El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)
der Gefahr läuft, die Insolvenzdauer nicht durchhalten zu können.
Und wenn er Alejandros Angebot annahm? Vier Monate waren eine lange Zeit. Er müsste alle seine privaten und beruflichen Pläne ändern, vor allem müsste Kevin seine Arbeit an andere abgeben. Doch das dürfte das kleinere Problem sein, er kannte genug Berufskollegen, die seine Reisen gerne übernehmen würden. Schwieriger würde es allerdings werden, wenn er nach der Auszeit wieder Fuß fassen wollte. Doch was würde von ihm verlangt werden, wenn er sich auf den Deal einließ? Während des Telefonats mit Alejandro hatte dieser sich nicht dahin gehend geäußert, und Matthias hatte das Wort „Gefährte“ ins Spiel gebracht. Sollte er die Schulden in sexuellen Dienstleistungen abarbeiten? Hatte Matthias ihn etwa als seine Hure feilgeboten?
Aber egal, was sein Ex ihm angetan hatte, er konnte Matthias jetzt nicht hängen lassen. Er konnte ihn doch nicht sich selbst überlassen und seinen Untergang mit ansehen. Schließlich war er in gewisser Weise noch immer für ihn verantwortlich.
„Ein Monat“, sagte Kevin verzweifelt. „Mir bleibt ein Monat um eine Lösung zu finden oder eine Entscheidung zu treffen.“
Und dieser Monat verging schneller als Kevin lieb war.
Er hatte Matthias per E-Mail gebeten bei den Banken wegen eines Kredits nachzufragen. Alle hatten sie schriftliche Ablehnungen geschickt.
Nach Silvester begann Matthias ihn zu einer Entscheidung zu drängen. Je länger Kevin sie hinauszögerte, umso ungehaltener und kränkender wurde Matthias ihm gegenüber. Doch dann kam die Einladung der Anwälte, und er musste sich entscheiden.
Wo blieb Kevin nur? Seit zwei Tagen hatte er sich nicht mehr bei ihm gemeldet, und er wusste immer noch nicht, wie dessen Entscheidung ausgefallen war. Matthias betete, dass Kevin Alejandros Angebot annahm.
Sein Anwalt saß neben ihm am ovalen Tisch in dem Konferenzzimmer, das Matthias noch von seinem ersten Besuch in Erinnerung geblieben war. Die Sekretärin brachte ihnen ein Tablett mit Kaffee und Gebäck.
„Die Herren werden gleich zu Ihnen kommen. Bitte gedulden Sie sich noch einen Moment“, bat sie höflich die Verspätung zu entschuldigen.
Ehe die Dame den Raum verließ, hielt sie die Tür für einen Neuankömmling geöffnet. Kevin betrat das Zimmer und ging auf Matthias‘ Anwalt zu, der aufgestanden war, um ihn zu begrüßen. Ohne Matthias eines Blickes zu würdigen, setzte sich Kevin auf den freien Stuhl neben Peterson.
„Du hast meine E-Mails nicht beantwortet, wo warst du?“, fuhr Matthias Kevin flüsternd an.
Zwei Augenpaare richteten sich wütend auf Barenz, und noch ehe einer etwas sagen konnte, ging die Nebentür auf und Alejandro kam in Begleitung seiner Anwälte herein.
Höfliche Begrüßungsfloskeln wurden ausgetauscht, und Dominik Müller stellte die Beteiligten der Sitzung vor. Auf Englisch wurde der offizielle Teil eröffnet.
„Mr. Rodriguez Escorial hat uns von der Unterhaltung mit Ihnen und den dabei getroffenen Vereinbarungen erzählt“, sprach Müller Matthias Barenz an. „Nach den mir vorliegenden Informationen sollten Sie bis zum heutigen Tag entweder den ausstehenden Betrag gezahlt haben, oder aber Kevin Bachmann davon überzeugen, für eine gewisse Zeit unserem Mandanten als Begleiter zur Verfügung zu stehen. Sind diese Informationen zutreffend?“
Selbstbewusst bestätigte Matthias die aufgezählten Bedingungen. „Ja, das sind sie.“
„Und wie ist Ihre Entscheidung ausgefallen?“, stellte Müller die Frage an Barenz.
Für einen Augenblick sah Matthias seine Gegenüber nur an, dann beugte er sich nach vorne und schaute zu Kevin hinüber. „Das weiß ich nicht“, beantwortete er die Frage, ohne dabei den Blick von seinem ehemaligen Gefährten abzuwenden.
Kevin spürte, wie alle Augenpaare sich auf ihn richteten. Während des bisherigen Gesprächs hatte er einen Punkt an der Wand angestarrt, der ein Stückchen oberhalb von Alejandros Kopf lag. So konnte er ihn ansehen, ohne dabei in Verlegenheit zu geraten. Alejandro hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und spielte mit der Tasse, die vor ihm auf dem Tisch stand. Die ganze Zeit über hatte er Kevin angesehen und seine Bewegungen studiert, Matthias war ihm offensichtlich vollkommen egal.
„Das kommt auf die Bedingungen an, wenn ich – um Ihre Worte zu gebrauchen – für eine gewisse Zeit Ihrem Mandanten als Begleiter zur Verfügung stehe“, richtete er das Wort an Dominik Müller. Dieser nickte.
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