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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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hinabgestiegen - körperlich, geistig und spirituell - und war als stärkerer Mann zurückgekehrt. Dilafs Bann war gebrochen. Erst jetzt erkannte Hrathen, dass die Ketten, mit denen Dilaf ihn gefesselt hatte, aus seinem eigenen Neid und seiner Unsicherheit geschmiedet gewesen waren. Er hatte sich von Dilafs Leidenschaft bedroht gefühlt, denn er hatte befürchtet, sein eigener Glaube sei dem nicht ebenbürtig. Doch nun war seine Entschlossenheit unangreifbar, ganz so wie bei seiner Ankunft in Arelon. Er würde der Retter dieser Nation sein!
    Dilaf gab unzufrieden nach. Der Arteth versprach verdrossen, keine Andachten oder Predigten mehr ohne Hrathens ausdrückliche Genehmigung zu veranstalten. Und im Gegenzug dafür, dass Dilaf offiziell zum Oberartethen der Kapelle ernannt wurde, erklärte er sich auch bereit, zahlreiche Odive von ihrem Eid zu entbinden und stattdessen auf die weniger verbindliche Stellung des Krondets einzuschwören. Die größ te Veränderung war allerdings nicht im Handeln des Artethen zu beobachten, sondern in Hrathens eigenem Selbstbewusstsein. Solange Hrathen wusste, dass sein Glaube genauso stark wie Dilafs war, würde der Arteth nicht in der Lage sein, ihn zu manipulieren.
    Dilaf ließ jedoch nicht in seinem Eifer nach, Elantris zerstören zu wollen. »Sie sind ruchlos!«, meinte der Arteth beharrlich, während sie auf die Kapelle zugingen. Die Predigt an diesem Abend war äußerst erfolgreich gewesen. Hrathen konnte mittlerweile drei Viertel des ansässigen arelischen Adels zu den Anhängern oder Sympathisanten des derethischen Glaubens zählen. Telrii würde sich im Laufe der Woche krönen lassen, und sobald seine Herrschaft ein wenig gefestigt war, würde er seinen Übertritt zum Shu-Dereth verkünden. Arelon gehörte Hrathen, und von der Frist des Wyrns war noch ein ganzer Monat übrig.
    »Die Elantrier haben ihren Zweck erfüllt, Arteth«, erläuterte Hrathen Dilaf im Gehen. Die Nacht war kalt, wenn auch nicht so kalt, dass einem der Atem gefror.
»Warum gestattet Ihr mir nicht, gegen sie zu predigen, Mylord?« Dilafs Stimme klang verbittert. Jetzt, da Hrathen ihm verboten hatte, über Elantris zu sprechen, wirkten die Predigten des Artethen beinahe kraftlos.
»Es hat keinen Sinn mehr, gegen Elantris zu predigen«, sagte Hrathen. Er versuchte Dilafs Zorn seine Logik entgegenzusetzen. »Vergiss nicht, dass unser Hass einen Zweck hatte. Nun, da ich Jaddeths allerhöchste Macht über Elantris bewiesen habe, haben wir eindrucksvoll gezeigt, dass unser Gott der einzig wahre, Domi hingegen falsch ist. Unterbewusst begreifen die Leute das.«
»Aber die Elantrier sind trotzdem ruchlos.«
»Sie sind widerwärtig, sie sind gotteslästerlich, und sie sind ganz bestimmt ruchlos. Aber im Moment sind sie zudem unwichtig. Wir müssen uns auf den derethischen Glauben selbst konzentrieren und den Menschen zeigen, wie sie die Verbindung mit Jaddeth eingehen können, indem sie dir oder einem der anderen Artethen die Treue schwören. Sie spüren unsere Macht, und es ist unsere Pflicht, ihnen zu zeigen, wie sie daran teilhaben können.«
»Und Elantris kommt davon?«, wollte Dilaf wissen.
»Nein, ganz gewiss nicht«, sagte Hrathen. »Uns bleibt Zeit genug, uns darum zu kümmern, sobald dieses Land - und sein Monarch - fest in Jaddeths Griff sind.«
Hrathen wandte sich lächelnd von dem finster dreinblickenden Dilaf ab.
Es ist vorbei, kam es ihm in den Sinn. Ich habe es tatsächlich geschafft: Ich habe das Volk ohne blutige Revolution bekehrt. Sein Werk war jedoch noch nicht vollendet. Arelon gehörte ihm, aber es blieb immer noch ein Land übrig.
Hrathen hatte Pläne für Teod.
Kapitel 43
    Die Tür war von innen verriegelt gewesen, aber das Holz war Teil des ursprünglichen Elantris und damit der gleichen Fäulnis ausgesetzt gewesen, die auch die restliche Stadt befallen hatte. Galladon sagte, die morsche Tür sei praktisch bei der geringsten Berührung aus den Angeln gefallen. Im Innern lag ein dunkles Treppenhaus verborgen, dessen Stufen von zehn Jahren Staub bedeckt waren. Nur die Fußspuren eines einzigen Menschen hatten sich in dem Staub abgezeichnet - und es war klar, dass nur die Füße des hünenhaften Galladon sie hinterlassen haben konnten.
    »Und die Treppen führen bis ganz nach oben?«, fragte Raoden, als er über die feuchten Überreste der Tür stieg.
»Kolo«, sagte Galladon. »Und sie sind bis oben von Mauerwerk umgeben. Nur ab und an gibt es Fensterschlitze, durch die Licht dringt. Ein

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