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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Raoden zu. »Schließlich hast du mich hierher getrieben.«
»Ja, aber es ist ursprünglich auf deinem Mist gewachsen, nach einer Treppe zu suchen.«
Raoden nickte, als er sich ihres kurzen Gesprächs vor drei Tagen entsann. Ist das wirklich schon so lange her?, fragte er sich. Er hatte es kaum bemerkt. Vielleicht hatte er tatsächlich ein wenig zu viel Zeit mit Sarene verbracht. Doch er hatte nicht die Spur eines schlechten Gewissens.
»Da«, sagte Galladon, die Augen zusammengekniffen, und deutete auf die Stadt.
»Was?« Raoden folgte der Geste des Dulas.
»Ich kann eine Flagge sehen«, sagte Galladon. »Unsere verschwundene Stadtwache.«
In einiger Entfernung konnte Raoden mit Mühe und Not einen roten Farbtupfen erkennen: eine Standarte. »Bist du sicher?«
»Ganz sicher«, meinte Galladon.
Raoden kniff die Augen zusammen und erkannte das Gebäude, über dem die Standarte wehte. »Das ist Herzog Telriis Villa. Was kann die elantrische Stadtwache bloß mit ihm zu tun haben?«
»Vielleicht steht er unter Arrest«, sagte Galladon.
»Nein«, widersprach Raoden. »Die Wache ist keine Polizei.«
»Wieso würden sie dann die Mauer verlassen?«, wollte Galladon wissen.
Raoden schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher. Irgendetwas liegt im Argen. Und zwar sehr.«
Tief in Gedanken versunken kletterten Raoden und Galladon wieder die Treppe hinab.
Es gab nur eine Möglichkeit herauszufinden, was mit der Stadtwache los war. Sarene war die einzige Elantrierin, die seit dem Verschwinden der Wache in die Stadt geworfen worden war. Nur von ihr konnten sie etwas über das derzeitige politische Klima im Land erfahren.
Sarene sträubte sich allerdings immer noch, über die Außenwelt zu sprechen. Etwas in den letzten Tagen vor ihrem Exil musste äußerst schmerzlich gewesen sein. Da Raoden ihre Qualen spüren konnte, hatte er es vermieden nachzubohren. Er wollte auf keinen Fall riskieren, sie zu vergraulen. Es war nämlich tatsächlich so, dass er die Zeit mit Sarene genoss. Ihr trockener Humor brachte ihn zum Lachen, ihre Intelligenz faszinierte ihn, und ihre Persönlichkeit gab ihm Mut. Nachdem Raoden es zehn Jahre lang mit Frauen zu tun gehabt hatte, deren ganzes Denken offensichtlich ihrem Äußeren galt - ein Zustand aufgezwungener Beschränktheit, deren deutlichstes Beispiel seine willensschwache Stiefmutter war -, war Raoden bereit für eine Frau, die nicht beim ersten Anzeichen einer Auseinandersetzung zurückschreckte. Eine Frau, so wie seine Mutter bis zu ihrem Tod gewesen war.
Doch eben diese unbeugsame Art war genau der Grund, weshalb er noch nichts über die Außenwelt erfahren hatte. Keine noch so subtilen Überredungskünste, ja noch nicht einmal direkte Manipulationsversuche entlockten Sarenes Mund auch nur eine Information. Mittlerweile konnte er es sich allerdings nicht mehr leisten, sensibel vorzugehen. Das seltsame Gebaren der Stadtwache war besorgniserregend; jegliche Änderung der Machtverhältnisse konnte für Elantris höchst gefährlich sein.
Sie erreichten den Fuß der Treppe und begaben sich in die
Stadtmitte. Es war ein relativ weiter Weg, der allerdings schnell zurückgelegt war, während Raoden das soeben Gesehene überdachte. Trotz des Untergangs von Elantris hatte in Arelon die letzten zehn Jahre mehr oder weniger Friede geherrscht, zumindest auf nationaler Ebene. Aufgrund eines Verbündeten im Süden, Teods Flotte, die das Meer im Norden bewachte, und des Gebirges im Osten, hatte selbst einem geschwächten Arelon kaum Gefahr von außen gedroht. Im Innern hatte Iado n die Militärgewalt fest im Griff gehabt und den Adel zu politischer Intriganz anstatt militaristischer Attitüden animiert.
Raoden wusste, dass der Friede nicht lange währen konnte, selbst wenn sein Vater die Augen vor dieser Tatsache verschloss. Die Entscheidung, Sarene zu heiraten, hatte für Raoden viel mit dem Umstand zu tun gehabt, dass er auf diese Weise einen formellen Vertrag mit Teod eingehen konnte - und Arelon damit zumindest einen gewissen Zugriff auf die teoische Kriegsflotte verschaffte. Die Arelenen waren nicht ans Kämpfen gewöhnt. Dank des Schutzes der Elantrier waren sie jahrhundertelang zum Pazifismus erzogen worden. Der derzeitige Wyrn wäre ein Narr, wenn er nicht bald angriffe. Er benötigte lediglich einen Vorwand.
Innerer Zwist würde ihm einen solchen Vorwand liefern. Wenn die Stadtwache sich entschlossen hatte, den König zu verraten, würde ein Bürgerkrieg Arelon erneut ins Chaos stürzen, und die

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