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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gewesen sein, aber er war ganz gewiss ein Geschöpf, das Jaddeth verflucht hatte. Hrathen schuldete dem Elantrier nichts.
Dennoch bereute er es, das Geschöpf verbrennen zu müssen. Leider hatten Dilafs Verletzungen den Elantrier jedoch offensichtlich in den Wahnsinn getrieben, und man konnte ihn unmöglich in diesem Zustand in die Stadt zurückschicken. Es hatte keine andere Wahl als die Flammen gegeben.
Hrathen beobachtete die Augen des bemitleidenswerten Mannes, bis die Flammen ihn vollständig aufgezehrt hatten.
»Und das lodernde Feuer von Jaddeths Missfallen möge sie reinigen«, flüsterte Dilaf, eine Stelle aus dem Do-Dereth zitierend.
»Jaddeth allein steht es zu, ein Urteil zu fällen, und vollstreckt wird es von seinem einzigen Diener, dem Wyrn«, zitierte Hrathen eine andere Passage aus demselben Buch. »Du hättest mich nicht zwingen sollen, dieses Geschöpf umzubringen.«
»Es war unvermeidlich«, sagte Dilaf. »Letzten Endes muss sich alles Jaddeths Willen beugen - und es ist sein Wille, dass Elantris brennen soll. Ich bin lediglich dem Schicksal gefolgt.«
»Mit deinem irren Gerede hättest du beinahe die Kontrolle über die Menge verloren, Arteth«, fuhr Hrathen ihn an. »Ein Aufstand muss äußerst sorgfältig geplant und ausgeführt werden, ansonsten wird er sich genauso wahrscheinlich gegen seine Anstifter richten wie gegen deren Feinde.«
»Ich ... habe mich mitreißen lassen«, sagte Dilaf. »Aber einen Elantrier umzubringen hätte nicht zu einem Aufstand geführt.«
»Das weißt du nicht. Was ist außerdem mit Iadon?«
»Wie könnte er Einwände erheben?«, fragte Dilaf. »Er selbst hat angeordnet, dass entflohene Elantrier verbrannt werden können. Er würde niemals Partei für Elantris ergreifen.«
»Aber er könnte Partei gegen uns ergreifen!«, sagte Hrathen. »Du hast unrecht daran getan, dieses Geschöpf vor die Versammlung zu bringen.«
»Die Menschen hatten ein Recht zu sehen, was sie hassen sollen.«
»Die Menschen sind noch nicht so weit«, versetzte Hrathen barsch. »Ihr Hass soll keine konkreten Formen annehmen. Wenn sie anfangen, die Stadt in Stücke zu reißen, wird Iadon unserem Predigen ein Ende setzen.«
Dilafs Augen verengten sich. »Ihr klingt, als versuchtet Ihr, das Unvermeidliche zu umgehen, mein Hroden. Ihr habt diesen Hass geschürt. Seid Ihr nun nicht willens, die Verantwortung für die Tode zu tragen, die er nach sich ziehen wird? Hass und Abscheu können nicht lange ohne >konkrete Form< bleiben - sie werden einen Weg finden, um sich Luft zu machen.«
»Aber wann das geschieht, bestimme ich«, sagte Hrathen kalt. »Ich bin mir meiner Verantwortung durchaus bewusst, Arteth, wenngleich ich auch bezweifeln möchte, dass du Verständnis dafür hast. Du hast mir eben weismachen wollen, dass es von Jaddeth vorherbestimmt gewesen sei, diesen Elantrier umzubringen - dass du nur dem von Jaddeth vorgegebenen Schicksal gefolgt bist, als du mich zum Handeln zwangst. Wie verhält es sich nun also? Wären die Toten, die ein von mir angezettelter Aufstand fordert, meine Schuld oder einfach nur der Wille Gottes? Wie kannst du ein unschuldiger Diener sein, während ich die volle Verantwortung für die Bewohner dieser Stadt übernehmen muss?«
Dilaf stieß scharf die Luft aus. Doch er wusste, wann er eine Niederlage einstecken musste. Nach einer knappen Verbeugung drehte er sich um und betrat die Kapelle.
Hrathen blickte dem Artethen nach, der innerlich vor Wut kochte. An diesem Abend hatte Dilaf töricht und impulsiv gehandelt. Versuchte er, Hrathens Autorität zu untergraben, oder handelte er nur aufgrund seines leidenschaftlichen Eifers? Traf Letzteres zu, war es Hrathens eigene Schuld, dass es beinahe zum Aufstand gekommen wäre. Schließlich war er so stolz auf seinen Einfall gewesen, Dilaf als wirksames Werkzeug einzusetzen. Hrathen schüttelte den Kopf und atmete nervös aus. An diesem Abend hatte er Dilaf besiegt, doch die Spannung zwischen ihnen wuchs ständig. Sie konnten es sich nicht leisten, dass man sie streiten sah. Gerüchte über Uneinigkeiten in den Rängen der derethischen Priesterschaft würden ihre Glaubwürdigkeit zunichte machen.
Ich werde etwas bezüglich des Artethen unternehmen müssen, entschied Hrathen resigniert. Dilaf wurde immer mehr zu einer Belastung.
Nachdem Hrathen diese Entscheidung getroffen hatte, wandte er sich zum Gehen. Dabei fiel sein Blick jedoch erneut auf die verkohlten Überreste des Elantriers, und er erschauderte wider Willen. Dass der

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