotzdem fühlte er sich nach diesem wundervollen Abend in Alejandros Gesellschaft schuldig. Dabei hatten sie sich nur unterhalten, also nichts, wofür man Rechenschaft ablegen musste.
Kevin merkte, wie seine Gedanken in die Vergangenheit abschweiften und er konnte sich nicht mehr dagegen wehren.
„Lass es zu“, hallten Bruder Michaels Worte in seinem Kopf wider, „Du wirst dich danach besser fühlen.“ Und er ließ sich endlich fallen:
Ende letzten Jahres hatte alles angefangen. Kevin kam an einem Freitag früher als Matthias nach Hause und holte die Post aus dem Briefkasten. In der Wohnung fiel ihm beim Durchsehen ein Brief auf, den eine Anwaltskanzlei abgeschickt hatte und der an Matthias gerichtet war.
Merkwürdig , dachte Kevin, solche Briefe sind in den letzten Wochen öfter angekommen und dabei hat Matthias hier doch nur den Zweitwohnsitz. Sein Erster befindet sich in Köln, warum werden die Briefe nicht dorthin geschickt?
Matthias, Kevins damaliger Lebensgefährte, war Lehrer an einem Gymnasium in Köln. Um nicht täglich zwischen Koblenz und Köln hin und her pendeln zu müssen, verfügte er in Köln über eine kleine möblierte Wohnung und kam nur übers Wochenende nach Koblenz.
Ein ungutes Gefühl breitete sich in Kevins Magengegend aus. Verheimlichte Matthias etwa was vor ihm?
Bisher hatte er keinen dieser merkwürdigen Briefe geöffnet, sondern sie einfach auf den Küchentisch gelegt, sodass Matthias sie sich wegnehmen konnte, sobald er sie sah. Aber an dem Tag war es ihm schwergefallen die Post aus seinen Gedanken zu bekommen.
Matthias wirkte in letzter Zeit verschlossener. Hatte sein Freund vielleicht Probleme und traute sich nicht, sie ihm anzuvertrauen? Sie beide waren nun seit drei Jahren ein Paar und lebten davon seit einem Jahr gemeinsam in dieser Wohnung, warum sollte es da Geheimnisse voreinander geben?
Kevin ging in die Küche, um sich einen Tee zuzubereiten, nachdem er den verschlossenen Brief auf die Kommode gelegt hatte. Damals wollte er Matthias nicht hintergehen, indem er seine Post ohne dessen Erlaubnis öffnete, aber das ungute Gefühl wurde immer stärker. So stark, dass er den Brief letztendlich doch aufriss.
Als Kevin die ersten Zeilen las, musste er sich vor Überraschung auf die Couch setzen. In dem Anwaltsschreiben stand irgendetwas von Schuldscheinen und dass der Zahlungstermin abgelaufen sei. Ebenso wären die letzten beiden Ratenzahlungen unvollständig und verspätet gewesen, sodass der Gläubiger nun die gesamte Summe einfordere. Am Schluss wurde Matthias gedroht, mit rechtlichen Maßnahmen rechnen zu müssen, falls er den ausstehenden Betrag nicht innerhalb eines Monats auf das unten angegebene Konto einzahlen
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