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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Mann seine Opferung derart willkommen geheißen hatte, rief Erinnerungen in Hrathen wach - Erinnerungen, die er lange zu bannen gesucht hatte. Bilder von Schmerzen, von Opfern und vom Tod.
Erinnerungen an Dakhor.
Er kehrte den verkohlten Knochen den Rücken zu und ging auf die Kapelle zu. An diesem Abend hatte er noch eine weitere Aufgabe zu bewältigen.
Das Seon schwebte aus seiner Kiste hervor, da es auf Hrathens Befehl reagierte. Im Geiste schalt Hrathen sich selbst, denn dies war bereits das zweite Mal binnen einer Woche, dass er sich des Geschöpfes bediente. Man durfte auf keinen Fall von seinem Seon abhängig werden. Dennoch fiel Hrathen kein anderer Weg ein, um sein Ziel zu erreichen. Dilaf hatte recht: Ihnen blieb nicht viel Zeit. Seit seiner Ankunft in Arelon waren bereits vierzehn Tage verstrichen, und davor hatte er eine Woche für die Anreise gebraucht. Von der Zeitspanne, die ihm ursprünglich gewährt worden war, waren nur noch siebzig Tage übrig, und obgleich die Gemeinde an diesem Abend zahlreich gewesen war, hatte Hrathen bisher doch nur einen winzigen Bruchteil von Arelon bekehrt.
Nur eines gab ihm Hoffnung: Arelons Adel war vorwiegend in Kae anzutreffen. Es war politischer Selbstmord, Iadons Hof fernzubleiben. Der König vergab Titel so leichtfertig, wie er sie wieder wegnahm, und man musste sich ständig sehen lassen, wenn man sich seinen Platz in Adelskreisen sichern wollte. Dem Wyrn war es gleichgültig, ob Hrathen die Volksmassen bekehrte oder nicht. Solange sich ihm die Aristokratie beugte, galt das Land als derethisch.
Hrathen hatte also eine reelle Chance, auch wenn noch viel Arbeit vor ihm lag. Ein wichtiger Teil davon betraf den Mann, den Hrathen nun kontaktieren würde. Es handelte sich nicht um einen Gyorn, was die Verwendung eines Seons ein wenig unüblich machte. Allerdings hatte der Wyrn ihm niemals ausdrücklich verboten, andere Leute mithilfe des Seons zu kontaktieren. Deshalb konnte Hrathen seine Vorgehensweise vor sich selbst rechtfertigen.
Das Seon reagierte sofort, und schon bald erschien Fortons Mausgesicht mit den großen Ohren im Licht der schwebenden Kugel.
»Wer ist da?«, fragte er in dem harten fjordellischen Dialekt, den man in dem Land Hrovell sprach.
»Ich bin es, Forton.«
»Mylord Hrathen?«, fragte Forton überrascht. »Mylord, es ist lange her.«
»Ich weiß, Forton. Ich hoffe, dass es Euch gut geht.«
Der Mann lachte fröhlich, wobei aus dem Lachen schnell ein pfeifendes Keuchen wurde. Forton litt an chronischem Husten, was Hrathens Ansicht nach zweifellos an den diversen Substanzen lag, die der Mann so gern rauchte.
»Selbstverständlich, Mylord«, sagte Forton hustend. »Wann geht es mir schon einmal nicht gut?« Forton war ein Mann, der mit seinem Leben absolut zufrieden war - was ebenfalls an den diversen Substanzen lag, die er so gern rauchte. »Was kann ich für Euch tun?«
»Ich benötige einen Eurer Tränke, Forton«, sagte Hrathen.
»Gewiss, gewiss. Was soll er bewirken?«
Hrathen lächelte. Forton war ein Genie, an das niemand sonst herankam. Aus diesem Grund duldete Hrathen seine Verschrobenheiten. Der Mann besaß nicht nur ein Seon, sondern war auch ein gläubiger Anhänger der Mysterien, einer entarteten Form des jeskerischen Glaubens, die man hauptsächlich in ländlichen Gegenden antraf. Obgleich Hrovell offiziell eine derethische Nation war, bestand es größtenteils aus primitiven, kaum bevölkerten ländlichen Regionen, die sich nur sehr schwer überwachen ließen. Viele Bauern besuchten andächtig die derethischen Gottesdienste und nahmen anschließend mit der gleichen Inbrunst an ihren mitternächtlichen Mysterienzeremonien teil. Forton selbst galt in seiner Stadt als eine Art Mystiker, auch wenn er sich in seinen Gesprächen mit Hrathen immer überaus derethisch orthodox gab.
Hrathen erklärte, was er wollte, und Forton wiederholte es.
Obwohl Forton häufig unter Drogen stand, war er vortrefflich im Mischen von Zaubertränken, Giften und Elixieren. Hrathen war in ganz Sycla keinem einzigen Mann begegnet, der in dieser Hinsicht an Forton heranreichte. Einer der selbstgemischten Tränke des verschrobenen Mannes hatte Hrathen einst genesen lassen, nachdem ein politischer Feind ihn vergiftet hatte. Es hatte geheißen, gegen die langsam wirkende Substanz gäbe es kein Gegenmittel.
»Kein Problem, Mylord«, versprach Forton nun in seinem starken Dialekt. Obwohl Hrathen schon seit Jahren mit den Hrovenen zu tun hatte, hatte er immer noch

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