El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)
würde.
Kevin schwirrte der Kopf.
Schuldscheine? Was denn für Schuldscheine? Und woher kamen die Schulden? Weder er noch Matthias hatten über die Verhältnisse gelebt und beide verdienten sie genug Geld, um sich auch mal was leisten zu können. Warum und wofür also Schulden aufnehmen? Was war hier los?
„Ist etwas nicht in Ordnung mit dir, du bist ja weiß wie eine Wand?“ Matthias ging sofort neben Kevin in die Hocke und schaute ihn besorgt an. Kevin, der ihn nicht hatte in die Wohnung kommen hören, schob Matthias nur wortlos das Schreiben entgegen.
Als dieser erkannte, was sein Gefährte da in den Händen hielt, lief sein Gesicht rot vor Zorn an. „Seit wann geht dich meine Post etwas an? Kontrollierst du mich jetzt etwa?“, schrie er Kevin entgegen und entriss ihm den Brief.
Auf eine derart heftige Reaktion war Kevin nicht vorbereitet. Normalerweise war Matthias eher ein ruhiger und geduldiger Mensch, dem Schreien mehr als fremd war. Was regte ihn nur so sehr auf? „Ich habe mir Sorgen gemacht“, versuchte Kevin sich zu erklären. „Du bist in letzter Zeit immer verschlossener geworden und hast dich immer mehr zurückgezogen. Ich wollte endlich den Grund dafür wissen.“
„Du hättest mich fragen können.“
„Habe ich, aber du hast abgeblockt.“
„Ach, jetzt bin ich also noch schuld.“ Matthias war zwischenzeitlich aufgesprungen und hatte begonnen im Wohnzimmer auf und ab zu laufen.
„Matthias, was ist hier los?“
„Das geht dich verdammt noch mal nichts an!“, kam die wütende Antwort.
„Oh doch, ich denke schon. Du läufst die letzte Zeit rum, als stünde der Weltuntergang bevor, bist ständig gereizt und drängst mich beziehungsmäßig buchstäblich von einer Ecke in die andere. Ich habe darauf keine Lust mehr, also sag mir endlich, was los ist“, entgegnete Kevin scharf. Er war zu dem Zeitpunkt ebenfalls sauer und wollte sich nicht als Bösewicht hinstellen lassen, nur weil er nicht mehr mit ansehen konnte, wie Matthias sich selbst und ihre Beziehung langsam aber sicher ruinierte.
„Ach, lasst mich doch alle einfach in Ruhe!“, begehrte Matthias auf, bevor er sich umgedrehte und die Wohnung stürmisch verließ. Die Tür fiel mit einem lauten Knall hinter ihm ins Schloss. Wenige Minuten darauf war der Motor von Matthias‘ Wagen zu hören.
Nachdem Kevin geduscht hatte, ging eine kurze, aber deutliche SMS auf seinem Handy ein. „Bin und bleibe in Köln.“ Als er Matthias daraufhin anrufen wollte, ging nur die Mailbox dran – das Handy war ausgeschaltet.
Kevin fühlte sich an dem Abend schrecklich. Er konnte seinem Freund nicht nach Köln folgen, da er am nächsten Morgen von Koblenz aus mit einer Reisegruppe nach Bristol aufbrach, und er konnte ihn auch nicht anrufen, um alles zu klären. Was für ein Dilemma.
Doch das war nichts gegenüber dem Drama, das ihn nach seiner Rückkehr erwartete.
Kevin betrat die gemeinsame Wohnung in Koblenz, zog seine Jacke im Flur aus und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. In der Tür dorthin blieb er jedoch wie angewurzelt stehen.
Matthias saß am Wohnzimmertisch, den Kopf auf seine Hände gestützt. Vor ihm ausgebreitet lag eine Flut von Papieren, die die Oberfläche des Tisches gänzlich bedeckte. Als er Kevin bemerkte, drehte er sich zu ihm um. Matthias sah zu dem Zeitpunkt erschöpft aus mit den dunklen Ringen unter den Augen. Sein Gesicht war blass und er wirkte niedergeschlagen. Kevin schaute seinen Freund nur schweigend an und wartete auf eine Reaktion.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, ehe Matthias die Stille brach. Keine laute Äußerung, keine Vorwürfe, lediglich ein verzweifeltes Flüstern. „Ich habe Mist gebaut, Kevin. Und ich weiß nicht, wie ich da wieder rauskommen soll.“
Immer noch schweigend durchquerte Kevin den Raum und setzte sich auf den letzten leeren Stuhl am Tisch, seinen Blick weiterhin auf Matthias‘ Gesicht gerichtet. Es war nicht zu übersehen, wie schwer es seinem Freund fiel mit ihm über seine Probleme zu sprechen und er ließ Matthias daher die Zeit sich etwas zu sammeln.
„Ich bin …“, begann Matthias und senkte danach seinen Blick. Er fühlte sich nicht einmal mehr in der Lage Kevin in die Augen zu sehen, so sehr schämte er sich. „Ich bin spielsüchtig. Der Brief, den du gelesen hast, der betrifft gerade mal ein Drittel meiner Schulden.“ Damit war es endlich raus.
„Wie lange spielst du schon?“, fragte Kevin monoton.
„Sieben Jahre.“
Sieben Jahre, ging es Kevin
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