Elantris
noch etwas weiter zu besänftigen. »Doch es liegt nicht an uns, sie zu bestrafen. Das ist Jaddeths Vergnügen! Wir haben eine andere Aufgabe.
Diese Kreatur, dieser Dämon, das ist das Etwas, mit dem wir Mitleid haben sollen, wenn es nach den korathischen Priestern ginge! Ihr fragt euch, warum Arelon im Vergleich zu den Ländern im Osten arm ist? Weil ihr die korathische Torheit duldet! Deshalb fehlen euch die Reichtümer und der Segen, den man in Ländern wie Jindo und Svorden vorfindet. Die korathischen Priester sind zu milde. Es mag nicht unsere Aufgabe sein, diese Geschöpfe zu vernichten, aber genauso wenig ist es unsere Aufgabe, uns um sie zu kümmern! Ganz gewiss sollten wir sie nicht bemitleiden oder dulden, dass sie in einer so prächtigen, reichen Stadt wie Elantris leben.«
Hrathen löschte die Fackel und befahl einem Priester mit einem Wink, das Gleiche mit den Fackeln zu tun, die den erbärmlichen Elantrier erhellten. Sobald deren Flammen erloschen waren, war der Elantrier nicht mehr zu sehen, und die Menschenmenge beruhigte sich allmählich.
»Vergesst nicht«, sagte Hrathen. »Es sind die korathischen Priester, die sich um die Elantrier kümmern. Selbst jetzt wollen sie sich nicht festlegen, wenn man sie fragt, ob die Elantrier Dämonen sind. Die korathischen Priester haben Angst, dass die Stadt ihre einstige Pracht wiedererlangt, aber wir wissen es besser. Wir wissen, dass Jaddeth seinen Fluch endgültig verhängt hat. Für die Verdammten gibt es kein Erbarmen!
Der Shu-Korath ist der Quell all eurer Leiden. Er ist es, der Elantris unterstützt und beschützt. Den elantrischen Fluch werdet ihr nie los sein, solange die korathischen Priester in Arelon herrschen. Ich sage euch also, gehet hin! Erzählt euren Freunden, was ihr erfahren habt, und bringt sie dazu, den korathischen Ketzereien den Rücken zu kehren!«
Es herrschte Schweigen. Dann erklangen die ersten zustimmenden Rufe. Die allgemeine Unzufriedenheit war erfolgreich umgeleitet. Hrathen beobachtete die Leute sorgsam, als sie in beifälligen Jubel ausbrachen und sich schließlich zerstreuten. Ihr rachsüchtiger Hass war größtenteils verflogen. Erleichtert seufzte Hrathen auf - es würde keine mitternächtlichen Überfälle auf korathische Priester oder Tempel geben. Dilafs Rede war zu flüchtig gewesen, zu schnell vorbei, um bleibenden Schaden anzurichten. Die Katastrophe war noch einmal abgewendet.
Hrathen drehte sich um und betrachtete Dilaf. Der Arteth hatte die Tribüne verlassen, als Hrathen die Kontrolle an sich gerissen hatte, und stand nun da und sah bockig zu, wie seine Gemeinde verschwand.
Am liebsten würde er sie alle ebenfalls in fanatische Eiferer verwandeln, dachte Hrathen. Allerdings würde die Leidenschaft dieser Menschen sich nach der Hitze des Gefechts rasch wieder legen. Sie brauchten mehr. Sie brauchten Wissen, nicht bloß Hysterie.
»Arteth«, sagte Hrathen streng, was Dilafs Aufmerksamkeit erregte. »Wir müssen uns unterhalten.«
Der Arteth kämpfte einen wütenden Blick nieder und nickte dann. Der Elantrier schrie immer noch den Tod herbei. Hrathen wandte sich an zwei andere Artethen und wies auf den Elantrier. »Holt das Geschöpf und trefft mich im Garten.«
Hrathen drehte sich zu Dilaf um und nickte kurz in Richtung des Tores an der Rückwand der derethischen Kapelle. Dilaf tat, wie ihm geheißen, und ging auf den Garten zu. Hrathen folgte ihm, wobei er an dem verwirrten Hauptmann der elantrischen Stadtwache vorbeikam.
»Mylord?«, fragte der Mann. »Der junge Priester hat mich abgefangen, bevor ich in die Stadt zurückkehren konnte. Er sagte, Ihr wolltet das Geschöpf zurückhaben. Habe ich etwas falsch gemacht?«
»Alles bestens«, erwiderte Hrathen kurz angebunden. »Kehrt auf Euren Posten zurück. Wir kümmern uns um den Elantrier.«
Der Elantrier schien die Flammen trotz der schrecklichen Schmerzen, die sie ihm bereiten mussten, zu begrüßen.
Dilaf kauerte an der Seite und folgte dem Spektakel mit gierigen Blicken, obgleich es Hrathen - nicht Dilaf - gewesen war, der die Fackel auf den mit Öl übergossenen Elantrier geworfen hatte. Hrathen sah zu, wie die arme Kreatur verbrannte, bis die Geräusche des Feuers endlich ihre Schmerzensschreie zum Verstummen brachten. Der Körper des Geschöpfes schien in den emporzüngelnden Flammen gut - zu gut - zu brennen.
Hrathen hatte Gewissensbisse, weil er Diren verraten hatte, obwohl es töricht war, so zu empfinden - der Elantrier mochte vielleicht kein echter Teufel
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