Elantris
drehte sich um und nickte in Richtung des Wachhauses der elantrischen Stadtwache, das weit unten am Fuß der Mauer von Fackeln erleuchtet wurde. »Die Stadtwache besteht aus - was, fünfhundert Mann? Vielleicht siebenhundert?
Wenn man die örtliche Polizei und private Wachmänner wie die Euren dazurechnet, gibt es in Kae vielleicht tausend Soldaten. Zusammen mit Lord Eondels Truppen sind es immer noch weniger als fünfzehnhundert Berufssoldaten in der näheren Umgebung.«
»Na und?«, wollte Telrii wissen.
Hrathen drehte sich wieder um. »Glaubt Ihr wirklich, der Wyrn benötigt eine Revolution, um Arelon in seine Gewalt zu bringen?«
»Der Wyrn verfügt über kein Heer«, sagte Telrii. »Fjorden hat lediglich rudimentäre Verteidigungskräfte.«
»Ich habe nicht von Fjorden gesprochen«, sagte Trathen. »Ich habe vom Wyrn gesprochen, dem Herrn aller Schöpfung und Oberhaupt des Shu-Dereth. Kommt schon, Lord Telrii. Seien wir offen miteinander. Wie viele Soldaten gibt es in Hrovell? In Jaador? In Svorden? In den anderen Ländern des Ostens? Das sind alles Völker, die sich dem derethischen Glauben verschworen haben. Meint Ihr nicht, dass sie auf des Wyrns Befehl hin in den Krieg ziehen würden?«
Telrii zögerte.
Hrathen nickte, als er sah, wie Verständnis in den Augen des Herzogs dämmerte. Der Mann hatte ja keine Ahnung! In Wahrheit war der Wyrn noch nicht einmal auf ein Heer aus Fremden angewiesen, um Arelon zu erobern. Kaum jemand außerhalb der Priesterschaft ahnte etwas von der zweiten, viel mächtigeren Streitmacht, auf die der Wyrn zurückgreifen konnte: die Klöster. Seit Jahrhunderten unterrichtete die Geistlichkeit ihre Mönche in Kriegsführung, der Verübung von Attentaten und ... anderen Künsten. Arelons Verteidigungsanlagen waren so schwach, dass wahrscheinlich die Bewohner eines einzigen Klosters das Land einnehmen könnten.
Hrathen erzitterte bei dem Gedanken, die ... Mönche, die im Kloster Dakhor ausgebildet wurden, könnten auf das schutzlose Arelon losgelassen werden. Er senkte den Blick auf seinen Arm, die Stelle, an der er - unter seiner gepanzerten Rüstung - die Male seiner Zeit dort trug. Doch dergleichen konnte er Telrii nicht wissen lassen.
»Mylord«, sagte Hrathen freimütig, »ich befinde mich hier in Arelon, weil der Wyrn dem Volk die Möglichkeit zu einem friedlichen Religionswechsel geben möchte. Wenn er das Land zermalmen wollte, so könnte er das. Stattdessen hat er mich geschickt. Mein einziges Ziel besteht darin, einen Weg zu finden, das arelische Volk zu bekehren.«
Telrii nickte bedächtig.
»Der erste Schritt, um dieses Land zu bekehren«, sagte Hrathen, »besteht darin sicherzustellen, dass die Regierung der derethischen Sache gegenüber positiv eingestellt ist. Dazu benötigt es einen Führungswechsel, man müsste einen neuen König auf den Thron setzen.«
»Dann habe ich also Euer Wort?«, fragte Telrii.
»Der Thron wird Euch gehören«, sagte Hrathen.
Telrii nickte. Offensichtlich hatte er nur darauf gewartet. Bisher waren Hrathens Versprechen vage ausgefallen, doch er konnte es sich nicht länger leisten, sich nicht festzulegen. Seine Versprechen lieferten Telrii den verbalen Beweis, dass Hrathen versuchte, den Thron zu untergraben - ein kalkuliertes Risiko, aber Hrathen war ausgesprochen gut, was solche Kalkulationen betraf.
»Es wird Leute geben, die Euch Widerstand leisten werden«, warnte Telrii.
»Zum Beispiel?«
»Diese Frau, Sarene«, sagte Telrii. »Ihre angebliche Dummheit ist offensichtlich gespielt. Meine Informanten sagen, dass sie ein krankhaftes Interesse an Euren Aktivitäten entwickelt hat, und auf meinem Fest heute Abend hat sie Erkundigungen über Euch eingezogen.«
Telriis Scharfsinn kam überraschend für Hrathen. Der Mann wirkte so großspurig, so pompös; doch offensichtlich war er nicht völlig unfähig. Das konnte ein Vorteil oder ein Nachteil sein.
»Macht Euch keine Sorgen wegen des Mädchens«, meinte Hrathen. »Nehmt einfach das Geld, das wir Euch zur Verfügung gestellt haben, und wartet ab. Es wird sich Euch bald eine Gelegenheit bieten. Ihr habt von den Neuigkeiten gehört, die der König heute Abend vernommen hat?«
Nach einer Weile nickte Telrii.
»Die Dinge entwickeln sich wie versprochen«, sagte Hrathen. »Nun müssen wir nur geduldig sein.«
»Na gut«, sagte Telrii. Er hatte immer noch seine Vorbehalte, doch Hrathens Logik - zusammen mit dem offenen Thronversprechen - hatte offensichtlich gereicht, ihn umzustimmen. Der Herzog
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