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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sie hatten die anderen keinen rechtmäßigen Anspruch auf den Thron. Selbst Roial waren die Hände gebunden. Sie konnten nur hilflos zusehen, wie Telrii seine Macht über den Adel ausbaute. Sarene rechnete damit, noch an diesem Tag von Telriis Krönung zu hören.
    Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie bemerkte, welches Entsetzen ihre Bemerkung bei Lebensgeist ausgelöst hatte. Er hatte sich in einen Sessel fallen lassen, die Augen weit aufgerissen. Sie tadelte sich selbst scharf ob ihrer Taktlosigkeit. Immerhin sprach sie über Lebensgeists ehemaligen König. In den vergangen Wochen war bei Hofe so viel passiert, dass sie ganz abgestumpft war.
»Es tut mir leid«, sagte Sarene. »Das war ein bisschen unverblümt, nicht wahr?« »Iadon ist tot?«, fragte Lebensgeist leise.
    Sarene nickte. »Wie sich herausstellte, hatte er mit den jeskerischen Mysterien zu tun. Sobald das bekannt geworden ist, hat er sich lieber erhängt, als sich der Schande zu stellen.«
    Sie ging nicht näher auf den Part ein, den sie bei den Ereignissen gespielt hatte. Die Dinge waren schon kompliziert genug.
»Jeskerisch?«, wiederholte Lebensgeist. Dann verdüsterte sich seine Miene, und er knirschte mit den Zähnen. »Ich habe ihn immer für einen Toren gehalten, aber ... Wie weit... ist er bezüglich der Mysterien gegangen?«
»Er hat seine Köchinnen und Kammerzofen geopfert«, sagte Sarene, der sogleich übel wurde. Dass sie es vermieden hatte, über diese Dinge zu sprechen, hatte einen guten Grund.
Anscheinend fiel Lebensgeist ihre Blässe auf. »Es tut mir leid.«
»Ist schon gut«, sagte Sarene. Doch sie wusste, egal, was in ihrem Leben noch passieren würde, egal, wohin sie ginge, das schattenumwobene Bild von Iadons Opfer würde sich niemals aus ihren Gedanken verbannen lassen.
»Dann ist jetzt also Telrii König?«, fragte Lebensgeist.
»Bald«, sagte Sarene. »Vielleicht ist er schon gekrönt worden.«
Lebensgeist schüttelte den Kopf. »Was ist mit Herzog Roial? Er ist sowohl reicher als auch angesehener. Eigentlich müsste er den Thron besteigen.«
»Er ist nicht mehr reicher«, sagte Sarene. »Fjorden hat Telriis Einkommen aufgestockt. Er sympathisiert mit dem derethischen Glauben, was leider seinen sozialen Status verbessert hat.«
Lebensgeist runzelte die Stirn. »Mit dem derethischen Glauben zu liebäugeln trägt zur eigenen Beliebtheit bei? Ich habe einiges verpasst, nicht wahr?«
»Wie lange seid Ihr schon hier drinnen?«
»Ein Jahr«, antwortete Lebensgeist leichthin. Das stimmte mit dem überein, was ein paar der anderen Neu-Elantrier ihr erzählt hatten. Niemand wusste genau zu sagen, wie lange Lebensgeist in der Stadt war, aber sie alle schätzten, dass es mindestens ein Jahr sein musste. Die Herrschaft über die rivalisierenden Banden hatte er zwar erst in den vergangenen Wochen an sich gerissen, aber so etwas schaffte man nicht ohne aufwendiges Planen und Vorbereiten.
»Schätzungsweise erklärt das, wie Telrii die Stadtwache auf seine Seite gezogen hat«, murmelte Lebensgeist. »Sie sind schon immer viel zu eifrig darauf bedacht gewesen, den Günstling der Stunde zu unterstützen.«
Sarene nickte. »Sie sind zur Villa des Herzogs umgesiedelt, kurz bevor man mich hier hineingeworfen hat.«
»Also schön«, sagte Lebensgeist. »Ihr werdet ganz von vorn anfangen müssen. Ich brauche so viele Informationen, wie Ihr mir geben könnt.«
Also erzählte sie. Sie begann mit dem Sturz der Duladenischen Republik und der wachsenden Bedrohung durch Fjorden. Sie erzählte ihm von ihrer Verlobung mit Prinz Raoden und den derethischen Machenschaften in Arelon. Während sie sprach, ging ihr auf, dass Lebensgeist das politische Klima in Arelon weitaus gründlicher verstand, als sie es für möglich gehalten hätte. Er begriff rasch, welche Auswirkungen Iadons postumer Erlass haben würde. Auch über Fjorden wusste er gut Bescheid, selbst wenn er sich nicht völlig darüber im Klaren war, wie gefährlich die dortigen Priester sein konnten. Ihm bereiteten die Soldaten Wyrns Kopfzerbrechen.
Am beeindruckendsten war sein Wissen über die verschiedenen Lords und Adeligen von Arelon. Sarene musste ihm deren Persönlichkeiten und Naturelle nicht auseinandersetzen, denn Lebensgeist kannte sie bereits. Ja, er schien sie besser zu kennen, als Sarene selbst es tat. Als sie ihn darauf ansprach, meinte er nur, in Arelon sei es lebenswichtig, jeden Adeligen zu kennen, der mindestens Baron war. Oft hing der Erfolg eines niederen Adeligen davon ab,

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