El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)
teilnehmen, entscheiden sich freiwillig dazu.“
„Okay, ich habe verstanden.“ Alejandro hob gespielt beschwichtigend die Arme. „Ich musste nur an die Gruppen denken, die mit Fotoapparaten bewaffnet einem Leiter mit merkwürdigen Utensilien in der Hand hinterherrennen und eine Sehenswürdigkeit nach der anderen abklappern. Zumindest sieht man das häufiger in den Metropolen.“
„Stimmt. Ich selbst bevorzuge Sonnenblumen als Hilfsmittel.“
„Also doch Gruppenmarathon, oder gibt es noch mehr?“, neckte Alejandro ihn weiter. Ihm gefiel es sich mit diesem Kevin zu unterhalten. Er hatte eine angenehme Stimme, die ebenso attraktiv war wie seine äußere Erscheinung. Und Kevin brachte ihn zum Lachen. Irgendetwas an dem Mann berührte ihn auf eine Art und Weise, wie es noch kein anderer Mensch zuvor geschafft hatte. Dabei kannte er ihn doch nicht.
„Naja“, sagte Kevin und überlegte schnell, wie er so neutral wie möglich bleiben konnte. „Da ich mich auf Fernreisen spezialisiert habe, ist der Beruf recht abwechslungsreich. Überwiegend unternehme ich Motorradreisen. Manchmal begleite ich auch Flug- oder Busreisen mit Gruppen, ab und an mal Kongressreisen. Und je nach Interesse der Teilnehmer werden die Reiseziele und Routen geplant. Da ist von kurzen Städtereisen über lange Motorradtouren bis hin zu Aktionsreisen alles möglich. Und Sie?“, lenkte Kevin das Gespräch von sich weg. Er hatte seiner Meinung nach genug über sich preisgegeben, jetzt war es an der Zeit auch etwas über seinen Gegenüber zu erfahren.
„Unternehmensberatung“, schwindelte Alejandro. Es war nie gut einem Fremden zu erzählen, dass er der Besitzer einer europaweit bekannten Hotelkette war, und am allerwenigsten dann, wenn er sich gerade in einem seiner eigenen Hotels aufhielt. Und etwas Wahrheit steckte schon in seiner Berufsbezeichnung, immerhin wurden die Hotels nach seinem Erwerb noch erfolgreicher, als sie es vorher schon waren.
„Also ein Bürojob mit Sekretärin, Stress pur, mangelnder Bewegung und Fast Food als Ernährungskonzept. Klingt verlockend“, fasste Kevin revanchierend zusammen.
Das hat gesessen , dachte Alejandro. „Touché.“
„Danke“, nahm Kevin das Kompliment an.
„Nur zur Verteidigung, ich reise ebenfalls viel, wenn auch aus anderen Gründen. Die Unternehmen, die ich betreue, sind in ganz Europa verteilt. Dass mit dem Stress stimmt, ebenso die Sekretärin. Aber mangelnde Bewegung und Fast Food muss ich entschieden zurückweisen.“
„Ihre Nationalität?“
„Spanier.“
„Alter?“
„Dreiunddreißig. Warum?“, antwortete Alejandro, diesmal jedoch sichtlich irritiert.
„Es gibt genügend freie Tische auf dieser Terrasse. Warum sich also zu einem Fremden setzen, der noch dazu in eine Zeitung vertieft ist und dadurch alles andere, als eine einladende Körperhaltung aufweist?“ Warum Kevin das sagte, wusste er selbst nicht genau. Er wusste nur, dass er keinen Small Talk führen wollte. Entweder er hatte sich in Alejandro geirrt, was den Montagabend anging und der würde sich jetzt zurückziehen, oder aber der Fremde ergriff die Initiative und sprach aus, was er von ihm, Kevin, wollte.
Alejandros Mimik zeigte für einen kurzen Augenblick eine Mischung aus Überraschung und Respekt, bevor er seine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte. Keiner seiner bisherigen Gefährten hatte ihn je herausgefordert oder ihn mit einer derartigen Bemerkung so aus der Fassung gebracht. Zudem befanden sie sich an einem Ort, wo man nicht sicher sein konnte auf Gleichgesinnte zu treffen. Wenn er aber diesen für ihn aus unerklärlichen Gründen so interessanten Hotelgast besser kennenlernen wollte, würde er das nicht mit einer vorgehaltenen Maske tun können, das wurde ihm nun klar.
Er schaute tief in Kevins rehbraune Augen und lächelte ihn charmant an. „Es gestaltet sich als ausgesprochen schwierig, jemanden schweigend vom Nachbartisch aus zu fragen, ob er sich mit einem Fremden auf ein Abendessen einlässt.“
- 2 -
Es war bereits kurz nach Mitternacht, als Alejandro sein Hotelzimmer betrat und sich eine ausgiebige Dusche gönnte.
Kevin hatte ihn nach seiner Bemerkung am Nachmittag für einen Augenblick lediglich schweigend und mit unergründlichem Gesichtsausdruck angesehen, nach kurzer Zeit jedoch zu seiner Überraschung die Einladung angenommen. Gegen sieben Uhr abends waren sie dann in der Kieler Innenstadt in ein kleines Restaurant gegangen.
Alejandro hatte Kevins Gesellschaft mehr als
Weitere Kostenlose Bücher