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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sagte Omin. Seine Worte kamen sanft, beinahe plätschernd hervor. »Irgendwann einmal müsst Ihr geglaubt haben, ansonsten wärt Ihr nicht lange genug Priester geblieben, um es bis zum Gyorn zu bringen. Doch irgendwann ist er Euch abhanden gekommen. Ich habe mir Eure Predigten angehört. Ich höre Logik und überdurchschnittlichen Verstand heraus, ganz zu schweigen von absoluter Entschlossenheit. Bloß Glauben höre ich keinen, und ich frage mich, was damit geschehen ist.«
Innerlich zischte Hrathen erbost. Langsam atmete er durch die Zähne hindurch ein. »Geht«, befahl er schließlich, ohne noch einmal auf den Priester hinabzusehen.
Als Omin ihm nicht antwortete, drehte Hrathen sich um. Der Arelene war bereits fort. Er spazierte gemächlich die Mauer entlang, als habe er Hrathens Anwesenheit vergessen.
In dieser Nacht stand Hrathen lange auf der Mauer.
Kapitel 22
    Raoden schob sich ein Stückchen vorwärts und lugte langsam um die Ecke. Eigentlich hätte er schwitzen sollen; ja, er hob immer wieder die Hand, um sich über die Stirn zu wischen, obwohl er nichts weiter erreichte, als schwarzen elantrischen Schmutz in seinem Gesicht zu verteilen. Seine Knie zitterten leicht, während er sich an den morschen Holzzaun kauerte und besorgt die Seitenstraße nach möglichen Gefahren absuchte.
»Sule, hinter dir!«
    Überrascht drehte sich Raoden auf Galladons Warnung hin um, wobei er auf dem glitschigen Kopfsteinpflaster ausrutschte und zu Boden glitt. Der Sturz war seine Rettung. Noch während Raoden versuchte, Halt zu finden, spürte er etwas über sich durch die Luft sausen. Der Barbar heulte mitten im Sprung enttäuscht auf, als er ins Leere traf und durch den Zaun stürzte, woraufhin verrottete Holzsplitter in die Luft stoben.
    Raoden stand unbeholfen auf. Der Barbar bewegte sich um einiges schneller. Der Mann, der eine Glatze hatte und so gut wie nackt war, heulte erneut auf, riss am Rest des Zaunes und bahnte sich einen Weg, indem er wie ein tollwütiger Hund jaulte und das Holz zerfetzte.
    Galladon traf den Mann mit einer Planke direkt ins Gesicht. Während der Mann noch benommen war, packte Galladon einen Pflasterstein und hieb seinem Gegner damit seitlich gegen den Kopf. Der Barbar brach zusammen und blieb reglos am Boden liegen.
    Galladon richtete sich wieder auf. »Irgendwie werden sie stärker, Sule«, sagte er und ließ den Pflasterstein fallen. »Sie scheinen kaum mehr schmerzempfindlich zu sein. Kolo?«
    Raoden nickte und beruhigte sich langsam wieder. »Es ist ihnen seit Wochen schon nicht mehr gelungen, einen Neuankömmling einzufangen. Ihre Verzweiflung wächst, und sie werden immer mehr zu Tieren. Ich habe von Kriegern gehört, die im Laufe eines Kampfes so wütend werden, dass sie nicht einmal auf tödliche Wunden achten.« Raoden hielt inne, während Galladon den Angreifer mit einem Stock anstieß, um sicherzugehen, dass er sich nicht nur tot stellte.
    »Vielleicht haben sie das große Geheimnis gelöst, wie man die Schmerzen abstellt«, sagte Raoden leise.
»Dazu müssen sie lediglich ihr Menschsein preisgeben«, sagte Galladon kopfschüttelnd, während sie weiter durch das Gebiet schlichen, das einst der Markt von Elantris gewesen war. Sie gingen an Haufen rostigen Metalls und zerbrochener Keramikwaren vorbei, in die Aonen eingeritzt waren. Früher einmal hatten diese eingeritzten Zeichen wunderbare Wirkungen gehabt, und ihre Zauberkräfte hatten beispiellose Preise erzielt. Jetzt stellten die Scherben nur mehr Hindernisse dar, denen Raoden aus dem Weg gehen musste, damit sie nicht geräuschvoll unter seinen Füßen zerbrachen.
»Wir hätten Saolin mitnehmen sollen«, flüsterte Galladon.
Raoden schüttelte den Kopf. »Saolin ist ein wunderbarer Soldat und ein wackerer Mann, aber er hat überhaupt kein Talent dafür, sich leise anzuschleichen. Selbst ich kann ihn hören, wenn er im Anmarsch ist. Abgesehen davon hätte er darauf bestanden, einen Wachtrupp mitzunehmen. Er will einfach nicht glauben, dass ich auch allein auf mich aufpassen kann.«
Galladon warf einen Blick auf den gefallenen Barbaren und sah Raoden dann hämisch an. »Wie du meinst, Sule.«
Raoden lächelte leicht. »Na gut«, räumte er ein, »vielleicht wäre er nützlich gewesen. Aber seine Männer hätten es sich nicht nehmen lassen, mich zu verhätscheln. Ehrlich, ich habe gedacht, all das sei vorbei, seit ich nicht mehr im Palast meines Vaters lebe.«
»Menschen beschützen Dinge, die ihnen wichtig sind«, sagte Galladon mit

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