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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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wie Raodens. Nachdem Raoden Ien ein paar Momente länger betrachtet hatte, widmete er sich erneut seinem Buch über AonDor. Er kam jedoch nicht weit, bevor Galladon etwas anderes ansprach.
»Was vermisst du am meisten, Sule?«, wollte der Dula nachdenklich wissen.
»Was ich am meisten vermisse? Von der Welt draußen?«
»Kolo«, sagte Galladon. »Was würdest du hierher nach Elantris holen, wenn du könnest?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Raoden. »Darüber müsste ich erst nachdenken. Und du?«
»Mein Haus.« Galladon klang nostalgisch. »Ich habe es selbst gebaut, Sule. Habe jeden einzelnen Baum gefällt, jedes Brett zurechtgeschnitten und jeden Nagel festgehämmert. Es war wunderschön. Kein Herrenhaus und kein Palast kann mit etwas mithalten, was man eigenhändig erschaffen hat.«
Raoden nickte und sah das Häuschen vor seinem geistigen Auge. Was hatte ihm gehört, was er nun am meisten vermisste? Als Sohn eines Königs hatte er viele Dinge besessen. Die Antwort, die ihm jetzt in den Sinn kam, überraschte ihn jedoch.
»Briefe«, sagte er. »Ich würde einen Stapel Briefe herholen.«
»Briefe, Sule?« Offensichtlich hatte Galladon diese Antwort nicht erwartet. »Von wem?«
»Von einem Mädchen.«
Galladon lachte. »Eine Frau, Sule? Ich wäre niemals darauf gekommen, dass du ein Romantiker bist.«
»Bloß weil ich nicht mit einer theatralischen Leichenbittermiene herumlaufe wie eine Figur aus einem eurer duladenischen Liebesromane, heißt das nicht, dass mir solche Sachen völlig fremd sind.«
Galladon hob abwehrend die Hände. »Sei nicht gleich delusedoo, Sule. Ich bin ja bloß überrascht. Wer war das Mädchen?«
»Ich sollte sie heiraten«, erklärte Raoden.
»Muss eine tolle Frau gewesen sein.«
»Ja, muss wohl«, pflichtete Raoden ihm bei. »Ich wünschte, ich wäre ihr begegnet.«
»Du hast sie noch nie getroffen?«
Raoden schüttelte den Kopf. »Deshalb die Briefe, mein Freund. Sie hat in Teod gelebt, genauer gesagt war sie die Tochter des Königs. Vor einem Jahr hat sie angefangen, mir Briefe zu schicken. Sie hat wunderschöne Briefe geschrieben. Ihre Worte versprühten so viel Esprit, dass ich nicht umhinkonnte, ihr zu antworten. Wir hatten knappe fünf Monate in Briefkontakt gestanden, da hat sie mir einen Antrag gemacht.«
»Sie hat dir einen Antrag gemacht?«, fragte Galladon.
»Völlig unerschrocken«, sagte Raoden mit einem Lächeln. »Die Sache hatte natürlich politische Gründe. Sarene wollte ein festes Bündnis zwischen Teod und Arelon.«
»Und du hast ihren Antrag angenommen?«
»Es war eine gute Gelegenheit«, erläuterte Raoden. »Seit der Reod hat sich Teod Arelon gegenüber distanziert verhalten. Abgesehen davon waren diese Briefe einfach berauschend. Das letzte Jahr ... war schwierig. Mein Vater scheint fest entschlossen zu sein, Arelon in den Ruin zu treiben, und er ist kein Mann, der andere Meinungen duldet. Doch wann immer ich den Eindruck hatte, die Last würde zu schwer, erhielt ich einen Brief von Sarene. Sie hatte auch ein Seon, und nachdem unsere Verlobung publik gemacht worden war, haben wir regelmäßig miteinander gesprochen. Sie trat gewöhnlich abends in Verbindung mit mir, und ihre Stimme erklang durch Ien und hat mich in ihren Bann geschlagen. Manchmal haben wir stundenlang miteinander geredet.«
»Was war das doch gleich noch mal von wegen du würdest nicht mit einer Leichenbittermiene herumlaufen wie eine Figur aus einem Liebesroman?«, meinte Galladon lächelnd.
Mit einem Schnauben wandte Raoden sich wieder seinem Buch zu. »Jetzt weißt du's. Wenn ich etwas hier haben könnte, würde ich diese Briefe haben wollen. Ich habe mich richtig auf die Hochzeit gefreut, selbst wenn die Verbindung bloß eine Reaktion auf die derethische Invasion Duladels war.«
Es herrschte Schweigen.
»Was hast du da eben gesagt, Raoden?«, wollte Galladon schließlich leise wissen.
»Was? Ach, über die Briefe?«
»Nein. Über Duladel.«
Raoden zögerte. Galladon hatte behauptet, vor »ein paar Monaten« nach Elantris gekommen zu sein, doch Dulas waren für ihre Untertreibungen bekannt. Die Duladenische Republik war vor einem guten halben Jahr gefallen ...
»Ich bin davon ausgegangen, dass du Bescheid weißt«, sagte Raoden.
»Worüber, Sule?«, fragte Galladon. »Du bist davon ausgegangen, dass ich worüber Bescheid weiß?«
»Es tut mir leid, Galladon«, sagte Raoden voller Mitgefühl. Er drehte sich um und setzte sich aufrecht hin. »Die Duladenische Republik ist

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